Das Readynas 1500 von Netgear ist ein Einstiegssystem für den Business-Bereich, das mit der herstellereigenen RAID-Technik knapp 3 TByte nutzbare Speicherkapazität bereitstellt. Es unterstützt alle gängigen Protokolle für den File-Zugriff und kann den Verlust von bis zu zwei Festplatten verkraften. Mithilfe der Auto-expand-Funktion lassen sich Kapazitätserweiterungen im laufenden Betrieb durchführen.Mit dem Readynas 1500 rundet Netgear seine Rackmount-NAS-Reihe nach unten ab. Das System misst eine Höheneinheit und bietet Platz für bis zu vier Festplatten. LANline testete ein System, das mit vier 1-TByte-Disks und 1 GByte RAM bestückt war. Das Testgerät war bereits mit der von Netgear entwickelten X-Raid2-Technik vorkonfiguriert. Damit stellte es eine nutzbare Speicherkapazität von 2.760 GByte bereit. Im Gegensatz zum größeren Bruder Readynas 2100 unterstützt das 1500er-Modell kein iSCSI. Das NAS-System kann den Speicher über die Protokolle CIFS, NFS, AFP, FTP, HTTP und HTTPS zur Verfügung stellen. Die Freigaben des Apple File Protocols lassen sich auch per Bonjour anbieten.
Die "Multiple Parity" von X-Raid2 sorgt dafür, dass auch bei einem gleichzeitigen Ausfall von zwei Festplatten keine Daten verloren gehen. X-Raid2 bietet zudem gegenüber Standard-RAID-Techniken den Vorteil, dass es die Speicherkapazität automatisch erweitert, sobald der Anwender zwei oder mehr neue Platten hinzufügt oder vorhandene Platten durch größere ersetzt. Dabei lassen sich auch Disks mit unterschiedlicher Kapazität verwenden. Die Erweiterung führt das System im laufenden Betrieb im Hintergrund durch.
Neben X-Raid2 lässt sich das Readynas 1500 auch mit den klassischen RAID Levels 0, 1, 5 und 6 einrichten, die Netgear als Flex-RAID bezeichnet. Um zwischen X-Raid2 und Flex-RAID hin- und herzuwechseln, muss der Administrator das Gerät auf die Werkseinstellungen zurücksetzen. Bereits vorhandene Daten gehen dabei verloren.
Einfache Inbetriebnahmedes NAS-Systems
Bei der Erstkonfiguration führt ein Assistent den Administrator Schritt für Schritt durch das Setup-Menü. Ist ein DHCP-Server im Netzwerk vorhanden, erhält das Gerät automatisch eine IP-Adresse. Für die Verwaltung des Speichersystems liefert Netgear das Tool Raidar mit, das wir auf einem Windows-7-Rechner installierten. Sobald es geöffnet ist, sucht es automatisch das Netzwerk nach Readynas-Geräten ab. Die automatische Erkennung hat auf Anhieb funktioniert.
Die Schaltfläche "Durchsuchen" öffnet ein Explorer-Fenster mit den Standardfreigaben Backup und Media. Ein Mausklick auf den Button "Konfiguration" wechselt zu dem Browser-basierenden Verwaltungs-Tool für das Readynas-System. Hier richtet der Administrator unter anderem die Shares, die Benutzer sowie deren Zugriffsrechte ein.
In einer Statusleiste zeigt die Web-Oberfläche durch LED-Symbole den aktuellen Zustand der logischen Laufwerke, Festplatten, Lüfter und einer angeschlossenen USV sowie die Temperatur an. Über das Web-GUI kann der Administrator das NAS-Gerät auch als DHCP- und WINS-Server konfigurieren. Im Test verwendeten wir einen Windows-2008-Domänen-Controller als DHCP- und DNS-Server. Zusätzliche USB-Platten lassen sich über zwei Ports auf der Rückseite anschließen. Der USB-Port an der Front ist für den Anschluss einer Backup-Disk gedacht. Auf diese Platte lassen sich alle Daten schreiben, die in der Backup-Freigabe des NAS-Systems liegen.
