Umsetzungsdauer sieben Wochen
Zunächst musste ein geeigneter Partner für das geplante RFID-Projekt gefunden werden. »Er musste uns garantieren, dass die RFID-Prozesse sich nahtlos ins Tagesgeschäft integrieren«, nennt Osswald ein wesentliches Kriterium. Auf eine formelle Ausschreibung verzichtete das Unternehmen. Vielmehr entschied SCA sich, nachdem der Hersteller sich in der RFID-Branche umgehört hatte, für eine Zusammenarbeit mit SBS (Siemens Business Services). Ab November 2004 wurde mit der Umsetzung begonnen.
Dabei erarbeitete SBS als erstes eine genaue Analyse der bestehenden Prozesskette, um so die passende RFID-Technologie für diese Anwendung zu definieren. Es wurden ein Kosten-/Nutzenszenario und eine Roadmap erstellt.
Bereits im Januar 2005 wurde die RFID-Technologie im Werk Mannheim installiert. Dort stellen 3600 Mitarbeiter Hygienieartikel her. Mit RFID gekennzeichnet werden aktuell nur Paletten, also Einheiten aus mehreren Kartons, die wiederum die einzelnen Produkte enthalten. Am 15. Februar konnte SCA die erste mit RFID-Palettencharge ausliefern. Sie gingen an Cash-and-Carry-Märkte in Mühlheim und Neuss.
Bis Herbst 2005 wird die neue Lösung nun auf Herz und Nieren geprüft. Alle vier Wochen finden Bewertungsgespräche statt, die den Erfolg evaluieren. Ein wichtiges Basiskriterium die Lesbarkeit der Etiketten, die mit 99,7 Prozent bisher zufrieden stellend ausfiel. Weitere Kennzahlen sind gemeldete Reklamationen, die Auslastung der Transporter, die Auftragsfrequenz, die Einhaltung vereinbarter Service-Level, das Volumen der mit RFID gekennzeichneten Produkte in Kubikmeter, die Warenausgangsfrequenz und die Qualität der RFID-Label. Zudem wird die Effizienz der einzelnen Prozesse geprüft.
Für eine endgültige Bewertung ist es aber laut Osswald noch zu früh. »Wie sich die einzelnen Parameter darstellen, kann man nur beurteilen, wenn man mehr und langfristigere Vergleichswerte hat«, erklärt die Managerin. Auch zu Investitionssummen möchte sie nichts sagen.
Hersteller profitieren erst bei Karton-Kennzeichung
Nutznießer ist in diesem Stadium der Einzelhandel. Er kann zum Beispiel gemischte Lieferungen schneller entladen. SCA profitiert indirekt. »Unser wichtigstes Ziel ist zunächst, unsere Zusammenarbeit mit dem Kunden Metro durch den Einsatz von RFID zu vertiefen und zu intensivieren«, sagt Osswald. »Für uns lohnt sich die Sache auch finanziell, wenn wir zur Kennzeichnung kleinerer Einheiten übergehen.« Vorläufig sei der Business Case für SCA sogar negativ. Das liege daran, dass die Tags nicht mehr Funktionen bieten als die bereits länger verwendeten Barcode-Tags. »Der Barcode-Prozess ist sehr effizient und automatisiert«, erklärt Osswald dazu. Er werde daher vorläufig auch auf jeden Fall im Dienst bleiben.
In der nächsten Stufe des Projekts sollen Kartons, später auch einzelne Verpackungen mit Tags gekennzeichnet werden. Dazu, so Osswald, brauche man allerdings Tags der zweiten RFID-Generation. »Wenn die gesamte Supply Chain RFID einsetzt, bekommt man wesentlich mehr Transparenz und Verfügbarkeit, und das nutzt dann auch den Produzenten«, sagt sie. Dann könne die Funketiketten-Technologie der Motor großer Prozessinnovationen werden. Doch bis dahin dürfte es noch eine Weile dauern.
Dass Einzelhandelsketten wie Metro oder Wal-Mart ihre Lieferanten zum Umstieg auf RFID bewegen wollen, findet Osswald zumindest für ihr Unternehmen unproblematisch. »Für Firmen, die die Basis einer automatisierten Logistik gelegt haben, also zum Beispiel EDI in der Kommunikation mit ihren Kunden verwenden, ist das kein Problem«, meint die Managerin. Denn einerseits lasse sich RFID mit Barcode-Prozessen kombinieren, andererseits sei die Technologie, einen leistungsfähigen Implementierungspartner vorausgesetzt, schnell einsatzbereit.