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Besser durch schnelle Netze (Fortsetzung)

Autor:Redaktion connect-professional • 22.6.2005 • ca. 4:45 Min

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  1. Besser durch schnelle Netze
  2. Besser durch schnelle Netze (Fortsetzung)
  3. Besser durch schnelle Netze (Fortsetzung)

Ethernet-WAN an Lahn und Dill
An einem solchen Konzept arbeiten die Lahn-Dill-Kliniken in Wetzlar. Das Unternehmen entstand aus einen Zusammenschluss dreier ehemals selbständiger Krankenhäuser. Im Verbund wollen die Kliniken teure Geräte gemeinsam nutzen und müssen darum große Datenmengen über weite Entfernungen übertragen.
Für die vorhandene Telekommunikationsinfrastruktur war das zu viel. Beim Austausch von Röntgenbildern und umfangreicheren Untersuchungsergebnissen blieb den Ärzten daher nur der langwierige Postweg. Zudem setzten die drei Häuser des Verbundes unterschiedliche Klinikinformationssysteme (KIS) ein. Auch dies ist ein Hemmschuh für den umfassenden Datentransfer.
»Wenn man im ?Unternehmen Krankenhaus? effizient und rentabel arbeiten möchte«, sagt Markus Franke, IT-Leiter der Lahn-Dill-Kliniken, »dann müssen alle Daten durchgängig zur Verfügung stehen. Integration ist also unser oberstes Ziel.« Dafür fehlte aber bislang ein leistungsfähiges WAN, das ausreichend Übertragungskapazitäten bereitstellt. Daher entschied sich der Verbund für ein gemanagtes Ethernet-Netz von T-Systems, mit dem zunächst die Hauptstandorte Wetzlar und Braunfels miteinander verbunden sind. Danach folgt der Standort in Dillenburg sowie Nebenbetriebe und Außenstellen.
Ethernet-WANs (Wide Area Networks) sind eine preiswerte Alternative zu herkömmlichen Standleitungen. Ihre besondere Stärke liegt darin, dass Unternehmen zwischen den Standorten dieselbe Technologie einsetzen wie in ihren lokalen Netzen. Die Fernverbindung lässt sich einfach über eine Ethernet-»Steckdose« an das lokale Netz anschließen, da beide das gleiche Verkehrsprotokoll nutzen. Die Ethernet-Standleitung wird ein integraler Bestandteil des LANs und verbindet die lokalen Netze an verschiedenen Standorten zu einer logischen Infrastruktur auf Ethernet-Basis. Es ist dann egal, ob ein Server mit Bilddaten von Röntgenaufnahmen im gleichen Gebäude oder dreißig Kilometer entfernt steht.
Investitionen in teure und wartungsintensive WAN-Router entfallen, da die LAN-Daten nicht mehr in ein WAN-Protokoll übersetzt werden müssen. So verringern sich die Kosten für eine Datenfernleitung auf etwa die Hälfte derer für eine Standleitung. Deshalb sind Ethernet-WAN-Dienste für mittelständische Unternehmen wie Kliniken wirtschaftlich interessant.
Große Datenmengen wie digitalisierte Röntgenbilder kann der Klinikverbund nun zwischen allen Standorten problemlos übertragen. Das weit verzweigte Netz lässt sich bis in die einzelnen Stationen und Abteilungen hinein zentral managen. Ausfälle werden früh erkannt, so dass die behandlungsrelevanten Daten stets verfügbar sind. Damit sind alle Voraussetzungen für die Implementierung eines einheitlichen KIS gegeben.
Die Lahn-Dill-Kliniken denken aber noch weiter. Zurzeit betreibt der Verbund ein eigenes Rechenzentrum. »Die Kapazitäten unseres Rechenzentrums reichen sogar aus, anderen Unternehmen im Gesundheitssektor IT-Dienste über ein leistungsfähiges Netz anzubieten«, sagt IT-Leiter Franke. Dazu gehören medizinische Leistungen wie Röntgen, Kernspin- und Magnetresonanz-Tomografie. So würden die Kliniken Leerlaufzeiten des teuren Geräteparks und unausgelastete Kapazitäten des Rechenzentrums minimieren. Die Netzinvestitionen und die Kosten für teure medizinische Geräte würden sich erheblich schneller amortisieren.

Schnelles Backbone ­Inhouse
Manchmal bringt auch schon eine schnellere interne Vernetzung große Vorteile. Das FDDI-Netzwerk des Klinikum Herford, Nordrhein-Westfalen, stieß 2004 an seine Leistungsgrenzen. »Bandbreitenengpässe, mangelnde Performance und Leitungsausfälle häuften sich«, schildert Heinz-Ulrich Budde, IT-Chef des Klinikums, die Ausgangssituation. Das Klinikmanagement plante wie der Klinikverbund Lahn-Dill-Kreis ein innovatives Krankenhausinformationssystem einzuführen. Digitale Bilder aus der Radiologie, Laborwerte, Krankengeschichte und zum Beispiel auch Elektrokardiogramme sollten zu einer multimedialen Patientenakte werden, die überall zur Verfügung steht.
Die Klinikleitung in Herford will zudem alle informationstechnischen Möglichkeiten nutzen, um die medizinische und pflegerische Betreuung zu verbessern. So soll das neue Informationssystem die Mitarbeiter von zeitraubenden Routinearbeiten entlasten, zum Beispiel im Zusammenhang mit der vom Gesetzgeber geforderten Leistungsdokumentation. Zudem helfen integrierte Kliniksysteme bei der medizinischen Qualitätssicherung - ein wichtiger Aspekt im Wettbewerb mit anderen Krankenhäusern.

