Im Rahmen einer Sammelklage gegen Apple sind pikante Details bekannt geworden, mit welch zweifelhaften Mitteln das Unternehmen die Marktmacht von iTunes verteidigt. Unter anderem wurde Musik anderer Anbieter per Geräte-Reset gelöscht.
Nach fast zehn Jahren hat in den Vereinigten Staaten der Prozess um eine Sammelklage gegen Apple begonnen, in dem es um Kartellvorwürfe beim Musikplayer iPod und dem Dienst iTunes geht. Die Kläger, zu denen sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen gehören, werfen Apple kartellrechtliche Verstöße vor und fordern Schadenersatz in Höhe von 350 Millionen Dollar. Dabei geht es um das Aussperren anderer Musikanbieter und ihrer Inhalte auf dem iPod. Gleich zur Eröffnung des Prozesses gab es einen unerwarteten Paukenschlag. Mit Hilfe der für den Prozess offengelegten Akten, zu denen sogar Emails des verstorbenen Firmengründers Steve Jobs gehören, konnte die Anklage zeigen, dass Apple die Nutzer sogar förmlich dazu gezwungen hat, Musik aus anderen Quellen zu löschen. Bis 2009 überprüfte Apple demnach bei der Synchronisation von Musikbibliotheken systematisch, ob der Nutzer auch Musik aus fremden Quellen auf seinem Gerät hatte. War dies der Fall, wurden die Nutzer vielfach dazu aufgefordert, ihr Gerät Zurückzusetzen. Ohne die Nutzer davor zu warnen, wurden damit jedoch die fremden Songs einfach gelöscht.
Im Rahmen der Verhandlung verteidigte ein Vertreter von Apple diese Praxis mit einer damals im Konzern vorherrschenden Angst vor DRM-Verstößen, nachdem mehrere Hacks für iTunes aufgetaucht waren. Steve Jobs hatte diese Praktiken damals mit einer Art Einbruch bei Apple verglichen. Auf die Frage, warum man die Nutzer nicht wenigstens vor dem Reset über die Löschung informiert habe, antwortete der beim Prozess anwesende Sicherheitschef von Apple, Augustin Farrugia, fadenscheinig, dass man die Nutzer mit dieser Information nicht unnötig verwirren wollte. Man darf somit gespannt sein, was im Laufe des Prozesses noch ans Tageslicht kommen könnte. US-Rechtsexperten gehen davon aus, dass Apple sogar bis zu einer Milliarde Dollar Schadenersatz bezahlen müsste, sollte das Gericht bei dem Fall die aktuellen Anti-Kartellgesetze anwenden.