Rollenwandel der IT-Dienstleister

Hohe Erwartungen an die Digitale Transformation

30. März 2022, 11:40 Uhr | Autor: Marc Niederberghaus / Redaktion: Lukas Steiglechner & Diana Künstler
© Gustavofarazo / 123rf

Die Digitale Transformation soll unter anderem die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen und die Effizienz steigern. Digitalisierte Geschäftsvorgänge erhöhen aber auch die Abhängigkeit von funktionierenden IT-Infrastrukturen. Nicht nur IT-Abteilungen müssen sich anpassen, sondern auch die IT-Dienstleister.

Die traditionelle Rolle des IT-Dienstleisters bestand bisher darin, als Gehilfe technikgetriebene Anforderungen im Griff zu behalten. Diese Rolle ist einem modernen und zukunftsfähigen Anbieter jedoch schon lange nicht mehr zuzuordnen. Von einem IT-Dienstleister wird mittlerweile weitaus mehr erwartet: Er ist Ideengeber, Berater, IT-Innovator und Business-Innovator.

Der IT-Dienstleister von heute

  • ist agil und entwickelt neue Projekt-Management-Modelle,
  • treibt als Ideen- und Impulsgeber die Digitale Transformation voran,
  • versteht kritische Geschäftsprozesse und integriert die Fachbereiche, um proaktiv innovative Lösungen zu etablieren
  • und managt aktiv alle IT-Services im gesamten Lifecycle.

Allerdings gibt es mehrere Spannungsfelder, die zu beachten sind:

Agile, innovative Infrastrukturen vs. Stabilität und Compliance
Hinter dem Begriff Agilität steckt häufig der Wunsch, wettbewerbsfähiger, schneller und kundenorientierter zu werden. Sind es im ersten Schritt zunächst Veränderungen in der Organisation, so muss sich nicht nur die IT, sondern auch der IT-Dienstleister auf diese agilen Anforderungen einstellen. Idealerweise nimmt der IT-Dienstleister dabei eine führende und vorbildhafte Rolle ein. Grundsätzlich kann gesagt werden: Die Agilität bestimmt die IT. Meistens wird der Begriff in Zusammenhang mit dem Thema Digitalisierung verwendet und beschreibt die Fähigkeit, schnell auf veränderte Anforderungen durch den Markt oder innerhalb der Organisation zu reagieren. Agilität setzt proaktives Handeln in der IT und beim IT-Dienstleister voraus. Dabei ist es wichtig, dass sich die IT in Gänze selbst als Geschäftstreiber, als Enabler und als Lösungsexperte für neue digitale Ansätze versteht.

In den aktuellen Diskussionen beziehen sich die Themen rund um Agilität – in Zusammenhang mit IT-Infrastrukturen – in der Regel auf den Aufbau einer Hybrid IT aus automatisierten Technologien, basierend auf einer Software-gesteuerten Infrastruktur, gepaart mit mehreren Public Cloud Services. Das ist jedoch alles andere als trivial; es ist von sehr komplexen Zusammenhängen die Rede. Aber erst die Erfahrungen von IT-Architekten und -Spezialisten zeigen auf, wie beschwerlich der Weg zur Digitalisierung sein kann, besonders unter den Aspekten IT-Security (das richtige Maß an Sicherheit in sich verändernden Kommunikationsbeziehungen) und „Sicherer IT-Betrieb“, wenn es um die Verfügbarkeit von Systemen und Anwendungen geht. Gerade die Erfahrung von IT-Dienstleistern, die den Spagat zwischen Agilität und Stabilität beherrschen, ist hier von Nutzen. Denn IT-Dienstleister stehen sowohl bei der Beratung und Konzeption als auch bei der Umsetzung von Digitalisierungsprojekten den Unternehmen und Organisationen zur Seite und übernehmen bei Bedarf auch den Betrieb der gesamten Infrastruktur. Ein IT-Dienstleister wird aufgrund seiner Erfahrung aus vergleichbaren Projekten meist zwingend benötigt, um bereits bei der Architektur-Planung die Agilität der IT zu fördern, dabei aber gleichzeitig den Betrieb und die Sicherheit zu gewährleisten – stets ausgerichtet auf das Geschäft des Unternehmens.

