Neben der messetechnischen Spaltung der Branche zwischen Köln und Leipzig hat die Spieleindustrie im ersten Halbjahr 2009 zudem ein regelrechtes Absatzdesaster hinnehmen müssen. Die Branche reagiert offensichtlich wesentlich sensibler auf konjunkturelle Schwankungen als bisher angenommen. Die Hersteller wollen jedoch nun, pünktlich zur Gamescom, die mit einer Größe von 284.000 Quadratmetern (dies entspricht rund 38 Fußballfeldern) aufwartet, wieder so richtig durchstarten. Die vier Messehallen sind in Themenwelten aufgeteilt. Halle Sechs fungiert als Action- und Adventure-Zone. Halle Sieben ist ganz dem Thema Sport gewidmet. In Halle Acht geht es dagegen um das Thema Lifestyle, während in Halle Neun, wie in Leipzig, Online Gaming im Mittelpunkt steht.
Fachbesucher erhalten bereits am 19. August Zutritt zum Messegelände. In den Hallen vier und fünf steht für Reseller eine Business Area zur Verfügung, die täglich von neun bis 19 Uhr geöffnet ist, und in der zahlreiche Unternehmen mit einem zusätzlichen Stand präsent sind.
Ob sich die Kölner »Gamescom« allerdings tatsächlich als Konjunkturmotor für die zuletzt arg gebeutelte Spiele-Industrie erweisen wird, bleibt vorläufig offen: Im ersten Halbjahr 2009 entwickelten sich die Verkaufszahlen von Spielen und Konsolen stark rückläufig. Dies zeigt sich auch an den negativen Aktienkursen von Spielentwicklern wie Electronic Arts, Activision oder Take-Two. Selbst der marktführende Konsolenhersteller und Nintendo legte zuletzt enttäuschende Quartalszahlen vor.
Der massive Einbruch der Branche ist jedoch nicht ausschließlich auf die Krise und eine wirtschaftlich bedingte niedrigere Nachfrage zurückzuführen. »Das geringere Wachstum im ersten Halbjahr 2009 erklärt sich auch dadurch, dass ein Jahr zuvor eine ganze Reihe von sehr großen Titeln neu erschienen ist, während sich die Neuerscheinungen nun gleichmäßig über das Jahr verteilen«, so Martin Lorber, Sprecher von Electronic Arts Deutschland. Es sei allerdings davon auszugehen, dass sich der Markt für Computer- und Videospiele im Gesamtjahr 2009 durchaus positiv entwickeln werde. Obwohl die Absatzzahlen des Sektors nach Angaben der Marktforscher von NPD allein im Juni um über 30 Prozent geschrumpft sind, rechnet EA mit einer Erholung in den kommenden Monaten. »Wir haben ein starkes Line-up und gehen davon aus, dass wir ein sehr gutes zweites Halbjahr haben werden«, so Lorber.
Ähnlich optimistisch blickt der japanische Konsolenhersteller Nintendo in die Zukunft. Trotz eines Gewinneinbruchs um über 60 Prozent auf 42,3 Milliarden Yen (rund 316 Millionen Euro) hält der Konzern an seiner Gewinnprognose von 300 Milliarden Yen fest. Dabei steuerten die Japaner bislang noch vergleichsweise sicher durch die Krise und stiegen gegenüber den Konkurrenten Sony und Microsoft zum Weltmarktführer auf. Der Mangel an Neuerscheinungen ließ den Absatz der Nintendo Wii aber dennoch um knapp drei Millionen Stück auf 2,23 Millionen Geräte einbrechen, weshalb in der Branche bereits über mögliche Preissenkungen gemunkelt wird.