Die GroKo hat die Frauenquote für Vorstände final beschlossen. Noch vor der Sommerpause soll das Gesetz in Kraft treten. Von da an haben von der Quote betroffene Unternehmen ein Jahr lang Zeit nach Kandidatinnen zu suchen. Warum braucht es eigentlich eine Quote?
An Vorstandstischen sitzen nach wie vor hauptsächlich Männer. Die Bundesregierung hat also eine Frauenquote für Unternehmensvorstände auf den Weg gebracht. Der Gesetzentwurf zum FüPoG II (Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst) sieht vor, dass in Vorständen börsennotierter Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern mindestens eine Frau sitzen muss.
Mehrere große deutsche Konzerne erfüllten diese Quote bisher nicht. Im Januar noch waren es neun DAX-Unternehmen, die keine Frauen in ihren Vorständen hatten: Infineon, Adidas, Bayer, Delivery Hero, Deutsche Wohnen, Eon, Heidelbergcement, Linde und MTU. Drei davon haben aber noch schnell bis Anfang April Frauen in ihre Führung aufgenommen: Amanda Rajkumar bei Adidas, Sarena Lin bei Bayer und Victoria Ossadnik bei Eon. Vielleicht könnte man damit doch noch das Quoten-Gesetz abwenden. Aber: »Es ist erfreulich, dass Unternehmen schon jetzt handeln«, sagte Ex-Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) dazu, meint jedoch: »Es ist allerdings auch offensichtlich, dass sie sich nur bewegen, weil absehbar ist, dass die Zeit des freiwilligen Handelns und die Zeit der Appelle vorbei sind.«
So würde ich das in diesem zeitlichen und inhaltlichen Kontext auch verstehen. Der Anteil weiblicher Führungskräfte im Vorstand der DAX-Konzerne ist im vergangenen Jahr sogar auf 12,8 Prozent gesunken, wie die schwedisch-deutsche Allbright-Stiftung herausgefunden hat. Die Diskussionen um die Frauenquote haben durch diesen Gesetzesentwurf erneuten Aufwind bekommen. Ob es die Quote wirklich bräuchte, wird gerne gefragt. Wenn man die nackten Zahlen betrachtet, ist die eindeutige Antwort: Ja! Denn wie wir sehen können: Auf freiwilliger Basis passiert gar nichts. Dann müssen Unternehmen eben zu ihrem Glück gezwungen werden, denn auch wahr ist: Unter den 100 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland haben solche mit diversen Führungsteams eine um neun Prozent höhere Gewinnmarge und einen fast 20 Prozent höheren Umsatzanteil durch Innovationen, wie aus einer der vielen Studien zur Diversität in Unternehmen hervor geht, hier von der Boston Consulting Group. Zum Glück wird die Quote aber ohnehin eine temporäre Lösung sein. Mit einem zunehmenden Anteil von Frauen in Führungspositionen wird die Frage einer Quote nämlich irrelevant werden.
Das scheint der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände allerdings noch überhaupt nicht verstanden zu haben. Zwar erklärte der Arbeitgeberverband BDA. »Wenn entsprechende Kandidaten oder Kandidatinnen nicht vorhanden sind oder nicht bereit, eine entsprechende Position zu übernehmen, so kann eine gesellschaftlich und vor allem von den Unternehmen gewünschte Entwicklung nicht per Gesetz erzwungen werden.« Dabei wird aber nur deutlich, dass der Verband seine Augen verschließt. Vorhanden ist, wer überhaupt in Frage kommt. Ein ganzes Jahr Zeit haben Unternehmen nun, um ihre Augen zu öffnen.