Aufspaltung gefordert

Samsung am Scheideweg

28. November 2016, 14:15 Uhr | Lars Bube

Nach dem Verkauf der Druckersparte an HP verhandelt Samsung Electronics nun mit Lenovo eine Übernahme seiner PC-Sparte für 850 Millionen Dollar. Gleichzeitig forciert der Investor Elliott Management seine Forderung nach einer Aufspaltung des Konzerns.

Bei Samsung steht das zweite Halbjahr 2016 im Zeichen tiefgreifender Veränderungen. Das Desaster mit dem Galaxy Note 7 hat das Unternehmen mehrere Milliarden US-Dollar gekostet und das Image des weltweit führenden Smartphoneherstellers schwer angekratzt. Seither werden die kritischen Stimmen immer lauter, die in dem Debakel nicht nur ein technisches, sondern ein strukturelles Problem sehen. Sie befürchten, dass der gigantische Konzern in dieser Art nicht mehr effizient geführt werden und gegen die wachsende Konkurrenz aus China bestehen kann. Der Großinvestor Elliott Management hatte deshalb schon im Oktober gefordert, dem Vorbild anderer globaler Großunternehmen zu folgen und die größte Tochter Samsung Electronics in mehrere Firmen aufzuspalten.

Dem Vorschlag zufolge soll das operative Geschäft ausgegliedert und dann in den USA an die Börse gebracht werden. Für die anderen Bereiche sind eine oder mehrere Holdinggesellschaften angedacht. Damit will der für sein aggressives Gebaren bekannte Hedgefonds im eigenen Interesse vor allem die bestehenden Eigentumsverhältnisse aufbrechen und die Gründerfamilie Lee entmachten. Aktuell ist der Sohn des Firmengründers Byung-chull Lee, Kun-hee Lee, sowohl CEO des gesamten Mischkonzerns, als auch Vorsitzender von Samsung Electronics. Allerdings kann sich der 74-jährige Firmenpatriarch dieser Aufgabe seit einem Herzanfall vor zwei Jahren nur noch sehr eingeschränkt widmen und lässt weitgehend seine Söhne agieren. Aus Sicht von Elliot ist die Samsung-Aktie wegen diesem Führungsvakuum und dem großen Einfluss des Lee-Clans weit unterbewertet. Samsung hat sich trotz einer entsprechenden Aufforderung der Börse in Seoul bisher nicht zu diesem Vorstoß geäußert, prüft die Optionen jedoch derzeit intern und will noch in diesem Jahr dazu Stellung beziehen.

Erste Schritte in Richtung einer Entflechtung der Konzernstrukturen wurden aber bereits in den vergangenen Jahren und Monaten die Wege geleitet. Dabei steht insbesondere eine eingehende Überprüfung einzelner Produktsparten im Fokus. In den letzten fünf Jahren war unter anderem das Festplattengeschäft an Seagate verkauft und die Sparte für LCD-Displays ausgegliedert worden. Vor einigen Wochen wurde dann die Druckersparte für etwas über eine Milliarde Dollar an den Konkurrenten HP verkauft. Als nächstes steht wohl der Abschied vom PC-Geschäft an, dem Samsung aufgrund des seit Jahren konstant schrumpfenden Marktes keine lohnenswerte Zukunft mehr einräumt. Wie mehrere US-Medien berichten, sind die Verhandlungen dazu bereits in vollem Gange. Als Kaufpreis werden rund 850 Millionen Dollar genannt. Lenovo würde damit seinen Vorsprung als größter Hersteller auf dem PC-Markt noch einmal deutlich ausbauen. Samsung Electronics erwirtschaftet einen Jahresumsatz von mehr als 150 Milliarden Dollar und beschäftigt weltweit mehr als 300.000 Mitarbeiter.


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