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Blades bald für alles

Blades bald für alles Blade-Server entwickeln sich zu einem Königsweg der RZ-Konsolidierung. Mit Uwe Witulski, Leiter Systems Marketing bei IBM Deutschland, sprach Ariane Rüdiger für InformationWeek über die Bedeutung der Blade-Technologie.

Autor:Redaktion connect-professional • 23.11.2006 • ca. 2:40 Min

»Anwender wollen mit Blades in ­erster Linie ihre Server konsoli­dieren.« Uwe Witulski, IBM

Herr Witulski, welche Bedeutung hat die Blade-Technologie derzeit?
Um die Aufgaben der Rechenzentren der Zukunft effizienter zu bewältigen, gibt es zwei große Paradigmen: Einmal das Scale up: Man nimmt ein sehr leistungsfähiges Serversystem und virtualisiert es, um mehrere Anwendungen gleichzeitig auf derselben Hardware laufen zu lassen. Diese Methode eignet sich gut für große Datenbanken oder SAP-Transaktionsserver. Man kombiniert dann möglichst mehrere Anwendungen mit unterschiedlichem Lastprofil auf einer Maschine und optimiert so deren Auslastung. Daneben gibt es die horizontale Variante: Hier hat man viele gleichartige Server, auf denen jeweils dieselbe oder ähnliche, meist kleinere Anwendungen laufen. Beispiele sind Webserver oder SAP-Application Server. Blade-Technologie sorgt beim zweiten Ansatz dafür, dass der Betrieb der vielen Server effizient läuft.

Wie wird die Effizienz durch Blades gesteigert?
Indem für viele Server nur einmal oder bei redundanter Ausstattung zweimal Stromversorgung, Kabel oder Netzteil vorhanden sind. Außerdem kann man in unseren Racks gleichzeitig Blades für die unterschiedlichsten Betriebssysteme und Prozessoren kombinieren: Intel, AMD, PowerPC und jetzt auch noch Blades mit dem Cell-Prozessor. Gleichzeitig können Blades mit Windows, 64-Bit-Linux und Solaris in einem System zusammengefasst werden.

Blades erzeugen aber wegen ihrer Packungsdichte im Rack mehr Hitze auf engem Raum und stellen Rechenzentren dadurch häufig vor Probleme.
Das stimmt. Wir sind uns dieser Problematik bewusst. Allerdings verbraucht die gleiche Zahl vergleichbarer Server nebeneinander theoretisch genau so viel Strom, nur in einer anderen räumlichen Verteilung: Die Hitze fällt auf einer größeren Fläche an. Wir versuchen das Problem der Abwärme von Blade-Systemen durch entsprechende Designs auf System- und Prozessorebene anzugehen. Dazu gehören wassergekühlte Rack-Türen und Mechanismen wie beim Power-Prozessor, der beispielsweise nicht benötigte Bereiche einfach abschaltet. Die neuen Prozessoren sämtlicher Hardwarehersteller werben mit erheblich verbesserten Energiewerten und ziehen bei Abschalt­automatiken nach. Es werden auch mehrere Prozessoren mit geringerer Taktrate zusammengepackt, statt den Takt immer weiter zu erhöhen.

Sind die Vorteile von Blades den Anwendern vermittelbar oder zögern ­viele noch?
Wir haben auf der Systems jeden Tag ein Kundentreffen zum Thema Blades veranstaltet, und die Resonanz war so gut, dass wir diese Veranstaltung auch im nächsten Jahr fortführen wollen.

Welche Einsatzgebiete präferieren die Anwender und mit welchem Ziel?
Sie sehen Blades vor allem in Rechenzentren in horizontalen Anwendungen, ihr primäres Interesse gilt dem Formfaktor. Sie wollen vor allen Dingen eine Konsolidierung ihrer Serverlandschaft, zumal die meisten Server heute nicht mehr unbedingt eigene Festplatten brauchen. Der Speicherraum wird ja in der Regel als SAN vorgehalten. Dazu kommen die Flexibilität und geringere Fehleranfälligkeit: Blades erlauben schnelles Starten und schnelles Nachrüsten. Mittlerweile gibt es auch Gesamtlösungen auf Blade-Basis für bestimmte Anwendungen, etwa unsere Dynamic Infrastructure for SAP.

Wie sehen Sie Markt und Preisentwicklung bei Blades in der nächsten Zeit? HP hat ja gegenüber IBM kräftig aufgeholt.
Dass HP so viele Marktanteile gewinnen konnte, liegt an der großen installierten Basis von HP/Intel-Servern. Aber technologisch und auch bei den Marktanteilen sind wir mit unsrer Integration der verschiedensten Plattformen nach wie vor vorn, schließlich haben wir ja auch die Blade-Technologie erfunden, und wir glauben, dass wir unsere Position im Markt zukünftig ausbauen werden. Was die Preise angeht: Sie sind seit 2000 relativ stabil. Es geht bei Blades weniger um Preisverfall als um den Formfaktor. Immer mehr Funktionen werden in Blade-Form auf den Markt kommen, zum Beispiel Storage-Blades.

Welche Rolle spielt die Community Blade.org?
Eine sehr wichtige. Wir haben für die Mitglieder von Blade.org die Spezifi­kationen unserer Blade-Technologie ­offen gelegt, so dass jedes Mitglied entsprechende Produkte entwickeln kann. Nortel hat beispielsweise ein Blade-­System für die Telekommunikations­industrie mit ihren flacheren Schrankmaßen und Gleichstromversorgung entworfen. Derartige Speziallösungen wird man sicher öfter sehen.