Digitalisierung im Handel

"Es muss zum Vertriebskonzept passen"

28. Mai 2021, 6:30 Uhr | Diana Künstler

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Der autonome Laden

Teo Selbstbedienungsladen Fulda
Der Selbstbedienungsladen Teo in der Außenansicht
© tegut… gute Lebensmittel GmbH & Co. KG

In Zeiten, in denen kontaktlose Ansätze den Fortbestand des eigenen Geschäfts sichern können, gewinnen vollautomatisierte Läden – zumindest beim Einkauf des täglichen Bedarfs – immer mehr an Bedeutung. Vermutlich wird dieser Trend auch nach der Pandemie anhalten oder gar zunehmen. In den USA hat es Amazon mit „Amazon Go“ vorgemacht. Doch auch in Deutschland gibt es inzwischen vollautomatisierte Mini-Supermärkte. Ein Beispiel ist "Teo", der digitale Selbstbedienungsladen von Tegut (siehe Seite 28, oben), der rund um die Uhr geöffnet hat. Der erste Teo wurde im November 2020 in Fulda eröffnet – bis Ende 2021 sollen bis zu zehn weitere Märkte im Großraum Fulda folgen. Neben den Produkten des täglichen Bedarfs bietet der digitale Kleinstladen auch jede Menge Extras wie Sitzgelegenheiten, eine Fahrradwerkstatt, eine Bücher-Tauschbörse oder eine Packstation.

Das Thema Nachhaltigkeit spielt bei dem prämierten Ladenkonzept ebenfalls eine Rolle: So habe man laut Tegut den Selbstbedienungsladen nicht nur mit einer „biodiversen schicken Frisur aus Wildblumen und Gräsern“ versehen, sondern den Korpus des Ladens größtenteils aus Holz gestaltet. Das biete Bienen und Insekten einen Lebensraum mitten in der Stadt. Auch Xenia Giese sieht das Thema Nachhaltigkeit zunehmend an Fahrt gewinnen – sowohl auf Seiten der Kunden als auch auf Seiten der Händler, die sich damit profilieren könnten. Aus diesem Grund hat Microsoft jüngst zusammen mit dem EHI das Whitepaper "Sustainable Smart Stores 2021" veröffentlicht, welches die Janusköpfigkeit von digitalen Handelslösungen und deren Nachhaltigkeit aufgreift: So schaffe Digitalisierung neue Möglichkeiten für nachhaltige Prozesse, führe gleichzeitig aber auch zu mehr Emissionen und Energieverbrauch. Folgerichtig sei der Betrieb von intelligenten Filialen, basierend auf Sensorik, IoT und KI, energieintensiver als der Betrieb einer nicht oder kaum digitalisierten Filiale. Das Paper betrachtet daher anhand von konkreten Lösungen, wie intelligente Filialen dennoch zur Nachhaltigkeit beitragen können. Smarthouse Pro wird in demnächst die Quintessenzen des Whitepapers in einem eigenen Artikel genauer vorstellen.

Digitalisierung im Handel: Vier große Handlungsfelder

Mit Blick auf die Digitalisierung im Handel gibt es nach Ansicht vom Microsoft-Expertin Xenia Giese vier große Handlungs- beziehungsweise Fokussierungsfelder:
  1. Der Endkunde: Hier steht die Frage im Mittelpunkt, wie man mithilfe digitaler Werkzeuge die Endkunden besser segmentieren und auch Bedarfe feiner prognostizieren kann.
  2. Der Mitarbeiter: Ein Großteil arbeitet in der Filiale, dem Warenlager oder in den Distributionszentren. Besonders in diesem Feld gibt es laut Giese noch relativ viel Handlungsbedarf, die Mitarbeitenden mit digitalen Werkzeugen auszurüsten, damit auch sie besser eingebunden sind und ihre Aufgaben effizienter erledigen können, um idealerweise mehr Zeit für die Kunden zu haben. Das können beispielsweise Tools sein, die es erleichtern, den Überblick über das Sortiment oder den Zustand des Pfandautomaten im Blick zu behalten.
  3. Supply Chain und operative Prozesse: Aus Sicht eines Plattformanbieters wie Microsoft finden sich in diesem Kontext zwei Aspekte: Einerseits der Blick auf die Infrastruktur und die Fragestellung "Wie modernisiere ich die vorhandene Lösungslandschaft?". Darunter fallen beispielsweise SAP-Systeme, die man auf der Azure Cloud betreiben möchte, um kosteneffizienter zu werden. Andererseits geht es auch um die fachlichen Anwendungen, also digitale Werkzeuge, die zum Beispiel Lieferkettentransparenz ermöglichen. Paradebeispiel hierfür ist Händler Decathlon, der auf RFID-Etiketten setzt, um weltweit Millionen von Artikeln zu identifizieren. Der Sportartikel-Einzelhändler integriert die RFID-Lösung in allen Etappen der Lieferkette – die Werke, über 40 Vertriebszentren und über 900 Filialen sind mit der Technologie ausgestattet.
  4. Das Innovationsfeld: Microsoft bezeichnet dieses Feld auch "den Handel neu erfinden". Die Themen drehen sich dabei meist rund um die "Intelligente Filiale". Hier gehe es laut Xenia Giese vor allem darum, wie die Flächenproduktivität mithilfe nicht nur von digitalen Werkzeugen, sondern auch intelligenten Einrichtungsgegenständen erhöht werden könne. Ein Beispiel hierfür liefert Bizerba mit seiner Smart-Shelf-Lösung (siehe weitere vorne).

 


  1. "Es muss zum Vertriebskonzept passen"
  2. Kleine Schritte statt großer Sprung
  3. Der autonome Laden

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