Wie alle Hardwarehersteller muss sich auch Fujitsu zum Anbieter digitaler Services wandeln. Das Geschäft mit Infrastruktur soll dabei helfen, Services und Consulting rund um Applikationen, hybrid IT und Datacenter stärker zu etablieren. Der Fokus auf einzelne Branchen, deren Unternehmen Fujitsu als Partner der digitalen Transformation zur Seite steht, wird beibehalten. Dafür will Fujitsu in DACH rund 700 Stellen neu schaffen. Consulting für SAP wird ein Schwerpunkt bilden. »Unsere Strategie sieht Wachstum durch Consulting vor. Da wollen wir massiv investieren«, bekräftigt Fujitsu-Manager Leutner.
Consultingleistungen erbringt Fujitsu in der Regel direkt beim Endkunden, wozu auch die öffentliche Hand zählt. Ein Teil der 700 neuen Stellen soll aber auch dezidiert für Partner von Fujitsu geschaffen werden. Hersteller-Experten, die gemeinsam mit Partnern deren Kunden bei Digitalisierungsprojekten beraten, gehört heute schon zu den Channel-Aufgaben des Herstellers. Die digitale Transformation erfordert in Zukunft einen noch engeren Schulterschluss von Management-Consulting und Systemhaus. 80 Prozent des Geschäfts hierzulande erbringen Fujitsu-Partner. Sie treiben die Geschäfte mit dem Mittelstand und KMUs voran und bleiben im Mittelpunkt des Herstellers.
Casual im Büro oder Laptop und Lederhose in Bayern
Gleichwohl treibt Fujitsu auch intern die eigene Transformation voran. Als japanischer Konzern tut sich Fujitsu vergleichsweise schwerer als mancher US-Wettbewerber, mit Veränderungsdruck umzugehen. Tradition, hierarchische Strukturen, Konservativismus im besten Sinne, haben kulturell einen hohen Stellenwert in Japan. Das Senioritätsprinzip ist im Top-Management noch immer tief verankert, in der sich rasant entwickelnden IT-Branche, wo globale Hersteller wie Fujitsu auf das kreative Potenzial aller Mitarbeiter angewiesen sind, kann kulturelles Traditionsbewusstsein hemmend wirken.
Außerhalb Asiens dürfte daher die erste Management-Direktive des neuen Fujitsu-Präsident Takahito Tokita an die Konzernmitarbeiter als Sensation aufgefasst werden. Der mit 56. Jahren für japanische Verhältnisse erstaunlich junge Fujitsu-Chef hatte einen neuen Dresscode angekündigt. Statt Anzug und Krawatte können sich Fujitsu-Angestellte ruhig casual kleiden und am Arbeitsplatz mit T-Shirt, Jeans und Turnschuhe erscheinen dürfen. Weg vom japanischen Standard, den ohnehin viele japanische Mitarbeiter abgelegt und gegen Lederhosen eingetauscht hatten, wenn sie auf der im November stattfindenden Kundenmesse Fujitsu Forum (dieses Jahr vom 6. bis 7. November 2019) das Münchner Oktoberfest in Bayerns Landeshauptstadt nachfeierten.
Auch mit einem anderen Standard hat Tokita gebrochen. London, wo der seit mehr als 30 Jahren für Fujitsu arbeitende Topmanager lange saß, ist für europäische Landeszentralen von Fujitsu nicht mehr die Kommunikationsschnittstelle zur Firmenzentrale in Tokio. DACH-Chef Rupert Lehner berichtet künftig direkt nach Tokio. Keine schlechte Voraussetzung, wenn in einem Jahr das Augsburger Werk geschlossen wird und viel Fujitsu-Hardware aus Japan kommen wird.