Das Startup Omnimundus bietet eine neue Form interaktiver und vernetzter Außenwerbung. Produkte und Dienstleistungen lassen sich mit einem »Klick« auf dem Smartphone mitnehmen. Im CRN-Interview spricht Gründer und Geschäftsführer David Pain über das System und die nächsten Ziele.
Barbara Schmidt tätigt ihren täglichen Einkauf im Supermarkt. An der Kasse wartet sie ein paar Minuten. Exakt auf Augenhöhe befindet sich ein Monitor. Darauf zu sehen ist ein Kopfhörer. Er ist im Tagesangebot. Schmidt zückt ihr Handy, wie auf dem Bildschirm beschrieben, und bekommt das Angebot direkt auf ihr mobiles Gerät. Per »Klick« kann sie es reservieren oder gleich buchen. Auch den Text, der danach auf dem Monitor angezeigt wird, kann sie mit einem Swipe auf ihrem Mobiltelefon weiterlesen. Hinter dieser Idee steckt das Berliner Startup Omnimundus.
CRN: Herr Pain, was macht Omnimundus?
David Pain: Omnimundus betreibt Bildschirmsysteme in Innenräumen und zwar an Orten, an denen potenzielle Kunden mindestens zwei Minuten warten, wie zum Beispiel im Supermarkt an der Kasse oder im Wartezimmer beim Arzt. Die Monitore zeigen Nachrichten, Sport oder Wetter, aber auch Inhalte, die Produkte oder Dienstleistungen bewerben.
CRN: Das Startup beschäftigt sich also mit digitaler Außenwerbung. Das ist an sich nichts Neues. Was machen Sie anders?
Pain: Passanten können die Inhalte auf 20 verschiedenen Wegen mit dem Smartphone mitnehmen. Eine App ist dafür nicht notwendig. Die Inhalte lassen sich beispielsweise per SMS, Anruf, Bluetooth, NFC, QR-Code, Wlan, We Chat, Whatsapp oder Internet-Kurzadresse übertragen. Diese Mitnahme ist mit einem Klick im Internet vergleichbar: Damit können wir die Inhalte an den jeweiligen Ort und die Besuchszeit anpassen, sodass nach und nach immer relevantere Themen für die Passanten angezeigt werden. Die Inhaltgeber, also Werbende, aber auch Verlage, haben dadurch eine deutliche Verbesserung zum Ist-Stand: Sie können nachvollziehen, was ihre Kunden wann und wo wollen.
CRN: Das sind bekannte Digital-Signage-Anwendungen – geht der Ansatz noch weiter?
Pain: Verlage können zum Beispiel eine neue Leserschaft generieren – ohne Mehraufwand. Inhalte werden automatisiert und parallel zur Homepage oder einem Youtube-Kanal erstellt und in die Bildschirme eingebunden. Mit Push-Nachrichten können Neukunden wieder zurückgeholt und bespielt werden. Die Standortgeber erhalten für die Bereitstellung des Platzes für unsere Monitore eine monatliche beziehungsweise jährliche Pauschale. Montage und Wartung übernehmen wir. Der Standortgeber verkauft im Grunde die Wartezeit. Pro zehnsekündigem Werbespot zahlen Unternehmen zudem einen Cent. Das ist bisher einmalig.
CRN: Wie ist der Name Omnimundus entstanden?
Pain: Es bedeutet »die ganze Welt«. Der Name ist nicht nur zufällig gewählt, denn der Name spiegelt auch ein großes Ziel des Unternehmens wider: Die ganze Welt mit unsere Idee zu erobern. Wir machen etwas Komplexes, das vielleicht etwas primitiv wirkt. Aber das ist es nicht. Wir verändern mit unserem Produkt vielleicht nicht die Welt, aber wir helfen KMUs. Und für die eingespannten Parteien verändert sich sehr viel.
CRN: Welche Zielgruppen wollen Sie ansprechen?
Pain: Auf der Seite der Inhaltgeber vor allem KMUs und auch Verlage. Aufseiten der Standortgeber sind es Imbisse, Supermärkte, Ärzte, Taxis, Händler – im Grun-de Unternehmen, die Räume mit Warte-zeiten haben. Auf Sei-
ten der Passanten wollen wir vor allem junge und technikaffine Nutzer ansprechen, die gerne auf mobilen Endgeräten lesen, kaufen und Entscheidungen treffen.
CRN: Wie ist die Idee zu Omnimundus entstanden?
Pain: Ich habe mich schon zweimal selbstständig gemacht. Dabei hatte ich immer das Problem, die Ansprache von Kunden messbar zu machen. Plakat-, Radio- und TV-Werbung lässt sich kaum messen, deswegen habe ich in den letzten Jahren hauptsächlich Werbung über Facebook oder Google Adwords gemacht, was wiederum sehr teuer war. Das Problem der fehlenden Messbarkeit in der realen Welt galt es für mich zu lösen.
CRN: Wie funktioniert das System?
Pain: Die Technik hinter Omnimundus heißt Omnivision. Das ist ein Kompaktsystem, bestehend aus einem Konsumentenbildschirm und ausfallsicheren Minicomputern. Sie steuern und vereinen die verschiedenen Möglichkeiten der Drahtloskommunikation. Wir stellen alles selber her. Qualität ist für mich dabei sehr wichtig. Egal ob bei Design, Soft- oder Hardware – sie ist von Anfang an entscheidend.
CRN: Welche Ziele haben Sie sich für die nächsten Monate gesetzt?
Pain: Unser Ziel bis Ende des Jahres ist es erst einmal, viele Standortgeber in Deutschland zu finden und bis zu 100 Monitore aufzuhängen. Zudem suchen wir Sponsoren, die sich an den Kosten der Monitore beteiligen, die wir bisher alle selbst finanzieren. Ein Monitor samt Minicomputer kostet von der Herstellung bis zum Aufbau etwa 1.200 Euro. Auch eine Zusammenarbeit mit Distributoren kann ich mir zu einem späteren Zeitpunkt vorstellen, wenn wir entsprechende Displaymengen benötigen. Schaffen wir es, uns in Deutschland zu etablieren, sind die nächsten Ziele China und Korea. Die Idee der Asia-Expansion ist, dass Menschen dort die Smartphones anders nutzen und unser Produkt dort noch besser annehmen als hier. Deutschland ist der härteste Markt. Die Leute sind sehr kritisch gegenüber Neuem. Schaffen wir es hier, schaffen wir es überall.