Was bringt die schöne neue Welt? Wird der Digitalisierungszug auch Mädchen für Mathe und IT begeistern? Kann Technik Teilhabe-Chancen von Männern und Frauen, In- und Ausländern sowie Menschen mit und ohne Handicaps ausgleichen? Kommt drauf an, meinen Wissenschaftler.
Die zunehmenden Digitalisierungsprozesse in der Gesellschaft können Geschlechtergerechtigkeit und Integration befördern, bergen aber auch viel sozialen Sprengstoff. Darauf weisen Wissenschaftler und IT-Experten in schriftlichen Stellungnahmen an den Düsseldorfer Landtag hin. Eine Enquete-Kommission des Parlaments wird sich am Montag mit der geschlechter- und integrationspolitischen Dimension der Digitalisierung beschäftigen.
Im Bereich Pflege und Gesundheit sei in den nächsten Jahren - auch verstärkt durch den Fachkräftemangel - eine Aufwertung nicht automatisierbarer Tätigkeiten zu erwarten, prognostiziert die Soziologin Andrea Bührmann. Andrerseits drohe weitere Ausbeutung insbesondere weiblicher Pflegekräftige mit Migrationshintergrund.
»Normalbeschäftigungsverhältnisse« lösten sich langsam auf, stellt die Direktorin des Göttinger Instituts für Diversitätsforschung fest. Ersetzt würden sie zunehmend »durch ein Dreiecksverhältnis bestehend aus Arbeitnehmer*in, Vermittlungsplattform und Arbeitsgeber*in«. Weltweit werde bereits von etwa 2.300 solcher Online-Job-Plattformen ausgegangen, davon etwa 65 in Deutschland.
Dabei habe eine von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung veröffentlichte Studie zutage gefördert: Jeder dritte Befragte, der sein Haupteinkommen über Online-Jobs erzielte, hat sich nicht gegen Krankheit und Arbeitslosigkeit versichert. Weitere 47 Prozent sorgten nicht für ihre Altersrente. Hier sei einer drohenden Verarmung vorzubauen, warnte die Wissenschaftlerin.