Spielerisch Erinnerungen wecken

Digitale Helfer für Demenzkranke

14. September 2017, 14:51 Uhr | Peter Tischer

Immer mehr Menschen in Deutschland leiden unter Demenz. Mithilfe digitaler Brillen wollen Ärzte in Krefeld nun die Erinnerungen der Patienten wecken - und so den Krankheitsverlauf verlangsamen.

Plötzlich sind die Erinnerungen zurück. Die Häuser, die Geschäfte, die Autos - alles ist wie damals in den 50er und 60er Jahren. An einem Krefelder Klinikum können Demenzpatienten erstmals virtuell in ihre eigene Vergangenheit reisen. Software-Entwickler haben hierfür eigens eine 360-Grad-Version einer historischen Straßenszene rekonstruiert. Die Patienten können sich darin mithilfe einer Virtual-Reality-Brille umsehen und sich sogar in der vertrauten Umgebung bewegen.

Die Idee zu dem Projekt kam den Entwicklern, als der Vater einer der Firmengründerinnen an Demenz erkrankte: »Dadurch hatten wir eine persönliche Motivation«, erzählt Lukas Kuhlendahl, von der Software-Agentur Weltenweber. »Durch die Beschäftigung mit aktuellen Therapiemethoden wie der Erinnerungstherapie und der Tatsache, dass der Vater sich immer noch bestens in Krefeld auskennt, sind wir auf die Idee gekommen.«

Tatsächlich sei diese Methode im Rahmen sogenannter Biografie-Arbeit durchaus sinnvoll, bestätigt auch Susanna Saxl von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. »Dabei wird versucht, positive Erinnerungen und Lebensfreude zu wecken. Das kann den Krankheitsverlauf verlangsamen«, so Saxl. Der Einsatz dieser Technik sei allerdings eher im frühen Stadium der Krankheit sinnvoll.

Zwar gebe es auch die Gefahr, dass die Patienten durch den schnellen Wechsel zwischen Realität und Fiktion verwirrt würden. Man habe jedoch mit Computerspielen - beispielsweise mit virtuellem Kegeln an der Spielkonsole - bereits gute Erfahrungen gemacht, so Saxl.

»Ich finde es besonders toll, dass auch Menschen, die wahrscheinlich noch nie ein Videospiel gespielt haben, von einer für uns Gamer schon fast alltäglichen Technologie wie Virtual Reality profitieren können«, sagt Svenja Bhatty, Vorstandsvorsitzende des Vereins Gaming Aid e.V. Die gemeinnützige Vereinigung von Spielern und Produktherstellern hat das Projekt mit dem Titel »Krefeld im Wirtschaftswunder« gemeinsam mit den Ärzten des Krankenhauses und einem Entwickler-Team ins Leben gerufen.


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