Nachdem der letzte große Hersteller die Produktion von VHS-Kassetten eingestellt hat, werden die Magnetbänder bald endgültig Geschichte. Schon im nächsten Jahr könnte es keine neuen Kassetten mehr zu kaufen geben. Wer sie noch in Überwachungsanlagen und anderen Bereichen einsetzt, braucht daher dringend eine Alternative.
Mit der südkoreanischen Firma »Cosmo AM & T« hat jetzt auch der letzte verbliebene große Hersteller seine Produktion von Video Home System (VHS)-Kassetten und -Magnetbändern eingestellt. Fast 40 Jahre nach seiner Vorstellung durch JVC wird das Magnetband damit bald seinen beiden schon seit Jahren eingestellten und weit weniger erfolgreichen Konkurrenten Betamax und Video 2000 in die Rente folgen und künftig nur noch eine Notiz in den Geschichtsbüchern der Unterhaltungselektronik sein. Während in heimischen Wohnzimmern nur noch wenige vereinzelte VHS-Enthusiasten und technisch Stehengebliebene die einst millionenfach verbreiteten Bänder und Recorder nutzen, könnte das Ende der Videokassette für viele Unternehmen zu einem ernsthaften Problem werden.
Insbesondere in vielen kleinen Betrieben tut die antiquierte Technik oft noch ihren Dienst, beispielsweise zur Aufzeichnung von Überwachungsvideos. Für sie wird der Nachschub mit frischen Bändern spätestens im Laufe des nächsten Jahres versiegen. Das schätzt zumindest der deutsche Anbieter Sauerland-Kunststoff (SK), der unter den Marken SK, Platinum und Xlyne neben VHS diverse Speichermedien wie CDs, DVDs, externe Festplatten und USB-Sticks produziert und anbietet. »Der bei uns befindliche Bestand deckt die Nachfrage unserer Kunden für die nächsten 10 Monate ab«, schätzt Peter Helfert von SK gegenüber CRN. Im Falle von Bevorratungskäufen könnte der Restbestand aber auch schon dieses Jahr zur Neige gehen. Für den Fachhandel ergibt sich damit eine sehr gute Gelegenheit, betroffenen Kunden Alternativen wie IP-Kameras und NAS-Systeme anzubieten.
Seit 1979 produziert SK in Deutschland VHS-Kassetten. Die darin verbauten Magnetbänder wurden stets von externen Produzenten eingekauft. Nachdem sämtliche großen Marken wie Fujifilm, Maxell und TDK allerdings in den letzten Jahren sukzessive aus der Produktion ausgestiegen sind, war Cosmo AM & T der letzte verbliebene Anbieter der Bänder und Kassetten. Eine weitere Alternative konnte SK trotz intensiver Suche auf dem Weltmarkt nicht finden. »Leider nein. Cosmo war der letzte Produzent von Videobändern und Video-Kassetten«, so Helfert. Dabei hätte sein Unternehmen die Produktion gerne noch weiter fortgesetzt. Denn die Nachfrage ist nach wie vor vorhanden. Alleine in Deutschland verzeichne man derzeit jedes Jahr noch fünfstellige Absatzzahlen, wie SK mitteilt.
Und auch die VHS-Nachfolgetechnik CD schreitet inzwischen schon mit großen Schritten ihrem Ende entgegen. Die Absatzzahlen der Scheiben sinken um rund 15 Prozent pro Jahr und mit Taiyo Yuden zieht sich Ende des Jahres auch der bislang größte Hersteller von CD-Rohlingen aus der Produktion zurück. Dennoch bleibt hier noch etwas mehr Zeit, sich nach Alternativen umzusehen. »Für das Archivieren und den Transfer kleinere Datenpakete haben CD-Rs trotz Flash-Medien, HDD und Cloud-Lösungen weiterhin ihren Einsatzbereich«, ist sich Helfert sicher. Zudem sei man im Fall der CD-Rohlinge nicht auf die Warenversorgung durch Drittanbieter angewiesen, da man sie beim Schwesterunternehmen GDD komplett selbst herstellt.