Für Assemblierer, die dringend Komponenten benötigen, sind das wenig erfreuliche Aussichten. Denn wenn die Komponentenhersteller liefern, dann häufig erst einmal an die OEM-Produzenten mit denen feste Lieferkontrakte vereinbart sind. Distributoren mit einer Eigenmarken halten inzwischen die knappen Komponenten für die eigene Fertigung zurück, wie Uwe Schmitz, Geschäftsführer des aus der ehemaligen Lion Electronics hervorgegangenen Fertigers und Distributors Netsquare im Gespräch mit Computer Reseller News berichtet: »Wir haben die Lagerbestände an Festplatten komplett in die Produktion geschafft. Für den Rest des Jahres haben wir dadurch ausreichend Platten. Aber wer weiß, was nächstes Jahr ist«.
Knappe Komponenten, sinkende Margen und rückläufige PC-Nachfrage wegen Tablets und Smartphones - die aktuelle Situation macht das Geschäft für Assemblierer und Händler, die auf Kundenwunsch PCs zusammenbauen nicht einfacher. Trotzdem gibt es für individuell assemblierte Desktop-PCs in Deutschland immer noch einen recht stabilen Markt. Das bestätigen die für Komponenten verantwortlichen Mitarbeiter der Broadliner Ingam Micro und Tech Data. »Nach unserer Beobachtung bleibt die Anzahl der Assemblierer in Deutschland auf einem hohen und konstanten Niveau. Zahlreiche kleine und mittlere Fachhändler bieten ihren Kunden unverändert Build-on-Order Services an«, berichtet Ilgonis Inspeters, Business Unit Leiter Komponenten bei Tech Data. Auch Florian Gerken, Senior Manager Components Ingram Micro Distribution, bestätigt: »Unserer Meinung nach ist die Basis an assemblierenden Händlern stabil, eine rückläufige Entwicklung konnten wir nicht feststellen.« Die Zahl der Händler, die sich an Notebooks wagten, sei jedoch unverändert niedrig: »In der Vergangenheit gab es hierzu bereits Initiativen, die Nachfrage war allerdings sehr gering. Die Summe der Notebook-Komponenten inklusive Barebone liegt preislich oft deutlich über den A-Brand Notebooks.« Inspeters sieht gleich eine Reihe von Gründen für das geringe Interesse an der Notebook-Assemblierung: »Zum einen werden für die Assemblierung eines Notebooks schlichtweg weniger Komponententeile benötigt. Zudem existieren auch keine Standards, die es jedoch auf Desktop Seite gibt. Eine weitere Ursache liegt im limitierten Angebot von Komponententeilen für Notebook. In diesem Umfeld gibt es nur wenige Hersteller, die Komponententeile anbieten und diesen fehlt häufig noch das richtige Verständnis für das Business über den Distributionskanal.« Er glaubt nicht, dass sich daran in nächster Zeit viel ändern wird. »Derzeit kann ich keinen großen Trend hin zu lokalen Notebook-Assemblierungen erkennen.« Anders sieht es bei Servern aus, so Inspeters: »Individuell bestückte Server stellen sowohl für Fachhändler und Systemhäuser als auch für uns Distributoren eine sehr interessante Geschäftschance dar, die es jedoch noch weiter zu entwickeln gilt.«
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