Die seit längerem prognostizierte Konsolidierung traf die Assemblierer in diesem Jahr mit voller Wucht: Ob etablierter B-Brand-Hersteller, Schrauber mit Ladengeschäft oder Auftragsfertiger – sie alle leiden unter Preisverfall und behördlicher Regulierungswut. Schon einige mussten ihr Schrauber- Geschäft aufgeben. Für Lichtblicke sorgen Nischenanforderungen, welche die konkurrierenden A-Brands noch nicht bedienen können.
Der Preis verführt Endkunden schon lange nicht mehr dazu, einen »No Name«- Rechner zu kaufen. Die Assemblierer von Rechner-Systemen in Deutschland müssen in punkto Preis mittlerweile den ungleichen Kampf mit der zunehmend preisaggressiven A-Brand-Konkurrenz ausfechten. Hinzu kommen die behördlichen Auflagen: Gewährleistung, Einhaltung der ElektroG und gegebenenfalls Urheberrechtsabgaben. Auch das Verkaufsargument, dass Rechner vom Assemblierer auf individuelle Kundenanforderungen zugeschnitten werden können, zieht nur noch bedingt: BTO- und White- Label-Services der A-Brands bieten Fachhändlern inzwischen einfache Möglichkeiten, auf Endkunden zugeschnittene Lösungen – auch unter eigenem Namen – zu offerieren. Das verleitete schon in den vergangenen Jahren viele assemblierende Fachhändler dazu, auf die bekannten Hersteller- Systeme zu setzen und die eigene Fertigung aufzugeben.
Laut CRN-Channeltracks liegen in der Gunst der Fachhändler Desktop-Rechner von Fujitsu-Siemens (31,6 Prozent) und Hewlett-Packard (30,2 Prozent) klar vorne. In der PC-Listung sind die eigenen Marken damit nach einem kurzen Zwischenhoch mit 28,4 Prozent wieder auf Platz drei verwiesen (siehe Grafik). Noch Ende 2005 dominierten die assemblierten Systeme mit Werten von knapp 40 Prozent im Fachhandelsangebot. Immerhin auf den Werten knapp unter 30 Prozent scheint sich der Anteil schraubender Händler erst einmal einzupendeln. Vom vergleichsweise boomenden Notebook-Markt profitierten die assemblierenden Fachhändler ohnehin nicht: Hier dominieren die bekannten Marken, eigene Brands tauchen in der Listungsabfrage der Channeltracks im zweiten Quartal mit 3,4 Prozent wieder nur im niedrigen einstelligen Bereich auf. Versuche, die Notebook-Assemblierung über spezielle Unterstützungsprogramme zu forcieren – wie beispielsweise Intels »Interchange Initiative« scheiterten bislang (siehe Seite 5).
Auch die allgemein schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen setzten den Assemblierern zu: Steigende Energie- und Transportkosten sowie der schwache Dollarkurs belasten auch die Fertiger- Branche. »Assemblierungsaktivitäten sind nur noch sehr abnehmend profitabel darstellbar, wie wir aktuell sehen«, stellt Gerhard Schulz, Senior Vice President Central & Eastern Europe bei Ingram Micro, fest. Zuletzt schlitterten gleich mehrere etablierte B-Brand-Anbieter und Auftragsfertiger in die Insolvenz: Lintec, Maxdata und Leo. Auch für manche Distributoren mit eigener PC-Produktion ist die Vermarktung einer eigenen Marke kein Thema mehr: »Durch zu viele behördliche Auflagen ist die PC-Produktion schwieriger geworden, Großproduktionen lohnen sich nicht mehr«, berichtet beispielsweise Kosatec- Geschäftsführer Andreas Sander. Die PC-Produktion des Braunschweiger Distributors verzichtet mittlerweile auf die Serien- Produktion und bietet aus seiner neuen Fertigungsstätte PCs und Server nur noch im Built-to-Order-Verfahren als Service für Händler an.
Sicher ist, mit der Talfahrt der PC-Preise auf breiter Front – Notebooks bis zu 25 Prozent innerhalb eines Jahres – können auch Einzelfertigungen oder kleinere Stückzahlen kaum kostendeckend zusammengeschraubt werden. Besonders dann, wenn alle Abgaben, Lizenzen und Rückstellungen berücksichtigt werden. »90 Prozent der Assemblierer bewegen sich außerhalb des Rechts«, behauptet der Geschäftsführer eines Dienstleistungsunternehmens, der nicht genannt werden möchte. »Die Mehrzahl zahlt keine Lizenzabgaben, Urheberrechtsabgaben, bildet keine Rückstellung zum Beispiel für RMA. Das ist ein Pulverfass, das bei der kleinsten Nachforderung sofort explodiert.«