Statt endlich wieder Ruhe in den turbulenten Geschäftsalltag bei Twitter zu bringen, sorgt Elon Musk mit immer neuen Kapriolen wie dem Austausch des Logos und des Firmennamens für ein Maximum an Unbeständigkeit.
Seit sich Elon Musk halb unter Zwang Twitter einverleibt hat, baut er den Microblogging-Dienst ohne Rast und Ruh im Stakkato-Tempo mit immer neuen Ideen um. Die Mitarbeiterzahl wurde, ungeachtet aller Konsequenzen, von über 7.500 auf weniger als 2.000 reduziert, die komplette Chefetage entlassen, neue Abomodelle eingeführt, Mietzahlungen eingestellt und die Konten einiger Wirrköpfe wieder entsperrt und dafür Kritiker, Mitbewerber und Journalisten geblockt. Von außen betrachtet ist dabei keinerlei durchgängige Konsolidierungsstrategie zu erkennen, vielmehr scheint es sich um eine chaotische Aneinanderreihung immer neuer kurzlebiger Einfälle eines hyperaktiven Kindes zu handeln. Das einzig kontinuierliche daran sind die Unbeständigkeit, sowie ein beständiger Abwärtstrend, der zu weiterem trotzartig blindem Aktionismus führt.
In den letzten Tagen hat dies zu einer ganzen Reihe neuer und noch aberwitzigerer Kapriolen geführt, die nun selbst die Grundfesten des Unternehmens erschüttern. Erst ließ Musk zeitweise das bekannte Vogel-Logo gegen den Hundekopf einer Spaß-Kryptowährung austauschen, dann strich er in einem offensichtlich pubertären Anflug das „w“ aus dem Schriftzug an einigen Firmengebäuden, wodurch das zu „Titter“ wurde. Angeblich sollte das dazu dienen, Streitereien mit erbosten Vermietern aus dem Weg zu gehen. Ganz nebenbei kam nun auch noch heraus, dass der Konzern nun überhaupt nicht mehr Twitter heißt. Im Rahmen eines, noch aus der Zeit vor der Übernahme stammenden, Rechtsstreits mit einer Verschwörungstheoretikerin aus dem rechten Milieu erklärte das Unternehmen jetzt in einigen dem Bezirksgericht San Francisco vorgelegten Akten beiläufig, dass Twitter Inc. vollständig in die „X Corp.“ übergegangen sei. Die wiederum gehört der X Holdings Corporation, unter deren Dach Musk künftig wohl einige oder gar alle seiner Unternehmungen sammeln will.
Eine offizielle Meldung zum Ende von Twitter Inc. gab es nicht, entsprechende Presseanfragen wurden, wie bei Twitter seit einigen Wochen üblich, nur noch mit einem Kackhaufen-Emoji beantwortet. US-Medien spekulieren, dass dies der erste Schritt hin zu einer von Elon Musk geplanten Super-App ist, die Social-Media, Online-Shopping, Kommunikation und Dienste wie ID-Services und Bezahlfunktion miteinander vereint. Die Frage ist nur, wer diese dann noch nutzen will, wenn Musk weiterhin so unbedacht jegliches Vertrauen der Geschäfts- und Werbepartner wie auch der Nutzer verspielt.