Umkämpfter E-Commerce-Markt

Auf der Suche nach der Erfolgsformel

16. Mai 2007, 9:34 Uhr |

Die Marktkonsolidierung ist in vollem Gange: Kurz nach dem Rückzug des Online- Händlers NetOnNet aus dem deutschen Markt verkündete Pay-TV-Anbieter Premiere die Übernahme des Etailers Home of Hardware. Zudem wandelt sich die Branche: Mehr und mehr schauen Anbieter primär auf den Ertrag statt auf den Umsatz.

Im September 2000 startete der schwedische Etailer NetOnNet mit einem Onlineshop auf dem deutschen Markt und baute seine Präsenz rasch aus: in München und Nürnberg wurden Lagermärkte eröffnet und insgesamt rund 40 Mitarbeiter eingestellt. Doch Anfang dieses Monats kam nun das Aus für die deutsche Niederlassung von NetOnNet (CRN berichtete in Ausgabe 19/07). Ein Umsatz von knapp 21 Millionen Euro in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2006/07 hatte dem Etailer, der oft mit Billigangeboten lockte, nicht ausgereicht: Ein Fehlbetrag von 2,6 Millionen Euro veranlasste die schwedische Geschäftsführung schließlich zum Rückzug aus dem deutschen Markt.

Anschaulich verdeutlicht diese Episode die Problematik der Etailer-Szene: Was zählt, sind Umsätze. Da diese im Internet aber oft nur über das Preisargument erzielt werden können, bleibt angesichts geringer Margen oftmals die Profitabilität auf der Strecke. Dabei überwog vor kurzem noch der Optimismus. »Vor zwei Jahren gab es im Online-Handel einen regelrechten Boom«, erinnert sich Steffen Schwuchow, Geschäftsführer des Preisvergleichers Schottenland.de: »Durch die Ich- AG wurden viele dazu ermuntert, ihr Glück im Internet zu versuchen.« Kein Wunder: Die Kosten für die Einrichtung eines Onlinehops sind im Vergleich zum stationären Handel wesentlich geringer, dafür lockt das World Wide Web mit nahezu grenzenlosen Möglichkeiten. So mancher frischgebackene Online-Händler wähnte sich bereits im Geschäft mit der ganzen Welt, doch neben dem Thema Profitabilität sorgten vor allem die hohe Konkurrenz im Internet und Abmahnwellen für eine rasche Rückkehr in die Realität. »Die Zeit der Amateure ist vorbei«, resümiert nun Schottenland-Chef Schwuchow.

Große Konkurrenz

»Wer ist eigentlich ein klassischer Etailer? « – bereits die Beschäftigung mit dieser Frage verdeutlicht schnell die große Konkurrenzsituation im ITK-Internethandel. So gibt es Hardware-Hersteller wie Dell und Apple, die sich mit ihren Onlineshops direkt an die Endkunden wenden – und das mit großem Erfolg: Gemäß einer GfK-Studie zu den Online-Käufen im Jahr 2006, rangiert PC-Hersteller Dell im Umsatzranking der Internetanbieter hinter der E-Commerce-Plattform Ebay an zweiter Stelle. Es folgen die großen Universalversender Amazon, Quelle, Otto und Neckermann. Zwar stellen IT-Produkte nur einen kleinen Teil in deren Sortiment dar, doch lassen die Versandhändler mit ihrem Umsatzvolumen auch die erfolgreichsten Etailer deutlich hinter sich. Ebenfalls im GfK-Ranking noch vor den reinen Online-Anbietern finden sich die Internet-Outlets von Retailketten wie Media Markt, Saturn und Conrad. Erst dann kommt der erfolgreichste deutsche Etailer Notebooksbilliger.de, der 2006 einen Jahresumsatz von 132,5 Millionen Euro erzielte, gefolgt von Unternehmen wie Cyberport, Mindfactory, BUG Computer, Alternate und Home of Hardware (HOH). Ebenfalls zur Online-Handelsbranche zu zählen sind schließlich die mehreren hundert Fachhändler, die neben ihrem Ladengeschäft noch mit einem Onlineshop oder als Ebay-Anbieter aktiv sind. Zwar wächst der E-Commerce derzeit jährlich im zweistelligen Bereich, doch wird schnell deutlich, dass es sich auch um ein besonders umkämpftes und dicht besiedeltes Marktsegment handelt.


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  2. Vollsortiment vs. Spezialisierung
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