Das Produktionsvolumen von Wafern wird nach Schätzungen der Fertiger auch dieses Jahr die Nachfrage nicht voll erfüllen können. Das bedeutet weitere Verknappungen und steigende Preise bei zentralen ITK-Komponenten wie Speicher, Chips und Grafikkarten.
Die ITK-Branche muss sich für 2018 und darüber hinaus auf weitere Preissteigerungen und Verknappungen bei wichtigen Komponenten einstellen. Denn während die meisten Produzenten der für verschiedenste Halbleiter-Produkte genutzten Wafer bereits an oder über der Lastgrenze ihrer Produktionskapazitäten sind, steigt die Nachfrage weiter stark an. Nachdem die Preise für typische Rohprodukte wie 300mm-Wafer im vergangenen Jahr um über 20 Prozent nach oben geklettert waren, könnte ein ähnlicher Preissprung auch dieses und nächstes Jahr folgen. »Wir planen den Preis für Silizium-Waver 2018 um 20 Prozent zu erhöhen. Und auch 2019 werden der Preise weiter steigen«, kündigte etwa Hashimoto Mayuki, Chef des wichtigen japanischen Großproduzenten Sumco, gegenüber der koreanischen IT-Zeitschrift etnews an. Als Grund führte der Sumco Chef an, dass die maximale Auslastung aller Fabriken bereits erreicht sei und der Bau weiterer Produktionsstätten brauche so viel Zeit, so dass wohl erst ab 2020 langsam mit einer Entspannung der Lage gerechnet werden könne.
Ähnlich sieht das auch der Mitbewerber Globalwafers, der schon im Januar genügend Aufträge vermeldet hatte, um seine Produktion für das laufende Jahr voll auszulasten. Getrieben wird die weit über den Erwartungen liegende Nachfrage von verschiedenen Faktoren, vom wachsenden Bedarf an Chips und Speicher durch den weltweiten Mobilfunkboom über die von Chips angetriebene Digitalisierung von Industrie, Verkehr und Gesellschaft bis hin zur großen Nachfrage nach Grafikkarten durch die Kryptominer. Hinzu kommen verschleppte Auslieferungen aus dem letzten Jahr, vor allem durch die Probleme bei der Umstellung auf 3D-NAND in der Produktion von Flash-Speicher. Die meisten Hersteller hatten bereits den natürlichen Anstieg unterschätzt und wurden deshalb umso mehr von den nicht vorhersehbaren Entwicklungen wie dem Bitcoin-Boom getroffen.
Dabei geht es den Herstellern in der aktuellen Situation noch mit am besten, da sie aufgrund der guten Nachfrage die Preise relativ leicht anpassen können. Nach einem jahrelangen Preiskampf können sie dank der Verknappung ihre Kapazitäten voll auslasten und dabei gleichzeitig die Gewinnspanne aufbessern. Insofern dürfte auch das neben den technischen Herausforderungen dafür sorgen, dass die Produktionskapazitäten nicht mit maximaler Geschwindigkeit ausgebaut werden. Bis 2020 rechnet Sumco mit einer Erhöhung der gesamten weltweiten Produktionskapazität aller Waver-Fertiger um weniger als 20 Prozent.