Gernot Grömer schreckt das alles nicht. »Heute heißt die Frage nicht mehr, ob wir zum Mars fliegen, sondern wann«, sagt der Leiter des Österreichischen Weltraum Forums. Er hält eine bemannte Mission in 20 oder 30 Jahren für machbar. Grömer, 43, hat die jüngste Simulation in der Wüste Omans als »Kommandant« geleitet. Die Experimente haben - wie andere und weitaus längere Simulationen zuvor - der internationalen Marsforschung einige neue Erfahrungen beschert.
Zum Beispiel die Sache mit dem Rettich. Die Astronauten in der Wüste haben es geschafft, in einem aufblasbaren Gewächshaus in 15 Tagen bis zu fünf Kilo des vitaminreichen Gemüses auf einem Quadratmeter zu kultivieren. Daraufhin bekam das Saatgut den Namen »Rambo Rettich«.
In der Wüste hat das Team auch Elektrofahrzeuge getestet, die wie Quads mit Panzerketten über das Geröll rattern. Und für die Kommunikation wünscht sich Grömer nach der Simulation eine Art Whatsapp für den Mars. Denn sonst sei eine Frage bei der großen Entfernung zur Erde zehn Minuten unterwegs, eine Antwort ebenfalls. »Sinnvoller sind in jedem Fall Chats«, sagt Grömer.
Carmen Köhler hat in der Wüste in ihrem Raumanzug zum Beispiel die Strahlung gemessen. »Es dauert zwei Stunden, diesen Anzug anzuziehen«, berichtet sie. »Darin habe ich mich wie in einem eigenen Raumschiff gefühlt.« Und jede Bewegung habe unglaublich schwerfällig gewirkt. »So als ob eine Kaffeetasse plötzlich fünf Kilo wiegt.« Das runde Visier habe die Sicht zu einem Fischaugen-Effekt verzerrt.
Wichtig war Köhler aber auch, auf Effekte auf die Psyche zu achten. Bei der Simulation, isoliert vom Rest der Welt, wurde geschaut, ob sich das Stresslevel der Crewmitglieder allein schon an ihrer Wortwahl oder ihrem Tonfall ablesen lässt. Es sei wichtig, dass sich das Team zu Beginn einer solchen Mission gut kenne, sagt Köhler. »Es ist gut zu wissen, wer ein Scherzkeks ist und wer nicht.«
Und was muss ein Astronaut auf dem Mars alles können? »Einen Knochenbruch schienen, ein Computerprogramm schreiben und ein schmackhaftes Menü kochen«, fasst Grömer zusammen. »Wir brauchen Bastler-Typen mit investigativen Genen und gehörigem Respekt vor der Natur.«