Die Daten ihrer User haben die großen Online-Portale bestens im Griff, doch geht es um ewiggestrige Umtriebe, sieht das schnell anders aus. Nach rechtsextremen Profilen bei Facebook hat nun auch iTunes seinen Nazi-Skandal: Bei Apples MP3-Shop gibt es unter anderem das »Horst-Wessel-Lied« zu kaufen.
Wie die österreichische Tageszeitung Der Standard aufdeckte, stehen in Apples Itunes Store in dem Land rechtsextreme Lieder zum Download bereit. So ist unter der Kategorie »Weltmusik« die Compilation »Third Reich’s Military Music« erhältlich, zu welcher Interpreten wie die »Kapelle der SS-Standarte 4« oder das »Musikkorps der Leibstandarte-SS Adolf Hitler« Titel wie »Hitlerleute (In dem Kampf um die Heimat)« und das »Horst-Wessel-Lied« beisteuern. Bei letztgenanntem Lied handelt es sich um die Hymne der NSDAP, deren Verbreitung nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich verboten ist.
Natürlich handelt es sich bei dem ewiggestrigen Liedgut um eine Randerscheinung in dem mehrere Millionen Titel umfassenden Katalog von iTunes und wäre eine ständige Überprüfung sämtlicher iTunes-Inhalte für Apple eine wahre Herkulesaufgabe. Doch gibt es auch Beispiele, die belegen, dass Apple sich sehr wohl mit den bei iTunes angebotenen Inhalten auseinandersetzt: So sperrte der Hersteller im vergangenen Sommer kurzerhand den VoIP-Service »Google Voice« aus seinem App Store aus – wohl um Apples exklusiven iPhone-TK-Partnern Konkurrenz zu ersparen (CRN berichtete ). Ähnlich schnell reagierte das Unternehmen bei einer zu freizügigen Bilderstrecke von Stern.de und nahm die entsprechende iPhone-App für einige Zeit vom Netz. In der Empfindsamkeit des US-Konzern rangieren offensichtlich kommerzielle Interessen und sittliche Bedenken deutlich höher als das Unterbinden der Weiterverbreitung von NS-Propaganda. Immerhin: Im deutschen iTunes-Store ist das Nazi-Liedgut nicht gelistet.
Die Nazilieder im iTunes Store erinnern an einen ähnlichen Skandal bei dem Sozialen Netzwerk Facebook : Rechtsextreme konnten dort ungehindert Profile für Adolf Hitler und andere NS-Größen anlegen – erstaunlich wenn man bedenkt, wie gut die Online-Portale bekanntlicherweise ihre Nutzerdaten sonst im Griff haben.