2018 verabschiedete die deutsche Bundesregierung eine nationale KI-Strategie. Aber auch die einzelnen Landesregierungen haben Ziele und Maßnahmen definiert. Die BSBI hat die Strategien der Bundesländer untersucht. Ein Ergebnis: Forschung und Entwicklung ist das meistgenannte Handlungsfeld.
Bereits 2018 verabschiedete die deutsche Bundesregierung eine nationale KI-Strategie1, um Deutschland zu einem führenden Standort für die Entwicklung und Anwendung von KI-Technologien zu machen und die globale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. 2020 wurde das Strategiepapier fortgeschrieben. Insgesamt fünf Milliarden Euro will die Bundesregierung für die Umsetzung bis 2025 bereitstellen. Aber auch die einzelnen deutschen Landesregierungen haben strategische Ziele und konkrete Maßnahmen im Bereich der Künstlichen Intelligenz für ihr jeweiliges Bundesland. Die Berlin School of Business and Innovation (BSBI) hat die Strategiepapiere der 16 Bundesländer Deutschlands untersucht2 und die zentralen Handlungsfelder definiert.
Die Untersuchung zeigt deutlich, dass der bundesweite Fokus auf dem Ausbau und der Förderung der KI-Forschung und Entwicklung liegt. Das Handlungsfeld wird in den untersuchten Strategiepapieren 11-mal genannt und steht damit auf Platz 1 des Rankings.
Mehr als die Hälfte aller deutschen Bundesländer ist in diesem Zusammenhang darum bemüht, neue KI-Professuren zu schaffen oder diverse Forschungszentren zu bauen. Das Saarland beispielsweise hat die Entwicklung eines KI-Hotspots in den Schwerpunktbereichen Automotive, Industrie 4.0., eHealth und eGovernment zum Ziel. Der Stadtstaat Berlin möchte unter anderem beim Zusammenschluss der beiden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten KI-Kompetenzzentren mit Verzahnung der KI-Aktivitäten aller Berliner Hochschulen unterstützen.
Insgesamt acht Erwähnungen erhalten die Bereiche Wirtschaft und Förderung in den untersuchten KI-Strategien und teilen sich damit den zweiten Platz.
In Mitteldeutschland setzen die Bundesländer Sachsen und Sachsen-Anhalt ihren Schwerpunkt auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Beschäftigte durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Im südwestlichen Baden-Württemberg soll unter anderem durch den Aufbau von 19 regionalen KI-Labs als Anlaufstelle für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) der Mittelstand gestärkt werden. Beim Handlungsfeld Förderung geht es um Projekte, die der Entwicklung von KI-Anwendungen und dem Technologietransfer dienen. Die Thüringer KI-Strategie besteht aus mehreren Faktoren zum Themenschwerpunkt Förderung wie dem Digitalen Bonus als niederschwelliges Angebot für KMUs.
Auf dem dritten Platz stehen zwei Handlungsfelder: Sowohl die Ausbildung von Fachkräften als auch der Ausbau der Infrastruktur werden 7-mal in den untersuchten KI-Strategiepapieren der deutschen Bundesländer genannt.
Besonders in Nordrhein-Westfalen konzentriert sich die Landesregierung auf die Aus- und Weiterbildung von Schüler:innen, Auszubildenden, Studierenden und Berufstätigen. Hierfür werden verschiedene Initiativen zur KI-Qualifizierung und KI-Nachwuchssicherung sowie zum lebenslangen Lernen gefördert.
Im Bereich Infrastruktur und Mobilität sind Niedersachsen und Sachsen-Anhalt führend. Die beiden Bundesländer setzen unter anderem auf die Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Dateninfrastruktur und auf den Ausbau einer digitalen Infrastruktur.
Die Vernetzung und praktische Anwendung von Künstlicher Intelligenz in der Verwaltung sowie dem öffentlichen Sektor erwähnen nur sechs aller Bundesländer in ihren KI-Strategien (Platz 4). Noch weniger Handlungsbedarf sehen die einzelnen Landesregierungen bei der internationalen und nationalen Zusammenarbeit im KI-Bereich. Insgesamt nur drei Bundesländer (Bremen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein) verfolgen explizit laut Strategiepapier das Ziel eines gemeinsamen Austausches und der Vernetzung über ihre Grenzen hinaus.
Das nördlichste Bundesland Deutschlands, Schleswig-Holstein, ist das einzige, welches explizit angibt, KI auch im Bereich Gesellschaft nutzen zu wollen. So sollen zukunftsweisende Lösungen für eine bürgernahe digitale Verwaltung durch das „Joint Innovation Lab“3 entwickelt werden. In Brandenburg wird KI im Gesundheitswesen fokussiert: Hier soll das Carl-Thiem-Klinikum Cottbus zu einem digitalen Leitkrankenhaus5 umfunktioniert werden.
Prof. Dr. Kyriakos Kouveliotis, Provost & Chief Academic Officer der BSBI kommentiert die Bemühungen: „Die Untersuchung der KI-Strategiepapiere der 16 Bundesländer hat gezeigt, wo bundesweit der meiste Handlungsbedarf besteht. Es ist wichtig, dass der Bereich der KI schnell auf europäischer und globaler Ebene reguliert wird, auch um persönliche Daten und Urheberrechte zu schützen. Die deutsche KI-Landschaft insgesamt benötigt noch mehr Forschung und vor allem ausgebildete Fachkräfte im Bereich KI. Dass die Nachfrage auf diesem Gebiet erfreulicherweise steigt, haben wir an der BSBI ebenfalls festgestellt. Denn um wettbewerbsfähig zu bleiben, muss die neue Technologie auf vielfältige Weise in Lehrpläne und Seminare integriert werden. Am Berliner Campus gibt es beispielsweise ein 18-monatiges Artificial Intelligence Programm4, bei dem die Studierenden Wissen über die aktuellen Herausforderungen und Bedürfnisse im Bereich KI erlangen können.”
1 www.bmbf.de/bmbf/de/forschung/digitale-wirtschaft-und-gesellschaft/kuenstliche-intelligenz/ki-aktionsplan.html
2 https://www.datawrapper.de/_/7QNnk/
3 https://jil.sh/
4 https://www.berlinsbi.com/de/studienprogramme/postgraduale/msc-artificial-intelligence
5 https://www.zukunft-im-blut.de/