Insolvenzverwalter bestellt

Distributor B.Com sucht Retter

18. März 2013, 15:17 Uhr | Samba Schulte

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Problemfall HP

Im Oktober 2011 stieg Patrick Köhler bei B.Com als Vorstand und Mitgesellschafter ein, auch er ein ausgewiesener Distributionsprofi, der zuvor beim Broadliner Ingram Micro die Digital Imaging-Unit und den paneuropäischen Einkauf für Peripherie geleitet hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich in die Erfolgsmeldungen auch erste Misstöne gemischt: Auslandsunternehmungen, wie die Expansion nach Frankreich, mussten mangels Erfolg wieder eingestellt werden. Gezänk mit Kunden, etwa der Kooperation Synaxon, und Herstellern, vor allem HP, wurden publik und brachten das B.Com-Management in Erklärungsnöte. Der HP-Vertrieb, den B.Com zunächst mit einigem Stolz und Ambitionen begonnen hatte, erwies sich in Folge vor allem als Last. Denn der Distributor musste kräftig in Vorleistung gehen, um die gehobenen Anforderungen seines A-Brand-Partners zu erfüllen. Zur Präsentation der Zahlen für das Geschäftsjahr 2011/2012 Mitte vergangenen Jahres schnarrte Belverato, um deutliche Worte nicht verlegen, in Richtung des Herstellers: »Mit HP-Druckern kann man kein profitables Geschäft machen.« Spätestens ab diesem Zeitpunkt dürfte Eiszeit zwischen den Partnern geherrscht haben.

B.Com hatte bis dahin bereits einige Turbulenzen erlebt: Im Februar des Jahres hatte sich B.Com von Mitarbeitern getrennt und Gerüchte über finanzielle Schwierigkeiten der Firma kamen auf. Zum Halbjahr musste B.Com dann nach einem Umsatzwachstum von 22,5 Prozent im Vorjahr einen deutlichen Umsatzrückgang von 305 auf 260 Millionen Euro ausweisen. Firmenchef Belverato rückte die Profitabilität des Unternehmens in den Fokus und erklärte sich bereit, dafür künftig auf unprofitable Großkundengeschäfte zu verzichten. Banken und Kreditversicherer, die sich zuvor erfreut gezeigt haben über strukturelle Fortschritte bei der Logistik und Zuwächse im Großkundenbereich, dürften sich weniger für die neue Bescheidenheit begeistert haben. Die Distribution für kleine und mittelständische Kunden gilt schließlich zurecht als besonders umkämpft. Hinzu kommt, dass die Firma stets mit einer vergleichsweise niedrigen Eigenkapitalquote um die zehn Prozent agierte. Wie Branchenkenner berichten, sucht das Unternehmen bereits seit einiger Zeit glücklos nach kapitalkräftigen Investoren. Die Suche nach dem Retter wird durch den Insolvenzfall nicht einfacher: B.Com hat kaum außer den fachkundigen Mitarbeitern keine Aktiva zu bieten. Der Geschäftsbetrieb soll auch nach der Insolvenzanmeldung nichtsdestotrotz fortgesetzt werden, allerdings berichten einige Fachhandelskunden, dass der Distributor nur eingeschränkt lieferfähig sei.


  1. Distributor B.Com sucht Retter
  2. Eigenverschuldetes Wachstum
  3. Problemfall HP

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