Immer mehr Hersteller haben Wireless-Controller-Architekturen im Programm. Neben einem zentralen Ansatz, bei dem alle Daten über den Controller laufen, kommen jetzt auch verstärkt dezentrale Ansätze. Für Müller ist bei der Diskussion zunächst die Unterscheidung zwischen der Data- und der Admin-Plane wichtig. Bei Ersterer gehe es um den Transport der Nutzdaten, und bei Zweiter um das Management der Access-Points (APs). »Historisch gesehen, hat man eine zentrale Verwaltungsinstanz mit einem System kombiniert, über das alle Clientpakete in einem Tunnel laufen.« Ziel sei es gewesen, dass die Systeme unabhängig von dem Subnetz werden, in dem der AP sitze.
Nun gebe es aber Situationen, in denen das ein Problem sein könne. »Ein Anwender startet in einem Satelliten-Office über seinen Wireless-Client einen Printjob.« Dann gingen zehn MByte zum Controller und zurück. »Dafür hat man die Trennung wieder eingeführt.« Das Management der APs bleibe zentral. Für bestimmte Aufgaben werde aber auf das Tunneling verzichtet. Birkl greift dies auf: Die Lösung liege in einem »Fit-Access-Point«, wie Siemens ihn nenne. Dieser sei intelligent genug, zu entscheiden, welcher Verkehr über den Controller und welcher lokal laufen soll.
»Es gibt nicht die eine Lösung mit zentral oder dezentral.« Dies hänge vom jeweiligen Unternehmen ab. Auch Michael Marsanu, Chief-Technology-Officer bei Funkwerk Enterprise Communications, betont, dass sich die Erkenntnis durchgesetzt habe, dass »dezentral doch nicht so schlecht ist.« Es gebe Vorteile, was die Ausbaufähigkeit und die Verfügbarkeit anbelangt. Für ihn gehört die Zukunft Systemen, die ihren Schwerpunkt im dezentralen Bereich haben, aber die Anpassung des Netzes zentral regeln.
Simon gibt aber zu bedenken, dass es ein Problem bei der Ausbaufähigkeit gebe, wenn alles über den Controller läuft. Er hält eine dezentrale Architektur »für essenziell, um vernünftig zu 11n zu wechseln, ohne dass die Kernkomponenten aufgerüstet werden müssen«. Ansonsten erfordere dies 10-Gigabit-Schnittstellen auf den Controllern. Dies verlange eventuell neue Geräte und eine Verbreiterung des Backbones. Rahul Bobba, Produktmanager Wireless-LAN bei Lancom Systems, ist die Flexibilität wichtig: Es gehe darum, dass die Datenauskopplung »je nach Anwendungsfall« am Access-Point oder am Controller erfolgen könne.
Maag greift die Frage nach 11n auf: Zwar redeten derzeit alle über einen Durchsatz von 300 MByte/s. »Eine solche Performance ist aber nur erreichbar, wenn es sich um ein reines 11n-Netz handelt.« Die Erfahrungen zeigten aber, dass es drei bis fünf Jahre dauere, bis die Clients erneuert seien. Marsanu betont, dass Unternehmen den Nutzen einer Infrastrukturinvestition über mehrere Jahre kalkulieren müssen. »Deshalb wird eine neue Technologie flächendeckend meist erst im ausgereiften Zustand eingesetzt«. Bei WLANs gelte dies derzeit für 802.11g und 802.11ah , jedoch nicht noch für den kommenden 802.11n-Standard.
Als Lösungsanbieter im Bereich von drahtlosen Kommunikationsapplikationen sei es für Avaya essenziell, so Jobst, dass die Netze sprach- und multimediafähig seien. Kritische Punkte sind für ihn das Roaming und die Verzögerung. Bei einem Printauftrag in einer Filiale sei die Übertragungsdauer beim Gang über die Zentrale nicht so zeitkritisch. Bei der Sprache komme aber eine deutliche Verzögerung dazu. »Dies spricht hier für einen dezentralen Ansatz.«
Auch bei VoIP-Systemen würden bestimmte Sachen wie Rufnummernpläne vom System zentral gehandhabt. Die Medienströme flössen aber direkt zwischen den Teilnehmern. Frank Radeck, Berater bei QSC, sieht hier die gleiche Vorgehensweise wie bei Next-Generation-Networks (NGNs): Dahinter steckt ein zentralistischer Ansatz mit der kompletten Trennung der Controller- von der Daten-Ebene. »Das hat natürlich zur Folge, dass die Netzwerke besser ausgelastet sind.« Allerdings werde es immer wieder Anwendungen geben, bei denen dies nicht möglich sei. Deshalb werde auf Dauer die Kombination der beiden Ansätze die Lösung sein. Berger sieht die Sache als Softwareanbieter relativ entspannt: »Wir sind für jede Lösung offen, so lange sie auf Standards basiert.«