Alle Netzkomponenten einheitlich administriert
Nicht zuletzt sind optimal gesteuerte Informationsflüsse die Basis für einen zeitgemäßen Workflow, der sich auf Effizienz und Produktivität des gesamten Klinikbetriebs auswirkt. Auch Kostenbetrachtungen spielten bei der Auswahl eine wichtige Rolle. Dabei ging es nicht nur um die einmaligen Anschaffungskosten, sondern auch um die laufende Administration und den Support.
Das Klinikum Herford entschied sich für ein geswitchtes Gigabit-Ethernet-Backbone auf Basis von Cisco-Komponenten. Die Implementierung des neuen Systems dauerte nur einige Stunden, das gesamte Projekt einschließlich aller Vorarbeiten rund neun Tage. Projektiert wurde die Lösung vom Bielefelder Systemhaus Invent GmbH. An 350 Clientarbeitsplätzen profitieren derzeit rund 1100 Mitarbeiter von der neuen Infrastruktur.
IT-Leiter Budde: »Wir haben heute eine konsistente, flexible und praktisch beliebig skalierbare Infrastruktur, die einen reibungslosen Betrieb unseres neuen Krankenhausinformationssystems verspricht.« Besonders froh ist er über den verringerten Verwaltungsaufwand. »Jetzt können wir alle aktiven Netzkomponenten einheitlich administrieren«, sagt Budde zufrieden.
Dazu tragen auch die automatischen Konfigurationsfeatures der Catalyst-3750-Switches bei. In der Netzperipherie setzt das Klinikum Catalyst-2950-Systeme mit zwei redundanten Fibre Ports und der Clustering-Software Cluster Management Suite (CMS) ein. CMS ist ein Web-basiertes Management-Tool zur Konfiguration und Fehlerbehebung von bis zu 16 Catalyst Switches über eine einzige IP-Adresse.
Um die geforderte Ausfallsicherheit zu garantieren, verwenden die 3750-Geräte die sogenannte Stackwise-Technologie: Bis zu neun einzelne Switches lassen sich mit 32 GBit/s zu einer logischen Einheit verbinden. Fällt eine Leitung oder ein kompletter Switch daraus aus, fließen die Daten automatisch über Alternativleitungen. Dazu wird ein Doppelring aus zwei Leitungsbahnen aufgebaut, an den alle neun gestapelten Switches angeschlossen sind. Im laufenden Betrieb verteilt sich die Switch-Belastung innerhalb des Stapels gleichmäßig auf alle Switches, so dass Leistungsengpässen im Backbone wirksam vorgebeugt ist.
Auch für die Zukunft mit IPv6 ist das Klinikum gerüstet. Das neue Protokoll räumt mit der Adressknappheit im Internet auf: Die aktuelle Adresslänge steigt von 32 von 128 Bit, so dass theoretisch jedem Quadratmeter Erdoberfläche die unvorstellbare Menge von 655 x 1021 (eine Zahl mit 24 Ziffern) Adressen zugeordnet werden kann. Nach einem Software-Update verarbeiten die Catalyst Switche 3750 IPv6-Adressen problemlos.

Mehr Service durch WLAN
WLAN-Erweiterungen sind ebenfalls möglich. Was sie bewirken, zeigt sich in den Lahn-Dill-Kliniken. Dort ist die drahtlose Zukunft bereits Wirklichkeit. Ärzte und Pflegepersonal können direkt am Krankenhausbett Daten eingeben und abfragen und dadurch die täglichen Arbeitsabläufe wesentlich vereinfachen. »Über virtuelle private Netze lassen sich die Benutzergruppen voneinander trennen«, erklärt Hans-Jürgen Kraus, ZM Bereich Healthcare der T-Systems die Vorteile, die sich durch eine sichere WLAN-Infrastruktur ergeben. »So schreiben Patienten und Gäste private E-Mails oder laden Musiktitel aus dem Internet. Die Pflegekräfte pflegen ihre Patientenakte digital und ohne Medienbrüche, und die Ärzte erhalten Einblick in alle Patientendaten.«
Zudem planen die Lahn-Dill-Kliniken, per WLAN die Dienstleistungen im Krankenzimmer zu verbessern. »Mit TV und Telefon alleine gibt man sich ja auch zu Hause nicht mehr zufrieden«, sagt Franke. »Mit einer WLAN-Lösung können Patienten mit ihrem eigenen Laptop im Krankenbett kabellos im Internet surfen.« Durch solche Dienste kann auch ein Krankenhaus heute zu einer »Marke« mit Wiedererkennungswert werden.    Wolfgang Michel lebt als freier Autor in Köln,
Ingo Paszkowsky lebt als freier Autor in Berlin.