Heizen mit dem Rechner

Dresdner Start-up vermarktet Server-Wärme

14. August 2017, 11:13 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Vom Heizungsbesitzer zum Cloud-Anbieter

Ein Schrank mit der Wasserkühlung koste 25 000 bis 250 000 Euro, je nach Ausstattung, sagt Röhrs: »Die Anschaffung ist etwas teurer als eine Rechenanlage mit 0815-Luftkühlung.« Die Mehrkosten seien aber in wenigen Monaten ausgeglichen. Denn mit dem System werde die Hälfte der Ausgaben gespart, die sonst mit klassischer Luftkühlung anfallen. Was die Kunden mit den Rechnerkapazitäten dann machen, bleibt ihnen überlassen. Entweder sie nutzen sie selbst, oder aber sie vertreiben die Prozessorleistung weiter - zum Beispiel an Leute, die Cloud-Speicherplatz brauchen. So will es Innogy machen.

Ob diese Idee zukunftweisend ist? »Die Nachfrage nach Rechenleistung wird auf jeden Fall immer größer«, sagt Uwe Kluge, Mitarbeiter der Sächsischen Energie-Agentur. Damit würden auch die Rechenzentren größer. Deren Abwärme wiederum werde weltweit immer mehr genutzt - aus Kostengründen. »Das macht mehr Sinn, als solche riesigen Wärmemengen in die Umwelt zu blasen.« Und tatsächlich liebäugeln viele Betreiber von Rechenzentren mit der Abwärme-Nutzung. Einer Befragung des Berliner Borderstep-Instituts zufolge glaubt die Hälfte der Betreiber, damit viel Energie sparen zu können. 30 Prozent versuchten das schon - aber meist nur in sehr geringem Umfang, teilt Ralph Hintemann mit, IT-Experte des Instituts.

Er schätzt, dass in Deutschland rund 50 000 Rechenzentren stehen. Eine offizielle Statistik darüber gebe es nicht. Alles sei dabei - vom firmeneigenen Server-Schrank bis zum Mega-Rechenzentrum auf einer Fläche mehrerer Fußballfelder. Zwischen 2011 und 2016 sei die Gesamtfläche der deutschen Rechenzentren um 15 Prozent gestiegen. Trends wie Cloud Computing, Big Data und künstliche Intelligenz befeuern die Nachfrage nach hochwertigen Rechenzentren noch weiter, sagt Christian Herzog, Bereichsleiter für IT-Infrastruktur und Kommunikationstechnologien beim Branchenverband Bitkom. Effizienz werde dabei für die Betreiber immer wichtiger. »In dieses Muster fügt sich die Idee des Dresdner Start-ups nahtlos ein, sie könnte einen weiteren Beitrag zum "grünen Rechenzentrum" leisten.«


  1. Dresdner Start-up vermarktet Server-Wärme
  2. Vom Heizungsbesitzer zum Cloud-Anbieter
  3. Break-Even für 2020 geplant

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