Für die Konfiguration der zwei GbE-Ports stehen mehrere Optionen zur Verfügung. Um eine Lastverteilung und Redundanz zu erreichen, lassen sich beide NICs entweder per 802.3ad-Link-Aggregation-Protokoll oder über das XOR-Protokoll zu einem Trunk zusammenfassen. Dazu sind auch die LAN-Switch-Ports entsprechend zu konfigurieren. Wenn der Switch diese Protokolle nicht unterstützt, lassen sich die beiden NICs für eine Lastverteilung per Round-Robin, Transmit Load Balancing oder Adaptive Load Balancing konfigurieren. Im Modus "Active Backup" ist nur eine NIC aktiv. Die zweite springt erst ein, wenn die primäre Netzverbindung ausfällt. Das Readynas-Gerät unterstützt auch VLANs und Jumbo Frames.
Über Add-ons lassen sich mit dem NAS-System weitere Funktionen nutzen. Mitgeliefert wird Readynas Remote für einen sicheren Fernzugriff auf die Freigaben, ohne hierfür ein VPN einrichten zu müssen. Unter www.readynas.com/addons liegen weitere Tools zum Download bereit, darunter ein Replikationswerkzeug, ein SSH-Agent, ein Bittorrent-Client und ein Add-on für DLNA-Support.
Lokale Benutzer oder Domänen?Integration
Für die Benutzerverwaltung unterstützt Readynas zwei Modi. Im "Benutzer"-Modus verwaltet das NAS-System die Benutzer, Gruppen und Zugriffsberechtigungen selbst. Der Domain-Modus dagegen verwendet die Benutzerverwaltung des Active Directorys von Microsoft, um die Zugriffe auf die NAS-Shares zu kontrollieren. Die Festplattenkontingente für den bereitgestellten Speicherplatz unterstützt der Domain-Modus nicht, da die Active-Directory-Domänen Quota-Zuweisungen über die Windows-Berechtigungen steuern.
Sobald wir das Readynas zur Domäne hinzugefügt hatten, listete die Benutzer- und Gruppenverwaltung automatisch die im Active Directory vorhandenen Gruppen und Benutzer auf. Wir wiesen den Testbenutzern der Domäne unterschiedliche Berechtigungen zu. Anschließend konnten alle Benutzer auf die Freigaben zugreifen, für die sie berechtigt waren.
Mehrere Sicherungsoptionen
Das Readynas 1500 unterstützt verschiedene Sicherungsmethoden. Über die Backup-Taste lassen sich die im Backup Share liegenden Daten per Knopfdruck auf ein am USB-Port angeschlossenes Laufwerk sichern. Der Adminis-trator kann über das Web-GUI auch einen Zeitplan für die Erstellung von Datensicherungen vorgeben. Dabei hat er die Möglichkeit, als Backup-Ziel Festplatten auszuwählen, die an die USB-Ports auf der Geräterückseite angeschlossen sind. Zudem stehen Remote-Ziele wie Windows- und NFS-File-Server sowie FTP-Server und Web-Seiten zur Auswahl. Das System unterstützt auch die Time-Machine-Funktion von Apple und lässt sich als Sicherungsziel für Rechner mit Max OS X verwenden. Das in Linux- und Unix-Umgebungen häufig eingesetzte Backup Tool "Rsync" eignet sich ebenfalls für die Datensicherung. Der Administrator kann sich per E?Mail benachrichtigen lassen, ob die Backup-Jobs erfolgreich gelaufen sind. Die Funktion "Readynas Vault" wiederum bietet die Möglichkeit, die Daten über eine Internet-Verbindung zu einem Online-Backup-Anbieter zu übertragen.
