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Geschäftsprozesse bestimmen die IT-Systeme

Geschäftsprozesse bestimmen die IT-Systeme. Die Salzgitter AG, Deutschlands zweitgrößter Stahlkocher, stellt in einem Schritt auf SAP R/3 und SAP Business Warehouse um.

Autor: Redaktion connect-professional • 23.3.2005 • ca. 2:05 Min

Die Hauptverwaltung des Stahlkocher-Konzerns in Salzgitter Foto: Salzgitter AG

Geschäftsprozesse bestimmen die IT-Systeme

Stahl ist gefragt wie nie zuvor. Gleichzeitig nimmt die Globalisierung der Stahlbranche zu, der Wettbewerb verschärft sich und die Unternehmen stehen unter großem Rationalisierungs- und Kostendruck. Zugleich steigen die Anforderungen auf Kundenseite: Realtime-Materialverfolgung wird ebenso zur Selbstverständlichkeit wie die Online-Kommunikation zu Kunden und Lieferanten. Schließlich erfordert die schwankende Marktnachfrage Schnelligkeit und Flexibilität von den Stahlunternehmen.
Von dieser Entwicklung hat im vergangenen Jahr der Salzgitter-Konzern deutlich profitiert. Der Nachfrageanstieg, gepaart mit einem konsequenten Ergebnisverbesserungsprogramm, bescherte dem Unternehmen im ersten Halbjahr 2004 deutliche Umsatz- und Ergebniszuwächse. Mit rund 4,8 Milliarden Euro Jahresumsatz 2003 und etwa 18000 Mitarbeitern zählt die Salzgitter AG zu den weltweit führenden Stahlproduzenten und ist die Nummer Zwei im deutschen Markt. Die Management-Holding steuert die fünf Unternehmensbereiche Stahl, Handel, Dienstleistungen, Verarbeitung und Röhren.
Das Unternehmen nutzt die günstige Ausgangslage, um eine einheitliche, zukunftsorientierte IT-Infrastruktur einzuführen. Der Konzern stellte im Frühjahr 2004 die komplexen und individuell ausgestalteten SAP-Systeme im Rechnungswesen, der Materialwirtschaft sowie in der Vertriebs- und Produktionslogistik des Stahlbereichs in einem Schritt auf SAP R/3 und SAP Business Warehouse um. Damit hat auch der komplexeste der Unternehmensbereiche - dem Stahlbereich - die strategischen Weichen für die Zukunft der Salzgitter-Gruppe gestellt.

Systeme und Prozesse ­vereinheitlicht
Vor der Umstellung bildeten zwei SAP R/2-Systeme die IT-Basis. Sie arbeiteten zusammen mit vielfältigen Insellösungen und Eigenentwicklungen für Vertrieb, Produktionsplanung, Materialverfolgung und Prozessautomatisierung. Die Datenbestände waren teilweise zusammenhangslos und daher widersprüchlich und redundant. Zudem mussten die Anwender an mehreren Systemen mit unterschiedlichen Oberflächen und Schlüsselsystemen arbeiten. Diese heterogene Struktur war weder effizient weiter zu entwickeln noch ausreichend, um die künftige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. Schließlich wuchs der Handlungsdruck auch angesichts der auslaufenden Wartung für SAP R/2. Daher fiel die Entscheidung, SAP R/3 Version 4.6C einschließlich SAP Business Warehouse (BW) einzuführen.
Mit der Umstellung wurden mehrere Ziele verknüpft: Ganz oben auf der Prioritätenliste stand die Durchgängigkeit und Transparenz der Geschäftsprozesse von Vertrieb, Planung und Produktion bis zur Finanzbuchhaltung und dem Controlling. Das System sollte die unternehmensübergreifende Produktionsplanung ebenso unterstützen wie die Neuorganisation der Stahl-Gruppe. Als Basis waren eine einheitliche Systemumgebung und zukunftsweisende Technologie inklusive einer Sicherheits- und Hochverfügbarkeitslösung vorgesehen. Informationen sollten unternehmensweit schnell verfügbar sein und auf einem einheitlichen, zentralisierten Datenbestand basieren. e-Business-Szenarien sollten darüber hinaus die Kunden- und Lieferantenanbindung vertiefen. Last but not least erhoffte man sich von der neuen Infrastruktur verringerte Durchlaufzeiten und Lagerbestände und dadurch reduzierte Kosten.
Die Salzgitter AG wählte als Partner für diese anspruchsvolle Aufgabe die Gesis GmbH als internen und Siemens Business Services als externen IT-Dienstleister. Sie führten das Großprojekt »Sap?oro« in vierzehn Monaten durch.
Dass es sich bei Sap?oro laut SAP um das größte R/2-R/3-Migrationsprojekt im Industriesektor handelt, machen folgende Zahlen deutlich: Die migrierten R/2-Belege umfassen zum Beispiel 226000 PPS(Produktionsplanungssystem)-Aufträge, 326000 Materialstämme und 17,3 Millionen Belegzeilen der Finanzbuchhaltung.