Kliniken vernachlässigen Risikomanagement
Viele deutsche Krankenhäuser vernachlässigen ein medizinisches Risikomanagement. Dabei sind entsprechende IT-Systeme durchaus preisgünstig zu haben.

Nur jede fünfte deutsche Klinik verfügt über ein medizinisches Risikomanagement, das die Zahl der Behandlungsfehler möglichst gering hält, so eine Studie von Steria. An den Kosten scheitern solche Systeme kaum. Unabdingbar ist vor allem eine offene Fehlerkultur, Transparenz und der Mut zur Veränderung. Genau das gilt es in Deutschlands Kliniken zu verbessern.
Schon ab 5.000 Euro sind zum Beispiel Critical-Incident-Reporting-Systeme (CIRS) auf dem Markt erhältlich. Sie ermöglichen es den Angestellten, »Beinahe-Fehler« anonym zu melden. Die wertvollen Informationen, die aus den kritischen Erfahrungen gewonnen werden, können entscheidend dazu beitragen, schwerwiegende Vorfälle in der Zukunft zu vermeiden.
Nach Expertenschätzungen nutzt nur jedes zehnte Krankenhaus CIRS effektiv, in erster Linie handelt es sich dabei um Großkliniken. Zu einem guten medizinischen Risikomanagement gehört neben CIRS aber vor allem auch eine genaue Analyse der Beinahe-Fehler und Schadensfälle, ein gutes Beschwerdemanagementsystem sowie regelmäßige Risikoaudits.
Vor allem der zunehmende Stress bei Ärzten und Pflegern führt zu einem erheblich steigenden Fehlerrisiko. Aufgrund dieser Mängel wird es immer wichtiger, Versorgungssystem durch entsprechende Maßnahmen fehlertoleranter zu machen, etwa durch strikte Einhaltung des Vieraugen-Prinzips und eine intensive Beobachtung der Prozesse.
Der Anstoß zum Risikomanagement muss dabei von den Klinikleitungen kommen. Ihre Aufgabe ist es, ein Klima zu schaffen, in dem Fehler nicht aus Angst vor Sanktionen unter den Teppich gekehrt werden. Schließlich führt eine fehlerfreie Behandlung auch zu einem verbesserten Image und spielt angesichts steigender Transparenz durch Qualitätsberichte und Klinikratings im Internet eine zentrale Rolle im steigenden Wettbewerb um Patienten.