Quantum DLT-S4 im Test

Neue DLT-Generation

29. Mai 2006, 23:35 Uhr | Andreas Roeschies/mw

Was lange währt, wird endlich gut. Eigentlich wollte Quantum die neue DLT-Generation noch im Jahr 2005 auf den Markt bringen, doch erst jetzt ist es soweit. Und die Wartezeit hat sich gelohnt: Statt der ursprünglich für dieses Format angepeilten 600 MByte packt DLT-S4 echte 800 MByte auf ein Band. Das ist doppelt so viel wie der Konkurrent LTO-3. Erreicht wird diese Kapazität durch eine Datendichte von 2988 Spuren pro Zoll (LTO-3: 1412).

Auch in puncto Geschwindigkeit hat DLT kräftig zugelegt. Während der Vorgänger SDLT-600 noch 36
MByte pro Sekunde aufs Tape schaufelte, sind es jetzt 60. Dennoch ist LTO-3 mit einer angegebenen
Geschwindigkeit von 80 MByte/s deutlich schneller. In der Praxis ist der Unterschied allerdings
deutlich kleiner, denn LTO-3 schafft selbst unter optimalen Bedingungen nicht mehr als 74 MByte/s,
während DLT-S4 etwas schneller als angegeben ist. Im Test mit Backup Exec 10 und Arcserve 11
erreichten wir bei ausgeschalteter Komprimierung auf Anhieb 60 MByte/s, was 3600 MByte pro Minute
beziehungsweise 2,16 TByte pro Stunde entspricht. Mit optimierten Timing-Einstellungen im BIOS des
Servers – aber ohne ihn zu übertakten – kamen wir auf rund 62 MByte/s. Der Geschwindigkeitsvorteil
von LTO-3 sinkt damit in der Realität auf etwa 20 Prozent. Wenn man zusätzlich berücksichtigt, dass
bei LTO-3 doppelt so oft ein Bandwechsel erforderlich ist, ist der Unterschied noch geringer. Als
Controller haben wir den Adaptec 29160 verwendet, der mit einer Transferrate von 160 MByte/s
ausreichend Reserve hat, auch wenn die Datenkomprimierung zum Einsatz kommt, wobei durchaus 120
MByte/s über das SCSI-Kabel fließen können. Dank des Ultra-320-Interfaces des DLT-Laufwerks können
am selben SCSI-Bus weitere Geräte betrieben werden, ohne dass die Performance leiden muss. Eine
nicht ganz so gute Figur machte DLT-S4 bei der Kapazitätsmessung: Statt der nominellen 800 GByte
konnten wir nur 775 GByte auf ein Band bringen, also rund drei Prozent weniger, als der Hersteller
angibt. Die Cartridges der beiden Vorgängerversionen (SDLT-600 und SDLT-320) kann das neue Laufwerk
lesen, aber nicht beschreiben.

Wie schon für SDLT-600 stellt Quantum kostenlos zwei Sage-Anwendungen bereit. Direkt mit dem
Laufwerkstreiber für Win-dows, der auch für 64-Bit-Systeme zur Verfügung steht, wird das
Sage-Dashboard installiert. Es gibt übersichtlich Informationen über das Band und das Laufwerk,
beispielsweise die Auslastung des eingelegten Tapes und in wie vielen Betriebsstunden eine
Reinigung ansteht. Die zweite Funktion besteht in der Bandsicherheit: Der Administrator kann jede
Kassette mit einem Kennwort vor dem Lesen und Beschreiben schützen. Damit die Bänder nicht bei
jedem Einlegen manuell entsperrt werden müssen, lässt sich ein Auto-Unlock einstellen. Alle
Cartridges mit dem passenden Kennwort sind damit wie gewohnt und ohne Eingriff des Administrators
nutzbar; dadurch ist diese Sicherheitsfunktion auch für Libraries geeignet. Werden die Bänder
gestohlen, sind sie außerhalb des Firmennetzwerks nicht lesbar. Unabhängig davon verfügen die
DLTS4-Bänder über den bewährten mechanischen Schreibschutz per Schieber an der Cartridge.

Das Sage-Programm Xtalk, das Quantum zum Download bereithält, stellt vielfältige
Diagnoseroutinen für Laufwerk und Bänder zur Verfügung. Außerdem kann der Administrator mit
DLT-Sage Bänder als WORM (Write Once, Read Many) kennzeichnen. Solche Bänder lassen sich nur einmal
beschreiben und nicht mehr löschen oder überschreiben. Dadurch soll es laut Quantum einfacher sein,
Archivierungsrichtlinien einzuhalten, wie sie in vielen Ländern gesetzlich vorgeschrieben sind.
Leider lassen sich nur leere Tapes als WORM kennzeichnen; das nachträgliche Kennzeichnen eines
bereits beschriebenen Bandes ist nicht möglich.

Das Laufwerk kostet in der internen Version rund 3300 Euro. Für das Kit mit Back-up Exec
Quickstart Edition, einem Band und einem Reinigungs-Tape sind 3500 Euro fällig. Die externe
Version, die zusätzlich ein SCSI-Kabel und einen Terminator enthält, kostet rund 3600 Euro.
Außerdem gibt es Rackmount-Varianten mit einem und mit zwei Laufwerken. Die Tapes sind ab 70 Euro
pro Stück erhältlich, was laufende Kosten von rund neun Cent pro GByte bedeutet.

Fazit

Die Wartezeit hat sich gelohnt: Quantum bietet ein schnelles und mechanisch bewährtes
Backup-System mit hoher Kapazität. Der Administrator sollte aber unbedingt darauf achten, dass die
Datenquellen das Laufwerk mit der vollen Geschwindigkeit versorgen können – bei gut komprimierbaren
Daten können das 120 MByte/s sein.

Info: Quantum Tel.: 089/9308060 Web: www.quantum.com/de


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