CRN-Kopfnuss

Virtuelle Lebensqualität: Schöne neue Holo-Welt

18. Mai 2015, 14:49 Uhr | Daniel Dubsky
© Microsoft

Mit der Holo Lens sorgt Microsoft für ein völlig neues Lebensgefühl. Wohin man schaut - nur noch freundliche Gesichter, wenn auch nur holografische. Warum das vor allem Porno-Industrie und Politik interessiert, hat die CRN-Kopfnuss aufgedeckt.

Mit Hardware hatte Microsoft in der Vergangenheit oft kein glückliches Händchen und leistete sich einige veritable Flops, darunter den Tablet-Vorläufer Mira und die Kin-Mobiltelefone. Nun treten die Redmonder erneut in den Ring und versuchen es mit einer Virtual Reality-Brille, »Holo Lens« genannt. Was davon in einer Demo auf der Entwicklerkonferenz »Build« zu sehen war, konnte durchaus beeindrucken – speziell der Part, in dem gezeigt wurde, wie der virtuell auf der Wand eingeblendete Bildschirm seinem Besitzer durchs Zimmer folgte, wenn dieser herumlief. Der fußballverrückte Nutzer erkennt hier sofort ein riesiges Potenzial, könnte er sich doch künftig sein Bier aus dem Kühlschrank holen, ohne spielentscheidende Szenen zu verpassen. Und auch der TV-Junkie würde profitieren, bräuchte er doch nicht mehr auf eine Werbepause zu warten, um zum Pinkeln im Badezimmer zu verschwinden.

Für optimale Bildqualität empfiehlt es sich natürlich, die heimischen Wände möglichst frei von Zierrat zu halten. Die karge Innenausstattung solcher für Holo Lens optimierten Wohnungen ließe sich problemlos durch virtuelle Dekorationen aufpeppen – aber bitte nur bis zum Spiel des Lieblingsvereins oder dem Beginn wichtiger TV-Shows. Stuckverzierte Wände oder ein Picasso, der im Wochenrhythmus gegen einen Dalí ausgetauscht wird, alles kein Problem. Auf diese Weise entstünde ein völlig neues, virtuelles Lebensgefühl. Warum noch in echte, physikalische Dinge investieren, wo die virtuellen doch viel schneller angeschafft und wieder ausgetauscht sind? Wozu noch die Wohnung sauber machen, wenn sich die schmutzigen Ecken bequem mit einer virtuellen Pflanze zustellen lassen?

Doch die Einsatzgebiete der Holo Lens reichen noch viel weiter. Statt sich Tag für Tag das griesgrämige Gesicht des Chefs im Büro anzuschauen, könnte stattdessen einfach ein lustig dreinblickender Avatar eingeblendet werden. Auch in der U-Bahn wäre man nur von freundlichen Gesichtern umgeben und ganz sicher ließe sich mit der Brille auch so manche Partnerschafft retten – oder zumindest aufpeppen, indem der Lebensgefährte virtuell auf Modelmaße gebracht wird. Die Porno-Industrie wäre sicher ein williger Helfer, um Microsoft bei Entwicklungen in dieser Richtung zu unterstützen. Ganz vorne in der Reihe der Holo Lens-Supporter werden jedoch Werbebranche und Politik zu finden sein, die begierig darauf harren, die virtuelle Welt mit subliminalen Botschaften zu fluten: »Gehorche!«, »Konsumiere!« und »Stell keine Autoritäten in Frage!«, hieße es dann in bester John Carpenter-Manier bald mit freundlicher Unterstützung der Holo Lens.


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