Paradigmenwechsel beim Ethernet

Auslaufmodell Technikfreak

27. März 2007, 8:24 Uhr | Markus Reuter

Unternehmen werden weltweit bis zum Jahr 2011 rund 100 Milliarden Dollar für falsches Netz-Equipment und -Dienste verschwenden, das sagt Gartner voraus. Anwender halten an alten, ausgelaufenen Architekturmodellen fest, obwohl gerade die Switches stärker in Sicherheits- und Konvergenzaufgaben eingebunden werden. Hersteller warnen: Wer als Reseller diese Entwicklung ignoriert, wird es künftig schwer haben.

Die Gartner-Analysten Bob Hafner und Mark Fabbi haben ihre Prognosen Ende vergangenen Jahres veröffentlicht. Ihr Bericht »Gartner’s Top Predictions for IT Organizations and Users, 2007 and Beyond « klagt vor allem an, dass die Mehrheit der Unternehmen an etablierten, aber längst ausgelaufenen Design-Modellen festhält. Diese Architekturen ignorieren jüngste technische Entwicklungen. Das führt letztendlich dazu, dass Unternehmen mit Netz-Technik Probleme zu lösen versuchen, die überhaupt nicht existieren. Das Budget wird verschwendet, so dass ein Unternehmen nicht mehr in der Lage sei, wegweisende Investitionen zu tätigen, welche sein Geschäft tatsächlich verbessern und verändern könnten. Die Vergeudung erreiche bis 2011 weltweit ein Volumen von 100 Milliarden Dollar. Selbst bei konservativer Schätzung würden, so die Analysten von Gartner, mindestens 45 Milliarden Dollar falsch investiert.

Symbolisches, veraltetes Designmodell

Es überrascht kaum, dass Gartner insbesondere das Thema »GBit/s zum Desktop« anprangert. Hinter diesem etablierten Architekturmodell verbirgt sich das altbekannte Prinzip, mit »Bandbreite« alle Ansprüche von Anwendungen zu erschlagen. Das Schlagwort hat symbolischen Wert, steht es doch stellvertretend für alle Migrationsschritte im Ethernet, angefangen bei Ethernet auf Fast-Ethernet und später auf GBit/s-Ethernet. GBit/s-Ethernet-Desktops sollen nun den Weg zu 10 GBit/s im Backbone ebnen. Denn wer seine Desktops mit 1000 MBit/s ankoppelt, muss damit rechnen, dass er die kumulierten Daten im Backbone nicht mehr mit aggregierten 1-GBt/s-Ports auffangen kann.

Das Modell erhebt »Bandbreite zum Selbstzweck«, wie Jörg Kracke anmerkt, Geschäftsführer Deutschland und Area Sales Manager Central Europe bei 3Com. Gartner sagt, bei diesem Thema allein würden die Unternehmen zehn Milliarden Dollar verschenken. Denn die Mehrheit der Unternehmen, so der Analyst, würden die Bandbreiten bis zum Desktop überhaupt nicht brauchen. »Für einen herkömmlichen Office-PC ist 100 MBit/s ausreichend«, stimmt Siegbert Werner, Sales Manager VAR Central Europe bei Netgear, zu.

Die Kritik Gartners an 1 GBit/s zum Desktop ist aus symbolischer Sicht verständlich, steht aus finanzieller Sicht aber auf schwachen Beinen. »Kunden kaufen dieses Konzept weniger aus Technologiegründen, sondern gerade auf Grund der Preise«, erklärt Kracke. »Die Mehrkosten für einen GBit/s-Port zum Desktop sind fast irrelevant«, ergänzt Heimo Adamski, Regional Director Europe von SMC. Sie liegen um den Faktor 1,3 höher als 100 MBit/s. Wie bei Fast-Ethernet zum Desktop, geschieht diese Migration schleichend. Moderne Desktops sind heute standardmäßig mit 10/100/1000-fähigen Autosensing- Ports ausgerüstet, das gleiche gilt für moderne Layer-2- und Layer-3-Workgroup- Switches. So legt der moderne Endpunkt die Grundlage für die Migration.

Auch auf dem Gebiet der 10-GBit/s- Ports erwarten Analysten wie die Dell’ Oro Group einen Preisverfall, der die Kosten für einen optischen Anschluss von derzeit rund 5.000 Dollar weiter nach unten drückt. Auch 10GBaseT, der das schnellste Ethernet über Kupfer leitet, wird hier senken helfen.


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