Laut einem ehemaligen Praktikanten von Apple verdienen dort selbst Trainees schon mehr als manch arrivierter IT-Spezialist bei der Konkurrenz. Dafür müssen sie aber auch mit allerlei Auflagen und Einschränkungen leben.
Der Fachkräftemangel trifft nicht nur deutsche Firmen immer härter. Auch im Silicon Valley wetteifern die ITK-Unternehmen inzwischen mit allen Mitteln um die jungen High-Potentials aus den Universitäten. Während die einen den Nachwuchs mit besonders freizügigen Arbeitsumfeldern und -bedingungen umwerben, die teils schon eher an Wellness-Tempel als an Bürogebäude erinnern, setzen andere vor allem auf die Macht des Geldes. Zu letzteren zählt auch Apple, wie jetzt ein ehemaliger Praktikant dem Business Insider verraten hat. Den Schilderungen von »Brad« zufolge hat das Praktikantendasein bei Apple rein gar nichts mit dem Bild des Kaffeekochenden Schnupperbesuchers zu tun, der maximal mit einem kleinen Taschengeld für seine Anwesenheit rechnen darf. Ihm zufolge werden bei Apple selbst Praktikanten schon äußerst gezielt für bestimmte Positionen aussortiert. Dazu gehören mehrstündige Vorstellungsgespräche mit dem Abteilungsverantwortlichen, in denen auch das Fachwissen und die Eignung für den vorgesehenen Job genauestens geprüft werden. Wer diese Hürden meistert wird, darf sich dafür selbst als Praktikant über ein fürstliches Gehalt freuen, von dem hierzulande selbst mancher altgedienter IT-Mitarbeiter nur träumen kann. So lag etwa Brads Praktikantengehalt bei rund 6.000 Euro monatlich.
Allerdings musste er die Freude darüber weitgehend für sich behalten. Mehrere Verträge erlegen den Mitarbeitern laut dem Insider strengste Geheimhaltungsregeln auf. Nur der engste Familienkreis darf überhaupt vom Arbeitsplatz erfahren, wer über Details seiner Arbeit redet oder sein Glück gar auf Facebook postet, muss sofort wieder seinen Schreibtisch räumen. Ähnlich geheimniskrämerisch geht es laut dem Bericht auch intern auf dem Apple Campus zu. Seinen Schilderungen zufolge dürfen selbst Mitarbeiter anderer Abteilungen meist nicht genau erfahren, an was man gerade arbeitet. Im Fall einer Kollegin von Brad führte das sogar so weit, dass sie an 9,7 Zoll Displays arbeitete, aber gar nicht wusste, wofür diese gedacht waren. Erst später stellte sich heraus, dass es sich dabei um das Display des iPads gehandelt hatte.
Trotz der strengen Hierarchien finden selbst niedrige Angestellte bis zur Geschäftsleitung hinauf Beachtung. Immer wieder dürfen sie berühmte Apple-Kollegen wie CEO Tim Cook oder Designchef Jony Ive persönlich treffen. Zusammen mit dem hohen Gehalt und der Geheimniskrämerei fördern solche Ehren das Gefühl, an etwas sehr wichtigem zu arbeiten, wie Brad beschreibt. Trotz der Restriktionen entwickeln daher die meisten Mitarbeiter eine sehr große Loyalität gegenüber ihrem Arbeitgeber. So bleiben die meisten Mitarbeiter auch gerne lange bei Apple, statt sich den üblichen Abwerbe- und Wechselspielchen im Silicon Valley anzuschließen.