Dass Polarisation deutlich hellere und flimmerfreie Bilder in 3D erzeugen kann als Shutter und dass die Brillen weitaus praktischer sind, ist unumstritten. Genauso der Nachteil von Polarisation, dass die halbe Zeilenauflösung verloren geht. Umso erstaunter war die gesamte TV-Welt, als LG in einer Pressemeldung verkündete, dass seine Polarisations-Displays Full HD in 3D beherrschen. Diese Aussage wurde nicht etwa von Marketingstrategen erfunden, sondern vom renommierten Testinstitut VDE in einem Zertifikat bestätigt. "Schockierende" Neuigkeiten, wo doch jeder weiß, dass das nicht sein kann.
Ein Nachhaken beim zuständigen VDE-Testlabor ergab, dass LG ein solches Zertifikat tatsächlich bekommen hat und dass Polarisations-Displays zweifelsfrei Full HD in 3D wiedergeben. Man muss nur die Rahmenbedingungen kennen. Schaut man genau hin, wird in der Urkunde eine Full-HD-Auflösung bestätigt, wenn man sich ein 3D-Bild mit beiden Augen anschaut. Logischerweise tut man das, denn mit nur einem Auge hat man ja gar kein 3D-Empfinden.
Leider wurden alle Messungen bisher nur durch ein Brillenglas durchgeführt, und da ist Polarisation im Nachteil. Misst man durch beide Gläser gleichzeitig, ist die Aussage des VDE offensichtlich. Das Panel der Pol-TVs hat eine Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixeln, also Full HD. Bei der Polarisationstechnik werden die Zeilen auf das rechte und linke Auge verteilt, sie erreichen jedoch alle das Gehirn gleichzeitig. Ein Display, das 1.080 unterscheidbare Zeilen darstellt: Das nennt man Full HD. Und natürlich arbeitet LG dabei auch im 3D-Modus.
Das Ganze ist also eine Definitionsfrage, und der Begriff „Full HD“ wurde leider niemals wirklich präzise in einer verbindlichen Norm festgeschrieben. Und wenn, wäre das passiert, lange bevor jemand an 3D gedacht hätte.