Und doch deutet im Augenblick alles darauf hin, dass diese Rettungsmission ein schwieriges Unterfangen wird. Bezeichnend ist beispielsweise, dass die offizielle Stellungnahme keine Gründe anführt, wie die Firma überhaupt in diese missliche Lage geraten konnte. Diesbezügliche Nachfragen der CRN wollte das Management mit Hinweis auf laufende Verhandlungen vorerst nicht beantworten. Dabei liegt auf der Hand, was geschehen ist: Der ambitionierte Aufsteiger der Distributionsszene hat sich finanziell übernommen und konnte sein steiles Wachstum zuletzt nicht mehr finanzieren. Das ist kein seltener Fall in der IT-Distributionsbranche – bereits in den Pionierzeiten der Industrie sprach man von einer kritischen »500-Millionen-Mark-Umsatzgrenze« für das Wachstum im IT-Großhandel. Das heißt: Ab dieser Marke muss entsprechendes Kapital vorhanden sein, müssen weitere Investitionen vorgenommen werden, damit das Wachstum nicht zum Problem wird. Dieses Kapital hatte B.Com offensichtlich nicht im ausreichenden Maße.
Torsten Belverato, Vorstandsvorsitzender und Gesellschafter der B.Com, ist nun kein Hasardeur, sondern ein ausgewiesene Kenner der Distributionsszene. Er war sich, als er gemeinsam mit dem damaligen CFO Thomas Hoffmann die Firma im Rahmen eines Managment Buy Outs von Gründer Horst P. Beck übernahm, dieser Gefahr wohl bewusst. Der ehemalige API-Geschäftsführer hielt mit viel persönlichem Engagement seit Mitte 2011 oft gekonnt die Balance zwischen Expansionsambitionen und der ursprünglichen firmeneigenen Bescheidenheit gehalten. Dass er seine Firma vollmundig als »Broadliner« positionierte, können ihm nur jene hämisch vorhalten, die ihn falsch verstanden: Beleverato sah sich keineswegs in derselben Gewichtsklasse wie die Schwergewichte der Szene, sein Ziel aber war es, vergleichbar professionelle Strukturen in der Mittelstandsdistribution einzuführen. Deshalb der Stolz auf das riesige ausgelagerte Logistikzentrum bei DHL in Staufenberg. Deshalb der Stolz auf GFK-Erhebungen, die seine Firma auf Platz vier bei der Durchdringung des deutschen IT-Fachhandels sah.