Abgefüttert
Abgefüttert. In modernen westlichen Gesellschaften dominiert der Kaufrausch die Adventszeit ? und das trotz der allgemeinen Ernüchterung nach den Bundestagswahlen. So richtig freuen kann sich der Handel darüber jedoch nicht mehr, verkommt er doch immer mehr zum Gebühreneinzieher für diverse Behörden und Organisationen.
Abgefüttert
Aktuelles Beispiel: Gerade erst hat die VG Wort im Streit mit FSC beim Oberlandesgericht München einen Teilsieg bei den Urheberabgaben erfochten. Marktforscher haben hochgerechnet, dass 2008 die Abgaben für Festplatte, Drucker, Scanner, USB-Stick, CD- und DVD-Rohlinge etc. den Break-even erreicht haben sollen: Das heißt, sie kosten dann genau so viel wie der PC. Und dafür, dass der Handel die Geräte ? bis dahin übrigens nur noch mit dem Zusatz »powered bei VG Wort« ? in Verkehr bringt, wird er auch durch bürokratische Auflagen für deren umweltgerechte Entsorgung bestraft.
Teile der Industrie haben jedoch schon die Flucht nach vorne angetreten und sind dazu übergegangen, essbare Geräte zu entwickeln, die von der Verordnung ausgenommen sind. NEC hat jetzt beispielsweise den Prototypen eines Handys aus Mais und Kartoffeln vorgestellt. Bisher ist nur die Hülle aus essbarem Material, bis der erste Erbsenkondensator auf den Markt kommt, ist es aber nur noch eine Frage der Zeit. Schwedische PC-Modder haben derweil ganz nach dem Prinzip »Knusper, knusper Knäuschen, wer knabbert an meim Gehäuschen« eine Grafikkarte aus Teig und Lakritz sowie ein PC-Gehäuse aus Pfefferkuchen gebacken. Unter http://64bits.se finden innovativ orientierte Assemblierer in der konsequenten Fortführung des in Skandinavien traditionell starken Open-Source-Gedankens das kostenlose Rezept.
Zwar sind auch hier die Funktionen noch stark eingeschränkt, Branchenkenner bezweifeln aber nicht, dass zu Weihnachten 2006 bereits der erste lila »Milka-PC« in den Regalen steht. In den Nestlé-Labs wird derzeit bereits die Supraleitfähigkeit von Karamel geprüft, in Bad Schwartau stellt Zentis Versuche an, die ansonsten kaum verkäufliche Quittenmarmelade als Wärmeleitpaste einzusetzen. Panik dagegen bei den traditionellen PC-Bauern. FSC sucht sein Heil darin, die Kooperationen mit Food-Discountern noch stärker zu intensivieren. Erste Schritte wurden ja bereits erfolgreich eingeleitet. Zu einer Zeit übrigens, als das enorme Potenzial nur von wenigen erkannt und der Schritt nur von wenigen gebührend gewürdigt wurde.
HP dagegen hat die Innovation verschlafen und muss schon jetzt 1.500 Mitarbeiter in Deutschland entlassen, um sich auf den Niedergang des metall-basierenden PCs vorzubereiten. Stellenausschreibungen für Konditoren mit EDV-Erfahrung und den ab März 2006 erstmals angebotenen Lehrberuf »PC-Bäcker« sind aber in Böblingen schon in Vorbereitung.