Power-over-Ethernet (PoE) ist als Netzwerktechnologie nicht mehr wegzudenken. Durch den kommenden Standard 802.11n wird das Thema wieder aktuell. Denn mit dem derzeitigen Standard 802.3af lässt sich kein Pre-11n-Access-Point mit mehreren Funkmodulen über ein Interface mit Strom versorgen. Dies bringt Simon auf den kommenden Standard 802.3at. Das Problem bestehe darin, dass dieser bisher nicht verfügbar sei und die Anwender darin auch nicht investiert hätten. »Unternehmen brauchen also eine Möglichkeit, um 11n-Komponenten über 3af mit Strom zu versorgen.« Dies bringe natürlich gewisse Einschränkungen mit sich.
»Letztlich muss und wird aber 3at kommen.« Colubris arbeite aber auch an einer Möglichkeit, über 3af Strom für ihre APs zu liefern. Bei Trapeze gebe es, so Müller, zwei Möglichkeiten, APs über 3af zu versorgen. Einmal lasse sich einer der beiden Frequenzbereiche 2,4 GHz oder 5 GHz abschalten. Zum anderen könnten die zwei Ethernet-Ports des APs parallel Strom beziehen. Cisco arbeite an einer Möglichkeit, so Maag, bei ihren Switches die Leistung über 3af ein wenig zu erhöhen.
Maag zeigt jedoch auf, dass der Einsatz von 3at nicht so unkritisch sei, sondern auch noch andere Bereiche berühre. Es fließe nämlich deutlich mehr Strom über die Kabel als bisher. Damit kämen Infrastruktur-Themen wie Verkabelung oder Brandschutz ins Spiel. Maag bringt deshalb noch eine andere Variante ins Spiel: Es sei eine Überlegung wert, 3af zu erweitern. Schließlich sei nicht viel mehr Leistung erforderlich. Auch Müller hält den 3at-Standard für den WLAN-Einsatz für etwas überdimensioniert: Dieser definiere 60 Watt bei vier Drahtpaaren und 30 Watt bei zwei Drahtpaaren. 60 Watt ziele auf ganz andere Anwendungsbereiche.
Jobst ist über die 3at-Diskussion nicht besonders glücklich. »Wir sind froh, dass wir nahezu alle Anwender jetzt beim 3af-Standard zusammen haben.« Mittlerweile arbeiteten die Switches verschiedener Hersteller mit den unterschiedlichsten Telefonen zusammen. »Außerdem verringert sich im Bereich der IP-Telefone die Leistungsaufnahme weiter.« Für Müller muss es aber sehr schnell gehen: Zwei Frequenzbänder seien notwendig. Daraufhin stellt Jobst noch mal die Frage: »Wer treibt das Thema, dass neue Switches diese Leistungsdichte aufweisen?«
»Ein Unternehmen, das trotz fehlender Standardisierung demnächst dringend 802.11n flächendeckend installieren will, sollte die Vor- und Nachteile eines frühen Einsatzes genau abwägen«, gibt Marsanu zu bedenken. Genau in dieser Diskussion stehe Colubris mit ihren Kunden, so Simon. Diese wollten lieber einen 11n-Access-Point hinhängen, anstatt einem mit 11a/b/g, auch wenn sie noch keine 11n-Clients hätten. »Das ist quasi eine vorgezogene Investition.«
Maag wirft ein, dass es sich immer noch um einen Entwurf bei 11n handle: Draft 2.0. Birkl will wissen, welches Problem sich damit lösen lasse. Simon nennt die Bandbreite und eine Universität als Beispiel. Deren Studenten arbeiteten nur mit WLAN. Daraufhin bemerkt Birkl, dass dies bei Siemens nur zehn Prozent der Fälle seien. Für 90 Prozent der Kunden reiche eigentlich 11a/b/g aus. Wenn Birkl diese nach den Gründen für den Einsatz frage, bekomme er als Antwort: »Weil es schick ist.« Berger meint dazu, dass sich der Anwender fragen müsse, wie denn hier das Verhältnis des Preises für die Installation gegenüber dem Nutzen sei.
Der Hype vor sieben oder acht Jahren, IPv6 unbedingt einzuführen, hat sich für Maag nicht bestätigt. Er räumt aber ein, dass bestimmte Bereiche wie Universitäten IPv6 stark nachfragen. »Bisher fordert weltweit allein Japan das Protokoll zwingend.« Aber es gebe für den Anwender derzeit keine Notwendigkeit, den Nachfolger von IPv4 einzuführen. Birkl meint, dass Enterprise-Produkte für IPv6 vorbereitet sind. Bei einem Wechsel sieht er allerdings das Problem, NAT abzulösen. Da stellt sich für ihn die Frage, ob sich der Aufwand lohne.
Für Simon ist das Ganze auch ein Sicherheitsthema: Denn ohne NAT stünden die Geräte nicht mehr hinter einem Router, sondern direkt im Internet. »Auch aus Carrier-Sicht wird IPv6 nicht so schnell kommen«, erklärt Radeck. Es gebe genügend IP-Adressen, auch wenn diese weltweit mit 50 Prozent in den USA ein wenig einseitig verteilt seien. »Ein Problem könnte es aber werden, wenn der Mobilfunk weiter wächst.« Dieser setze auf mobiles Internet, was eben entsprechende IP-Adressen erfordere.
Für die Administratoren sieht Radeck allerdings klare Vorteile mit der Version 6. Diese lasse sich leichter verwalten. So ermögliche das Protokoll teilweise Selbstkonfiguration, lasse zum Teil überflüssige Header weg oder erlaube einen schnelleren Weitertransport bei Switches oder Routern. »Der Verwalter muss sich allerdings darauf einstellen, dass die Pakete über IPv4 getunnelt werden, sobald sie sein Netz verlassen.« Für Maag liegt eine Schwierigkeit darin, dass der Administrator bei IPv6 nicht mehr die gewohnten lesbaren IP-Adressen habe. Das zu lernen, dauere. Ohne fehlenden Druck werde der Aufwand aber nicht geleistet, so Birkl. Dieser komme eher aus Asien, so Maag, da es dort einen höheren Bedarf an IP-Adressen gebe.