Für den Test der Sicherungsfunktionen erstellten wir einen Zeitplan, der die Daten einer NAS-Freigabe automatisch jede Stunde in das Backup Share übertragen sollte. Ein zweiter Backup-Job sicherte die Daten des Backup Shares ein Mal täglich auf eine USB-Festplatte. Dies funktionierte im Test problemlos und bietet für kleinere Unternehmen eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, die auf dem NAS gespeicherten Daten regelmäßig zu sichern. Zusätzlich zu den Datensicherungen auf Dateiebene kann der Administrator auch blockbasierende Snapshots von ganzen Volumes erstellen, um Daten im Fehlerfall schnell wiederherstellen zu können. Der Snapshot-Assistent enthält einen Zeitplaner, mit dem sich pro Stunde bis zu drei Snapshots konfigurieren lassen. Größere Zeitabstände sowie die Auswahl bestimmter Wochentage sind ebenfalls möglich. Für den Test aktivierten wir einen stündlichen Snapshot. Die Dateien aus dem aktuellen Snapshot werden für jede Freigabe mit dem Zusatz "-Snap" im Explorer-Fenster angezeigt.
Um die Übertragungsgeschwindigkeit des Readynas 1500 zu testen, führten wir mit dem Tool Iometer mehrere Performance-Messungen durch. Netgear gibt als maximale Transferleistungen bei Lesezugriffen 83 MByte/s an, Schreibzugriffe sollen bis zu 73 MByte/s erreichen. Die Messungen im LANline-Test ergaben mit X-Raid2 Lesegeschwindigkeiten von maximal 63 MByte/s, die Schreib-Performance lag bei 55 MByte/s. Wir setzten das System anschließend auf die Werkseinstellungen zurück, um die Performance auch mit der schnelleren RAID-0-Konfiguration zu testen. Dadurch steigerte sich die Lesegeschwindigkeit auf 73 MByte/s und die Schreibgeschwindigkeit auf 64 MByte/s.
Performance-Messungen und Ausfalltests
Die RAID-Redundanz testeten wir, indem im laufenden Betrieb zunächst eine Festplatte aus dem Speichersystem entfernt wurde. Dies hatte keine spürbaren Auswirkungen - Lese- und Schreibzugriffe waren weiterhin möglich. Nachdem die Festplatte wieder eingesteckt war, führte das Readynas-System den Rebuild der Daten erfolgreich durch.
Anschließend entfernten wir zwei Platten gleichzeitig aus dem System, um zu testen, ob "Multiple Parity" vor einem Datenverlust schützen kann. Das X-Raid2 sperrt in diesem Fall den Zugriff auf die Volumes, um sicherzustellen, dass alle gespeicherten Daten rekonstruiert werden können. Wenn zwei Platten gleichzeitig ausfallen, muss der Anwender das System herunterfahren, um die defekten Disks auszutauschen. Nach dem Neustart beginnt automatisch die Wiederherstellung des X-Raid2-Verbunds. Im Test dauerte dies viereinhalb Stunden. Sobald wir den Rebuild gestartet hatten, war der Lese- und Schreibzugriff auf alle Daten wieder uneingeschränkt möglich.
Um die Failover-Funktionen der zwei Netzwerkkarten zu testen, haben wir die zweite NIC angeschlossen und zunächst Adaptive Load Balancing gewählt. Dieser Modus benötigt keine spezielle Konfiguration auf der Switch-Seite. Anschließend wurde ein größerer Kopiervorgang gestartet und wir zogen dann das Netzwerkkabel der primären NIC ab. Die Datenübertragung lief ohne Unterbrechung über die zweite Netzwerkkarte weiter. Im zweiten NIC-Ausfalltest wurden zwei Ports des Switches im Testlabor für XOR Load Balancing und Failover konfiguriert und das Readynas-System auf diesen Modus eingestellt. Auch mit diesem Setup lief der Kopierjob ohne Unterbrechung weiter, als wir ein Netzwerkkabel entfernen.
Das Readynas 1500 von Netgear bietet für einen Preis von 1.049 Euro einen großen Funktionsumfang und eine nutzbare Speicherkapazität von knapp 3 TByte. Die standardmäßig enthaltenen Tools für die Datensicherung auf Datei- und Blockebene, die Redundanzfunktionen der verschiedenen RAID Levels und der NIC-Teaming-Optionen, die Active-Directory-Integration sowie die breite File-System-Protokollunterstützung lassen kaum Wünsche offen.
Info: Netgear Deutschland
Tel.: 089/45242-9000
Web: www.netgear.de
Der Autor auf LANline.de: chjlange