In der Ruhe liegt die Kraft. Nach diesem Prinzip arbeitet ältere Software auch dann noch, wenn ein schneller Multicore-Prozessor den Rechner antreibt. Forscher von den Intel Labs in Barcelona haben eine neue Technik vorgestellt, die Schluss machen soll mit der Trägheit alter Software in schnellen PCs.
Ältere Programme sind meist so programmiert, dass sie nur einen einzigen Prozessor-Kern nutzen können, womit der entscheidende Vorteil von Mehrkernprozessoren nicht zum Tragen kommt: Die Leistung der Anwendungen erheblich zu beschleunigen. Forscher vom Intel Barcelona Research Center sind nun einen Schritt weiter, dieses Problem zu lösen. Denn Anwender erneuern zwar öfter Hardware, verzichten aber oft darauf, auch in neue Software zu investieren. Das betrifft oft ältere Spiele, aber auch bei so manchem Firmenkunden läuft noch seit Urzeiten eine Version der Adressdatenbank Cobra. Es wäre für einen Chiphersteller ein nicht unerheblicher Vorteil, wenn Kunden beim Kauf von Hardware künftig darauf achten, dass eine innovative Halbleiter-Technologie wie Multi-Thread gerade auch ältere Programme unterstützen würde.
Unter diesem Aspekt könnte sich die nun erstmals vorgestellte Arbeit der Forscher vom Intel Barcelona Research Center (IBRC) eines Tages auszahlen. Die Wissenschaftler haben jetzt erste Details einer neuartigen Technologie vorgestellt, die es möglich machen soll, die Rechenkraft mehrerer Prozessor-Kerne auch für Single-Threaded-Programme voll automatisch auszunutzen. Die Technologie läuft bisher unter dem aus der Genforschung entlehnten Namen »Anaphase«. Sie setzt eine Kombination neuer Compiler und neuer Hardware voraus.
Auf zukünftigen Prozessoren könnte dafür eine neue Funktionseinheit namens »Inter-Core Memory Coherency Module« (ICMC) integriert werden. Das ICMC wäre dafür verantwortlich, Speicherzugriffe so zu verwalten und zu kontrollieren, dass Single-threaded-Applikationen »partioniert« werden und die partitionierten Programm-Routinen auf mehreren Prozessor-Kernen verteilt ablaufen können.
Erste simulierte Benchmarks einer solchen Lösung seien gut ausgefallen, meldet Intel. In jeweils zwölf SpecFP- und SpecInt-Benchmarks der SPEC2006-Suite erreichte ein um die »Anaphase«-Technologie erweiterter Prozessor eine im Schnitt 31 Prozent bis 41 Prozent höhere Leistung als gleiche CPUs ohne »Anaphase«-Technologie (abhängig von der Größe der Prozessor-Kerne).
Ein erster ermunternder Schritt, wenngleich noch nicht feststeht, wann die ersten Intel Mikroprozessoren mit »Anaphase«-Technologie auf den Markt kommen könnten.