Das Upgrade-Geschäft lebt hauptsächlich durch Enthusiasten weiter. Reseller, die den Massenmarkt fokussieren, sollten hingegen auf andere Trends setzen.
CRN-Interview mit Mike Cato, Manager Reseller Channel CER bei Intel
CRN: Gibt es für Prozessoren noch ein Upgrade-Geschäft oder greifen Endkunden heutzutage direkt zu neuen Komplettsystemen?
Cato: Kunden greifen lieber zu Komplettsystemen. Diese bieten den Vorteil, das fertige Produkt sofort in Betrieb nehmen zu können. Ein Upgrade-Geschäft mit Prozessoren sehe ich allerdings nach wie vor. Dies kann monetäre Gründe haben, aber auch Liebhaber wie die Gaming Community tragen zum Geschäft bei. Ebenso verhält es sich mit den SSDs, hier ist ein Upgrade gerade bei Enthusiasten durchaus üblich. Die klassischen kommerziellen Endkunden erneuern einzelne Komponenten eher selten.
CRN: Im vergangenen Jahr ist Intel sehr stark im deutschen Channel gewachsen. Sehen Sie für 2015 einen ähnlichen Effekt und durch welche Faktoren wird dieses Geschäft angetrieben?
Cato: Das vergangene Jahr war für den Channel in der Tat sehr erfolgreich. Das lag im Desktop-Segment vor allem am Windows XP End of Live, aber auch der Server- und das „Embedded“-Segment haben überdurchschnittlich zugelegt. Es bestehen 2015 wieder gute Voraussetzungen für ein hohes Wachstum. Zum einen wächst der Server- und Embedded-Bereich weiter. Zum anderen gibt es 600 Millionen Clients weltweit, die älter als vier Jahre sind und die es demnächst auszutauschen gilt. Weiterhin halten Entwicklungen wie das kabellose Büro – begünstigt durch den neuen WLAN-Standard IEEE 8021ad (WiGig) – den Wunsch nach neuen Clients weiterhin aufrecht. Dies gilt auch für weitere drahtlose Technologien, wie die Bildschirmübertragung (WiDi) und perspektivisch das drahtlose Laden (Wireless Charging).
CRN: Haben Assemblierer auch 2015 den starken Stand im deutschen Channel, den sie auch im vergangenen Jahr hatten?
Cato: Die Bedeutung der Assemblierer wird auch 2015 nicht nachlassen. Neben dem klassischen Zusammenbauen von PCs, erschließen sie sich durch aktuelle Entwicklungen neue Geschäftsfelder. Lösungsszenarien in den Bereichen Kassensysteme, Digital Signage und Geldautomaten spielen dabei eine ebenso große Rolle, wie die NUC (Intels Small-Form-Factor-PC „Next Unit of Computing), der Compute Stick (Intels Ultra-mobiler Mini-PC auf Windows- oder Linux-Basis) oder Lösungen im Bereich des Internets der Dinge (z.B. Smart Home oder Biogassteuerung). Darüber hinaus können die Assemblierer im Bereich Kundenbindung punkten. Handwerker, Ärzte, Automechaniker und andere KMUs lassen ihre Rechner tendenziell gerne gleich von den Integratoren assemblieren, die sonst auch für deren IT verantwortlich sind.
CRN: Sehen Sie im Business-Umfeld noch Anwendungen und Branchen, die den Einsatz von leistungsstarken High End-CPUs voraussetzen? Und gibt es auch in Zukunft, gerade in Hinblick auf die Cloud, noch Bedarf nach viel lokaler Rechenleistung?
Cato: Mit der Weiterentwicklung von Cloud-Lösungen werden in Zukunft zwei Wege parallel beschritten. Auf der einen Seite bietet die Cloud die Möglichkeit, externe Rechenleistung kurzfristig und flexibel hinzuziehen zu können. Auf der anderen Seite bleibt der lokale Einsatz von High End-CPUs von hoher Bedeutung. So spielen die HPC Installationen im Bereich Forschung und Entwicklung sowie das örtliche Verarbeiten von Bild und Video Daten eine große Rolle. Neben der öffentlichen Cloud wird zudem die private Cloud immer beliebter – die lokale Rechenleistung nimmt also eher zu als ab.
CRN: Intel treibt derzeit besonders das Wearable-Segment voran. Steigt damit nicht auch die Konkurrenz für den stationären Rechner weiter?
Cato: Nein, denn Wearables stehen nicht in direkter Konkurrenz zu stationären Rechnern, sie ergänzen sie vielmehr. Im Consumer-Bereich tragen die Verbraucher beispielsweise das MICA Armband oder gehen mit den smarten biosport Kopfhörer joggen, sie greifen zu Hause aber trotzdem noch auf den PC oder das Notebook zu. Diese Tatsache lässt sich ebenso auf das kommerzielle Umfeld übertragen. Auch hier werden Wearables den Firmenrechner ergänzen.
CRN: Worin sehen Sie heutzutage die Aufgabe der Systemhäuser in ihrem Partnernetzwerk?
Cato:Hier sind für mich vor allem zwei Aspekte besonders hervorzuheben. Wichtig ist zum einen, ist die regelmäßige Rückkoppelung zu Intel. Durch die gewonnen Informationen der Systemhäuser können wir frühzeitig Tendenzen erkennen und darauf aufbauend unsere Technologien weiter entwickeln. Anders gesagt, die Nähe zum Kunden ist ein erfolgskritischer Faktor und somit unverzichtbar. Zum anderen besteht eine wichtige Aufgabe der Systemhäuser darin, neuen Technologien bei den Kunden zu positionieren. Derzeit sind für uns vor allem die Bereiche Real Sense und Security von großer Bedeutung.