CRN: Wie viel Luft bleibt dem kleinen Partner bei einer Muttergesellschaft, die mehr als 500 Mitglieder groß ist?
Erdmann: Die Nordanex wird ihre eigenständige Rolle im Markt der IT-Systemhäuser behalten und weiter ausbauen. Natürlich werden wir nach gemeinsamen Potenzialen und Synergien suchen – aber nicht auf Kosten der Agilität und Wettbewerbsfähigkeit der Nordanex. Das Geschäft läuft erfolgreich, die Partnerhäuser vertrauen der Gruppe. So soll es bleiben.
CRN: Herr Warmbold, Sie sprachen unlängst von einer strategischen Altersnachfolge, dabei sind Sie erst 60.
Warmbold: Mit dem Angebot zum Zusammengehen unserer beiden Häuser hat sich meiner Frau und mir die Möglichkeit eröffnet, frühzeitig das Thema Nachfol-
ge verantwortungsvoll und zukunftsträchtig zu regeln. Als gelernter Banker habe ich meinen damaligen, selbstständigen Kunden nahegelegt, spätestens ab 55 die Nachfolgefrage anzugehen. Das rate ich auch schon seit Jahren unseren IT-Unternehmern. Denn der Generationswandel ist in vollem Gange und es ist recht unwahrscheinlich eine derart wichtige Frage innerhalb von ein oder zwei Jahren regeln zu können. Deshalb ist ein rechtzeitiger Start in diesem Kontext äußerst wichtig, um die Nachfolge wunschgemäß zu regeln.
CRN: Mit welchen Kooperationen fanden zuvor Sondierungsgespräche statt. Schließlich zeigen auch andere Verbünde Interesse an der Nordanex?
Warmbold: Es mag schon sein, dass wir von Interesse sind, jedoch stellt sich die Frage für uns jetzt angesichts der Übernahme nicht mehr.
CRN: Wie haben Ihre Mitglieder auf den Verkauf reagiert?
Warmbold: Durchweg positiv und zustimmend bis abwartend. Es ist natürlich klar, dass wir mit dem Zusammengehen ein gänzlich neues und spannendes Kapitel in unseren jeweiligen, doch noch unterschiedlichen Märkten aufgeschlagen haben. Eine Blaupause dazu gibt es meines Wissens nach noch nicht. Insofern überwiegt hier auch die Neugier auf das Neue, was da kommt, und welche Mehrwerte sich daraus für die einzelnen Anschlusshäuser ergeben werden.
CRN: In der gemeinsamen Pressemitteilung weisen Sie darauf hin, dass die Unternehmen »zunächst« getrennt geführt werden. Wie ist das zu verstehen?
Erdmann: Zunächst ist es uns wichtig, dass wir mit dem Ehepaar Warmbold eine weitere Zusammenarbeit vereinbart haben. Wir setzen auch auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Nordanex in Bremerhaven. Und wir streben – wie zuvor bereits erwähnt – eine weiterhin eigenständige und wachsende Rolle der Nordanex in ihren angestammten Märkten an. Das ist unser Ziel. Gemeinsam werden wir überlegen, wie wir das am besten erreichen können.
Warmbold: Ich führe seit Jahresbeginn die Geschäfte der Nordanex in Verbindung mit den Soennecken-Kollegen, den Vorständen Erdmann und Barth. Mein Vertrag läuft über mehrere Jahre, die Nordanex-Partner behalten auch weiterhin ein bekanntes Gesicht in der Geschäftsführung. Auch meine Frau bleibt der Nordanex als kaufmännische Leiterin erhalten.
CRN: Und was ändert sich für die Mitglieder der Nordanex. Wird es Doppelmitgliedschaften geben?
Warmbold: Wir werden uns in den kommenden Monaten intensiv mit der Frage nach künftigen Synergien und der Erweiterung unserer Dienstleistungs- und Unterstützungsmaßnahmen für die Anschlusshäuser auseinandersetzen, um die bestmöglichen Vorteile herauszuarbeiten und die weitere Verstärkung unserer jeweiligen Angebotspalette zu realisieren. Ob das über den Weg von Doppelmitgliedschaften gehen muss, werden wir sehen. Zwingend ist das jedenfalls aus unserer Sicht nicht.
Erdmann: Es ist sinnvoll, dass die Mitglieder beider Gruppen Leistungen der jeweils anderen Kooperation nutzen können. Dadurch können wir gemeinsam besser werden. Ob Doppelmitgliedschaften dafür sinnvoll sind, werden wir sehen; ich glaube wir finden bessere Wege. Natürlich wird es mittelfristig Veränderungen geben, wenn es für die Mitglieder sinnvoll ist und die Kraft der Nordanex stärkt. Wir haben uns vorgenommen, das kommende Jahr für viele Gespräche zu nutzen, uns besser kennenzulernen und dann in Ruhe zu entscheiden.