Over-the-top-Dienste

Der OTT-Markt bleibt in Bewegung

17. Juni 2014, 9:32 Uhr | Thorsten Trapp, Mitbegründer und CTO, Tyntec

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Weitere "Bedrohungen": Web-RTC & EU-Regulierung

Neben verstärkten Investitionen und Konsolidierungen im OTT-Markt sehen sich die klassischen Telekommunikationsunternehmen auch mit internetbasierten Neuerungen wie Web-RTC konfrontiert, was das Wachstum von OTT-Diensten weiter beschleunigt. Durch die Unterstützung von Google, Mozilla und Opera entwickelt sich Web-RTC schnell zur Standardfunktion, um leicht zugängliche Kommunikation zu fördern. Dank einer API, die Echtzeitkommunikation ermöglicht und Webbrowser nutzt ohne Plug-Ins herunterladen zu müssen, macht Web-RTC es einfach, Sprach- und Videokommunikation in Webseiten zu integrieren. Die Technologie beschleunigt OTT-Anwendungen, indem sie den Zugang zu Sprache und Video ermöglicht. Dabei ist Web-RTC nicht nur für OTT-Dienstleister von Vorteil, sondern auch für Mobilfunkbetreiber. Diejenigen, die sich mit neuen Finanzierungsmodellen für die Unterstützung von Web-RTC auseinandersetzen, können ihre Angebote attraktiver machen und bleiben konkurrenzfähig.

Neue Roaming-Regulierungen üben zusätzlichen Druck auf europäische MNOs aus, was Europa wahrscheinlich zu dem am härtesten von OTT-Diensten betroffenen Telekommunikationsmarkt macht. Mit der Vision, einen einheitlichen Telekommunikationsmarkt innerhalb der EU zu schaffen, bestätigte das Europäische Parlament vor kurzem Regulierungsmaßnahmenen, die nicht nur die Netzneutralität stärken, sondern auch das Ende der Roaming-Gebühren innerhalb der EU bedeuten würden.

In der Vergangenheit versuchten einige Mobilfunkbetreiber ihre eigenen OTT-ähnlichen Dienste anzubieten, allerdings verliert diese Möglichkeit zusehends an Attraktivität. In einer internationalen Studie von Mobilesquared im Jahr 2013 unter mehr als 40 MNOs und MVNOs gaben gerade einmal 21 Prozent der Befragten an, einen eigenen OTT-Service auf den Markt bringen zu wollen. 2012 waren es dagegen noch 26 Prozent. Der Rückgang ist möglicherweise auf die Komplexität bei der Integration des GSMA-unterstützten Standards Joyn zurückzuführen. So glaubten 2013 laut der Umfrage nur sieben Prozent, dass Joyn die Lösung ist, um im Wettbewerb mit Messaging- und Sprachdiensten von Internet-Unternehmen wie Facebook, Whatsapp und Skype bestehen zu können.
Den Mobilfunkbetreibern bleiben nur einige wenige Möglichkeiten: Sie können sich weiter entwickeln und innovative Sprach- und SMS-Dienste auf den Markt bringen oder mit OTT-Anbietern kooperieren. Entscheiden sie sich für eine Zusammenarbeit, besteht die Möglichkeit, eine für beide Seiten gewinnbringende Beziehung aufzubauen: MNOs wären zum Beispiel in der Lage, Umsätze durch Off-Net-Anbindungen, erweiterte SMS-Dienstleistungen oder zusätzlichen Sprach- und Datenverkehr zu generieren. Kooperierende OTT-Anbieter könnten diesen wiederum eine weitere Reichweite bei einem potenziell größeren Kundenstamm ermöglichen. Zudem bestünde die Möglichkeit, zusätzliche Einnahmen mit Umsätzen aus Datentarifen, In-App-Einkäufen und der Lizenzierung von Clients zu erzielen.

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