CRN: Planen Sie weitere Akqusitionen für 2010?
Weinmann: In diesem Jahr wollen wir die Frequenz zu 2009 erhöhen und wieder in jedem Quartal ein Unternehmen kaufen. Durch die Bürotex/SCC-Übernahme haben wir die Süd-West-Schiene Deutschlands schon sehr gut abgedeckt. In den Gebieten Berlin und Hamburg sind wir noch nicht so gut vertreten.
CRN: Ihr Sturm auf Osteuropa ist ja erstmal abgeblasen. Bechtle ist in England, Frankreich und Deutschland vertreten. Wie steht es denn um die internationale Ausrichtung von Cancom?
Weinmann: In der deutschsprachigen Schweiz wollen wir uns auf jeden Fall stärker positionieren. Im Jahr 2002 haben wir uns an dem Thema Internationalisierung die Zähne ausgebissen. Wir decken lieber den deutschsprachigen Raum vernünftig ab, bevor wir uns ins Ausland wagen. Bis auf große Outsourcing-Deals spüren wir noch nicht genug Druck der mittelständischen Kunden in diese Richtung. Die Expansion nach Osteuropa ist noch nicht abgeblasen, aber steht in diesem Jahr noch nicht an. Wir haben in Deutschland noch genug zu tun.
CRN: Gäbe es auch noch Themen, die Sie durch Akquisen besetzen wollen?
Weinmann: Thematisch gesehen, haben wir seit der Sysdat-Übernahme alles besetzt. IBM war unsere große thematische Lücke, die wir mit Sysdat gestopft haben. Im E-tail waren wir ebenfalls zu schwach aufgestellt, da hat HOH sehr gut hineingepasst.
CRN: Zurzeit sind ja High-End-Themen rund ums Rechenzentrum sehr stark gefragt. Vor eineinhalb Jahre haben Sie den Rechenzentrums-Spezialisten Sysdat übernommen. Das IBM-Geschäft der Sysdat macht bereits ein sechstel ihres Gesamtumsatzes aus. Sind Sie zufrieden mit dem Verlauf der Übernahme?
Weinmann: Wir haben mit der Sysdat noch nicht ganz die Ziele erreicht, die wir erreichen wollten. Das hing vor allem damit zusammen, dass das IBM-Geschäft etwas geschwächelt hat. Wir haben uns zunächst damit beschäftigt, die Sysdat neu aufzustellen. Dabei ging es darum, Räumlichkeiten zusammen zu legen. Trotzdem sind wir nicht wirklich unzufrieden, denn gerade der Rechenzentrums-Bereich war von der Krise mit am stärksten betroffen und der Dezember hat sich sehr gut entwickelt. Wir konnten zudem einen großen Anteil an Hardware-Marge, die wir verloren haben, durch das Dienstleistungs-Geschäft wieder aufholen. Eigentlich war natürlich unser Ziel insgesamt durch die Dienstleistungen mehr zu verdienen. Das schlechte Hardware-Geschäft hat die Dienstleistungsumsätze jedoch aufgefressen, deshalb sind wir »nur« auf das Vorjahres-Niveau der Sysdat gekommen.
CRN: Es gibt ja im Systemhaus-Geschäft geradezu einen Run auf das Rechenzentrum. Wie erklären Sie sich diesen Trend?
Weinmann: Das ist leicht zu erklären. So einen starken Preisverfall bei den Frontend-Geräten, also Desktops oder Notebooks, wie im vergangenen Jahr haben wir noch nie gesehen. Durch Citrix und Thin Clients wie beispielsweise die von IGEL wird das Frontend immer »dümmer«, billiger und Service-Leistungen braucht man auch nicht. Wirklich Geld verdient man vielmehr mit Storage, Servern, Virtualisierung, den Citrix-Themen und dem Service.