DSL-Vermarktung

Das Festnetz ist lebendiger denn je

21. Juli 2006, 7:57 Uhr |

Das Festnetz ist lebendiger denn je: Die Vermarktung von Festnetzprodukten wandelt sich: Im Privatkunden- und SOHO-Geschäft gewinnen Internet-Telefonie und Entertainment-Angebote immer mehr Bedeutung. Im Businesskunden-Bereich sind effiziente Lösungen für VoIP und VPNs gefragt – ISDN und Preselection sind Auslaufmodelle.

Als QSC-Vorstand Dr. Bernd Schlobohm am Dienstag vergangener Woche die Bombe platzen ließ, waren nicht nur Branchenbeobachter, sondern auch die meisten Mitarbeiter fürbass überrascht: Nur ein ganz kleiner Personenkreis wusste im Vorfeld von der geplanten Übernahme des Hamburger Konkurrenten Broadnet AG. Alle Beteiligten waren zu absolutem Stillschweigen verdonnert. Zum Preis von exakt 1,054 QSC-Aktien gegen eine Broadnet- Aktie haben die vier Hauptanteilseigner Comcast, KKR und die Firmengründer Frank und Christian Brügmann ihre Anteile verkauft. Insgesamt besitzt QSC jetzt 67 Prozent der Broadnet-Aktien; angestrebt ist eine nahezu vollständige Übernahme, was sich jedoch aufgrund der zahlreichen Kleinaktionäre noch etwas hinziehen kann.

Nach einem schwierigen Start im Jahr 1995 und dem frühzeitigen Verschmelzen mit dem SDSL-Anbieter KKF.Net hatte sich das Hamburger Unternehmen Broadnet sehr ähnlich wie QSC aufgestellt: Der Fokus galt dem Businesskundengeschäft, mit Richtfunklösungen auf Basis der Wireless Local Loop-Technologie verfügte der Anbieter darüber hinaus über ein Alleinstellungsmerkmal, dem kein anderer deutscher Carrier in dieser Form Paroli bieten konnte. Insgesamt war es Broadnet jedoch nicht gelungen, so stark zu wachsen, dass das Unternehmen als eigenständiger Anbieter hätte dauerhaft fortbestehen können.

Die Konsolidierung ist nicht beendet

Die Übernahme macht deutlich, dass die Konsolidierungsphase unter den DSL-Anbietern noch immer nicht beendet ist. Klar ist, dass nur große Unternehmen gegen den unangefochtenen Platzhirsch Deutsche Telekom dauerhaft bestehen werden, der den Markt mit über 8,6 Millionen DSL-Anschlüssen – darunter 2,2 Millionen Resale-Anschlüsse – weiterhin dominiert. Die übrigen, rund 2,5 Millionen derzeit bestehenden DSL-Anschlüsse teilen sich bundesweit aufgestellte Anbieter wie Arcor, Colt, Tropolys/Versatel, Hansenet, Telefonica, QSC und viele weitere Regio-Carrier, die in den vergangenen Jahren allesamt in den Aufbau einer eigenen Infrastruktur investiert haben. Alle die anderen in der Branche bekannten Namen von 1&1 und AOL über Freenet bis hin zu Lycos zählen zu den Resale-Anbietern, die keine oder kaum eigene Infrastruktur aufgebaut haben.

Der harte Kampf um die Breitbandkunden ist nachvollziehbar: Die Marktanteile sind längst nicht – wie etwa im Mobilfunk – fest zementiert. Nach Schätzungen des Branchenverbandes Bitkom wird der Markt in diesem Jahr um rund 30 Prozent wachsen, Ende 2006 soll es etwa 13 Millionen DSL-Anschlüsse geben. Beim größten Telekom-Konkurrenten Arcor ist die Prognose sogar noch optimistischer: »Bis Ende 2006 erwarten wir einen Anstieg auf mehr als 14,5 Millionen DSL-Kunden. Dabei ist Arcor im DSL-Markt hervorragend aufgestellt. Zwanzig Prozent der DSL-Neukunden in Deutschland haben sich im vergangenen Jahr für uns entschieden«, betont Harald Stöber, Vorstandsvorsitzender der Arcor AG.

Auch für die nächsten Jahre sagen Marktforschungsinstitute noch deutliche Zuwächse voraus. Getrieben wird der deutlich zwischen dem Privat- und Geschäftskundenbereich getrennte Markt zunehmend von neuen Services, die allesamt auf Breitbandtechnik basieren. Peer Knauer, CEO der Versatel-Gruppe, bringt es humorvoll auf den Punkt: »Das Festnetz ist lebendiger denn je und das hat drei Gründe: DSL, DSL und DSL.« Absehbar ist, dass die Sprach- und Datenkommunikation über DSL mittel- bis langfristig die konventionelle Sprachtelefonie ablöst. Spätestens dann, wenn Telefon- und DSLAnschlüsse bundesweit entbündelt angeboten werden können, ist das heutige POTS-Geschäft ein Auslaufmodell. Anbieter, die heute DSL-Kunden an sich binden, haben auf mittlere Sicht also beste Aussichten, in die Liga der auch künftig als etabliert geltenden Telcos aufzurücken.


  1. Das Festnetz ist lebendiger denn je
  2. IP-TV ist ein wichtiger Baustein
  3. Synergie-Effekt durch Kooperation
  4. Kommentar

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