ICT CHANNEL: An welchen Stellschrauben können Sie drehen, um das eigene Unternehmen und seine Produktionsprozesse nachhaltiger zu machen? Und wie können Sie ihren Handelspartnern und deren Kunden über die reinen Produkte hinaus helfen, das Thema anzugehen?
Schweitzer: Wir drehen schon lange vor dem Trend an Schrauben, die weit über unsere Produktionsprozesse hinausgehen und stetig weiterentwickelt werden. Wir haben uns bereits 2016 ganz bewusst für unser Bürogebäude inkl. Produktionszentrum entschieden, weil es nach den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) für den Gold Standard gebaut und zertifiziert wurde. In Verbindung mit 100% Ökostrom und der konsequenten Investition und Umstellung der Firmenfahrzeuge auf e-Mobilität zeigt das, dass wir keinem Trend hinterherlaufen oder nur Gewinne maximieren wollen. Außerdem sind wir seit 2016 von der Dekra im Bereich Umweltmanagement nach ISO 14001 zertifiziert und stellen uns in diesem Rahmen jedes Jahr aufs Neue einer selbst auferlegten, konstanten Optimierung und deren externer Überwachung.
ICT CHANNEL: Mit Windows 11 schraubt Microsoft die Hardwareanforderungen extrem nach oben und tritt damit eine Austauschwelle los. Was bedeutet das in Kombination mit der recht geringen Restlaufzeit von Windows 10 für ihr Geschäft, und wie ist dieser Schritt aus Ihrer Sicht ökologisch zu bewerten?
Schweitzer: Auch aufbereitete Geräte stehen irgendwann am Ende ihres möglichen Lebenszyklus. Das wird Windows 11 nicht beschleunigen, sondern maximal die Kommunikation und Beratung gegenüber den Kunden. Mit einem Windows 10 Gerät kann er noch bis Ende 2025 viel Freude haben und wird seitens Microsoft mit Updates und Sicherheitspatches versorgt. Immerhin ist es das bisher beliebteste Betriebssystem von Microsoft und hat keinerlei Nachteile gegenüber dem Nachfolger. Letztendlich geht es doch darum, ob ich sehr günstig kaufen möchte und das Update offiziell nicht zur Verfügung steht, oder ob ich bereits ein aufbereitetes Gerät mit den nötigen Anforderungen haben will. Beides ist heute möglich und der Anteil Upgrade-fähiger Geräte wird 2022 deutlich ansteigen. Andererseits haben wir als MAR Partner noch keine offiziellen Aussagen zu der in 2022 kommenden Refurbisher Version von Windows 11. Es könnte gut sein, dass die Hardwareanforderungen noch angepasst werden, da bereits heute eine Neuinstallation von Windows 11 auf deutlich älteren Prozessor-Generationen möglich ist. Wir sind gespannt.
ICT CHANNEL: Wie bewerten Sie die große Nachhaltigkeitswelle in der IT-Branche allgemein und gibt es für sie besonders positive und negative Beispiele? Immerhin ist ein PC allgemein schon kein sehr nachhaltiges Produkt und durch Entwicklungen wie die zunehmende Verklebung von Komponenten wird auch seine Wiederverwend- und Verwertbarkeit schlechter.
Schweitzer: Ich bewerte das positiv, wobei Business-Produkte schon seit vielen Jahren auf eine längere Nutzungsdauer ausgelegt sind und somit auch entsprechend nachhaltig wiederaufbereitet werden können. Aber aus welchem Grund verkleben Hersteller? Weil die Geräte immer schöner, mobiler und somit leichter und dünner werden sollen und es oft keine Alternativen für die Produktion gibt. Wir beschäftigen uns seit Einführung der Ultrabook Vorgaben kontinuierlich mit den ständig neuen Herausforderungen, wie bspw. verklebte Displays professionell zu tauschen. Mittlerweile begegnen wir diesen aktuellen Standards mit umfangreichem Know-How und der entsprechend notwendigen Technik. Natürlich werden wir da auch künftig am Ball bleiben und weiter hart daran arbeiten, die neuen Generationen an mobilen Devices bestmöglich aufzubereiten. Ärgerlich ist allerdings, wenn Hersteller wie Microsoft und Apple den Markt für Ersatzteile blockieren oder unwirtschaftlich machen wollen.
Daher halte ich es für richtig und wichtig, dass die Hersteller von Elektrogeräten seit 1. März 2021 strengere Anforderungen an Reparierbarkeit erfüllen müssen und dazu verpflichtet sind, die EU-weit vereinbarten neuen Regeln zum Ökodesign anzuwenden.