Apple will mehr Geld für weniger Leistung

Neues MacBook langsamer als Vorgänger

13. April 2015, 11:30 Uhr | Lars Bube
Hat nicht nur optische eine schmale Brust: Apples neues MacBook
© Apple

Erste Benchmarks stellen dem neuen MacBook ein wenig berauschendes Zeugnis bezüglich seiner Leistungsfähigkeit aus: Es rechnet sogar langsamer als der Vorgänger.

Apple hat die Schrumpfkur wieder einmal geschafft. Das neue MacBook ist erneut kleiner, dünner und leichter als die Vorgänger-Serie. Die meisten Beobachter sind sich einig, dass das Gerät durch diese optischen Korrekturen noch schöner geworden ist. Allerdings geht diese hübsche Verkleinerung gleichzeitig offenbar zu Lasten des eigentlich zentralen Punktes für ein mobiles IT-Arbeitsgerät. Denn wie erste Benchmarks jetzt zeigen, ist zusammen mit dem Gehäuse auch die Leistung geschrumpft. So schnitt das neue MacBook etwa im Vergleichstest des Benchmarking-Portals Geekbench mit 1.924 Punkten im Einkern- und 4.038 Punkten im Mehrkern-Test sogar etwas schlechter ab, als die alte Version mit ähnlichem Prozessor. Selbst ein MacBook Air aus dem Jahr 2011 schafft hier mit 2.192 und 4.288 Punkten etwas mehr als die aktuelle Generation des großen Bruders. Noch drastischer ist der Unterschied zum aktuellen MacBook Pro, das es auf 3.876, respektive 14.703 Punkte bringt.

Besonders auffällig ist der Leistungsverlust ausgerechnet beim größten erhältlichen CPU-Modell. Für 250 Dollar Aufpreis bietet Apple das MacBook 12 mit einem stärkeren Intel Core M Prozessor an, der es statt der üblichen 1,1 auf 1,3 GHz Taktfrequenz bringt. Diese schon nominell geringe Aufwertung fällt im Alltagsbetrieb zudem quasi völlig weg, da sich der Prozessor automatisch heruntertaktet, wenn über mehrere Minuten hinweg die volle Leistung abgerufen wird. Damit werden leistungsintensive arbeiten wie Bildbearbeitung oder Videoschnitt ausgebremst und das Prozessorupgrade somit gerade für all jene die es wirklich brauchen, überflüssig. Noch ärgerlicher ist dieser Umstand dadurch, dass Apple nur bestimme Konfigurationen anbietet. So ist beispielsweise eine 512 GByte große SSD nur zusammen im Paket mit dem größeren – aber eben beinahe nutzlosen – Prozessor zu haben.

Hauptursache für diesen Brems-Effekt und die allgemein etwas magere CPU-Performance dürfte sein, dass Apple die Thermal Design Power (TDP) der Prozessoren stabil auf 6 Watt halten lässt, um so eine möglichst lange Akkulaufzeit zu garantieren und Überhitzung vorzubeugen. Ein an sich nicht ganz unsinniger Schritt, hätte man nur dem Nutzer selbst per Softwaresteuerung die Wahl überlassen, ob er lieber mehr Leistung oder doch mehr Laufzeit will und braucht. Aber vielleicht geht man auch davon aus, dass Nutzer die mit nur einem USB-Port auskommen auch nicht wirklich vorhaben können, mit dem Gerät zu arbeiten. Beim nicht nur in Apple-Kreisen viel gescholtenen Konkurrenten Microsoft bekommt man für den gleichen Preis oder weniger hingegen mit dem Surface Pro ein echtes Arbeitstier, das dem neuen MacBook - vielleicht von der Geschmackssache Design abgesehen - um Lichtjahre voraus ist.

Hinweis: Geekbench hat den Test inzwischen wieder von der Seite genommen. Warum, darüber lässt sich angesichts der emotionalen Diskussionen nur spekulieren. Die Zahlen finden sich jedoch auch bei zahlreichen Kollegen wieder.


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