Der Siegeszug des Smart Home lässt noch auf sich warten. Die Themen Interoperabilität und Sicherheit sorgen für Zurückhaltung bei den Endanwendern. Im Interview erklärt Friedrich Sobol von Electronic Partner, was den Erfolg des vernetzten Zuhauses ermöglichen kann.
Die eigenen vier Wände sind für viele ein Ort der Sicherheit und des Vertrauens. Nirgendwo spielt der Schutz der Privatsphäre so eine wichtige Rolle wie hier. Umso schlimmer, wenn Anwender darum fürchten müssen, dass Kühlschrank, Waschmaschine und Co. zum selbst erworbenen Spion mutieren. Für Millionen Nutzer ist das Leben mit Siri, Alexa oder Google Assistant bereits Normalität und aktuell haben einige Fälle gezeigt, dass nicht immer sorgsam mit den persönlichen Daten umgegangen wird. So wurde kürzlich publik, dass Amazon Mitschntite des Sprachassistenten Alexa durch Zeitarbeiter in Polen auswerten ließ. Die Nutzerdaten waren dabei laut Medienberichten nahezu ungeschützt.
Entsprechende Fälle sorgen im Markt für Zurückhaltung, wenn es um den Einsatz der smarten Produkte im privaten Umfeld geht. Wie viele Fragen die Nutzung von Künstlicher Intelligenz nicht nur in Bezug auf den Datenschutz aufwerfen, zeigt eine aktuelle Marktstudie der gfu. Während 60 Prozent der Befragten in der Tat den Schutz der Privatsphäre als größten Stolperstein ansehen, sind 59 Prozent der Meinung, die Technologie sei noch nicht vollständig ausgereift. 56 Prozent fürchten eine umfassende Kontrolle durch diese Geräte. Dass die Künstliche Intelligenz keinen echten Mehrwert bringt, glauben immerhin 38 Prozent.
Doch der mögliche Komfortgewinn durch vernetzte Geräte mit entsprechenden intelligenten Systemen ist die andere Seite der Medaille. Bereits zahlreiche Anwender greifen auf die Produkte zurück. Darüber hinaus gilt es, die wirtschaftlichen Auswirkungen dieses technischen Fortschritts zu beleuchten. Immerhin schreiben Handel und Industrie Smart-Home-Produkten ein enomres Potenzial zu. Bei all der Skepsis, die smarte Geräte im vernetzten Zuhause aufwerfen mögen: Derzeit hat jeder vierte Verbraucher in Deutschland bereits eine Smart-Home-Anwendung in den eigenen vier Wänden im Einsatz, wie eine aktuelle Studie des Branchenverbandes Bitkom aufzeigt. Besonders hoch im Kurs stehen demzufolge smarte Lampen, Geräte für die Videoüberwachung und Sprachassistenten. Doch auch bei dieser Erhebung blieb die Skepsis in Bezug auf Datenschutz und Datensicherheit nicht unerwähnt. Schließlich benötigen Alexa, Siri und Co. die Sprachdaten, um noch besser auf die Bedürfnisse der Nutzer eingehen und immer menschlicher mit ihnen interagieren zu können.
elektrobörse handel hat mit Friedrich Sobol von Electronic Partner gesprochen, was im Markt geschen muss, um dem Thema Smart Home zum Durchbruch zu verhelfen.
Herr Sobol, die Zahl der vernetzten Haushaltsgeräte steigt. Doch wie beurteilen Sie die Sicherheit der erhobenen Daten? Sammeln Sprachassistenten wirklich nur so viele Daten wie nötig?
Friedrich Sobol: Wir gehen davon aus, dass die gesammelten Daten ausschließlich dazu dienen, die smarten Produkte funktionsfähig zu machen und deutsche und europäische Regelungen zum Datenschutz beachtet werden. Eine Datenmissbrauch im klassischen Sinne befürchten wir nicht.
Wo lauern daher die größten Sicherheitsgefahren und Angriffsmöglichkeiten?
Sobol: Die größten Gefahren liegen in unzureichend gesicherten Netzwerken. Wie bei allen IT-Anwendungen gilt es, sich mit entsprechenden Maßnahmen – wie sicheren Passwörtern et cetera – gegen Angriffe von außen zu schützen. Meiner Einschätzung nach stehen jedoch für Hacker bei einem unbefugten Zugriff auf Privatnetzwerke Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis. Solche Szenarien könnten eher Unternehmen treffen.