Im vergangenen Jahr schallte es im Chor: »Das fehlende Großereignis hat dafür gesorgt, dass wir wenige Fernseher und Projektoren verkauft haben.« Heuer ist es wieder soweit. Der Anstoß des Runden soll für hohe Verkäufe des Eckigen sorgen. TV- und Projektoren-Hersteller werben nicht nur mit der WM, sondern bringen teils spezielle Geräte sowie Angebote auf den Markt. Für die ganze Branche soll es 2014 wieder bergauf gehen.
Dieser Etappensieg bleibt jedoch fragwürdig, denn der Markt für Unterhaltungselektronik hat sich grundlegend geändert. »Das Wachstum des TV-Marktes ist an seine Grenzen gestoßen«, sagt Murat Sahin, CEO und Geschäftsführer bei Grundig. Die Sättigung ist erreicht, im vergangenen Jahr gingen die Umsätze mit Fernsehern laut gfu um rund 20 Prozent zurück. Diesen massiven Einbruch kann wohl auch die WM nicht komplett abfedern. Das unterstreicht das heutige Konsumverhalten. Stand ein Fernseher im vergangenen Jahrhundert teils über Dekaden im Wohnzimmer, hat er sich mittlerweile zum Verbrauchsgegenstand entwickelt. »Das TV-Geschäft ist aktuell ein solider Ersatzbeschaffungsmarkt«, erklärt Hans-Jürgen Schneider, Vertriebsleiter bei DexxIT. Die Kunden tauschen ihre Geräte zwar häufiger aus, die erhöhte Frequenz verhindert jedoch Impulsivkäufe aufgrund von neuer Technik oder eben von Sportereignissen.
Nichtsdestotrotz ist laut Analysten und Herstellern zu erwarten, dass gerade im zweiten Quartal des Jahres die Verkäufe von Unterhaltungselektronik nach oben gehen. Langfristig bleiben diese Absätze jedoch ein punktueller Erfolg. Viele der Käufe sind vorgeschoben, verlagern sich nur zeitlich. In der Summe bleiben sie jedoch gleich. Laut Schneider ist es eher fraglich, ob sich das Hoch über das ganze Jahr zieht. Im Nachklang der WM könnte dann abermals ein Einbruch folgen, der die erhöhten Absatzzahlen wieder ausgleicht.
Die Fußball-WM ist also kaum mehr ein Treiber für den Consumer Electronics-Markt. Sicherlich bietet sie Spielraum für profitable Angebote und sorgt für ein erhöhtes Interesse beim Konsumenten. Letztendlich dürfte das Sportgroßereignis den gesättigten deutschen Markt aber kaum mehr neu beleben.