Reduziert werden könnte der Gender Pay Gap laut der Studie, indem die Lohnlücke zwischen Beschäftigten in Teilzeit und Vollzeit geschlossen wird. »Denn diese Lücke entsteht womöglich dadurch, dass Frauen auf Grund zeitlicher Restriktionen ihre frühere Position nicht mehr ausführen können, da diese zum Beispiel nicht in Teilzeit angeboten wird«, erklärt Zucco. Daher könnte zum Beispiel die Förderung von Home-Office oder das Aufteilen einer Führungsposition auf zwei Teilzeitstellen, das sogenannte Top-Sharing, den Gender Pay Gap verringern. Nach wie vor sind die IT-Berufe aber sehr männerdominiert, weswegen die Nachfrage nach Top-Sharing oder einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf möglicherweise nicht sehr groß ist. Diesen Gedanken kann man allerdings auch andersherum betrachten: Wenn mehr Frauen anfangen, in IT-Berufen zu arbeiten, könnte sich auch die Nachfrage nach diesen Angeboten verändern. Umgekehrt könnte eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch dazu führen, dass mehr Frauen in IT-Berufen arbeiten.
»Da IT-Berufe größtenteils in der Privatwirtschaft ausgeführt werden, wo Löhne häufig verhandelt werden, könnten sich Lohnunterschiede durch das Offenlegen von Gehältern von Männern und Frauen verringern, weswegen das Entgelttransparenzgesetz ein erster Schritt in die Richtung sein könnte«, meint Aline Zucco.
Die Autorin der Studie kann die Ursachen nicht genau bestimmen. Frühere Forschungsergebnisse zeigten, dass Frauen häufig in Betriebe gingen, die zwar geringer entlohnen, aber beispielsweise näher an der Betreuungseinrichtung der Kinder liegen oder unbefristete Arbeitsverhältnisse anbieten. Ein weiterer Grund für den Gender Pay Gap ist, dass Frauen oft geringere Löhne verhandeln als Männer. Einerseits versuchten Frauen, Verhandlungen zu vermeiden. Andererseits konnte in Experimenten aber auch gezeigt werden, dass Frauen, die hohe Löhne fordern, negativer beurteilt werden als Männer.
Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung gewinnen IT-Berufe zusehends an Bedeutung, doch der Fachkräftemangel ist schmerzlich spürbar: Rund 66 Prozent aller Unternehmen gaben laut Statista an, im Jahr 2020 Schwierigkeiten gehabt zu haben, freie Stellen für IT-Fachkräfte zu besetzen.
Eine Studie von Robert Half zeigte die Schwierigkeit aus Sicht der Unternehmen auf, für spezielle Felder geeignete IT-Fachkräfte zu finden. Am schwierigsten sei es demnach, ausgebildete Fachkräfte für IT-Sicherheit (41 Prozent), Digitalisierung (26 Prozent), Cloud (22 Prozent) sowie IT-Audit und Softwareentwicklung (jeweils 20 Prozent) zu gewinnen.
Neben dem Employer Branding und dem Anwerben von ausländischen Fachkräften wäre eine weitere Option, den Mangel einzudämmen, gezielt um hochqualifizierte Frauen zu werben.