Komplexe Projekte vs. Fachkräftemangel
Dem Bitkom zufolge sind in deutschen Unternehmen in der IT mehrere zehntausend Stellen unbesetzt und die Anzahl ist weiter gestiegen. Schaut man sich den Bedarf im Detail an, wird ersichtlich, dass auch hier ein Spagat notwendig ist. Zum einen sind übergreifende Architekten unentbehrlich, die das Gesamtbild der IT im Auge behalten. Zum anderen sind viele weitere Spezialisten mit unterschiedlichsten Fähigkeiten erforderlich.

Ohne Frage werden IT-Projekte immer komplexer. Das liegt einerseits daran, dass bei Projekten häufig interdisziplinär, über alle Technologiegrenzen hinweg, zusammengearbeitet werden muss. Andererseits sind neue Fähigkeiten notwendig, beispielsweise im Zuge der verstärkten Anwendung von Programmierung oder der Abbildung von Workloads in Public-Cloud-Szenarien. Genau hier entsteht die Anforderung an  IT-Dienstleister, bereits einige Schritte voraus zu sein. Er ist gefordert, die IT-Abteilung der Kunden bei der interdisziplinären Arbeit mit auf den Weg zu nehmen und aktiv einzubeziehen – am besten, indem es vorgelebt wird: Der Dienstleister muss mit agilen Methoden arbeiten, unterschiedliche Experten hinzuziehen und je nach Bedarfslage auch den Betrieb solcher komplexen Infrastrukturen anbieten.

Eigenbetrieb vs. Fremdbetrieb
„Make or buy?“: Betrachtet man das zuvor erwähnte Thema Fachkräftemangel, stellt sich diese Frage heute gar nicht mehr. Spezialisierte Fachkräfte, beispielsweise im Umfeld von Schwachstellen-Management, SIEM oder Multi-Cloud-Betrieb, sind aktuell so rar, dass der Aufbau der notwendigen Infrastruktur weder gewährleistet ist, noch nachhaltig betrieben werden kann. Speziell beim Punkt Security-Betrieb sind in der Vergangenheit schon viele Unternehmen gescheitert. Gerade die Auswertung relevanter Ereignisse fordert auf der einen Seite einen hohen Automatisierungsgrad, auf der anderen Seite jedoch ein ebenso hohes Maß an Expertenwissen. Am Beispiel Multi-Cloud stehen viele Kunden vor dem Problem des Sicherheits-Managements, der Datenintegration und der Kostenkontrolle. Hier gibt es mehrere Gebiete, in denen IT-Dienstleister heute und zukünftig Unternehmen und Organisationen zur Verfügung stehen müssen und geradezu unverzichtbar werden. Unternehmen und Organisationen werden sich zunehmend von verschiedenen Tätigkeiten der IT verabschieden und unterschiedliche Wege beschreiten. Die einen werden den Betrieb komplexer Infrastrukturen in die Hände von IT-Dienstleistern geben, andere werden den kompletten Betrieb übergeben und nur noch Projekte auf der Architekturebene bis hin zur Projekteinführung begleiten. Wieder andere werden sich rein auf das Service-Management mit IT-Dienstleistern konzentrieren. Welcher Weg im Fokus steht, ist abhängig von der Komplexität der geforderten Infrastruktur, der Einhaltung gesetzlicher Regularien und der Fähigkeit, sich agil auf die neuen Anforderungen an die IT einzustellen.

Lifecycle-Management-Prozess steuern
Alle eingesetzten Software-Lizenzen und Produkte müssen zudem kaufmännisch und technisch effizient genutzt werden. Auch in diesem Bereich sind IT-Dienstleister zukünftig noch stärker gefragt als bisher. War man bis dato eher darauf beschränkt, sich auf die notwendige Planung großer Software-Hersteller zu fokussieren, so fordert der zunehmend digitale Arbeitsplatz entsprechende Kapazitätsplanungen in anderen Unternehmensbereichen. Neben den on-premises zur Verfügung gestellten Lizenzen befinden sich viele Lizenzen in anderen SaaS-Modellen in der Cloud. Gerade hier bedarf es einer passenden Planung. Allerdings nicht nur auf Software-Produkte beschränkt, sondern erweitert um die Planung von IaaS-Kapazitäten in der Cloud, die häufig nach Nutzung und Zeitraum abgerechnet werden. Neben der Kapazität sind aber noch zwei weitere Aspekte sehr wichtig:

Eine detaillierte Datenanalyse führt dazu, dass sich die Nutzung der Kapazitäten/Ressourcen besser einschätzen lässt und Entscheidungsprozesse auf Grundlage realer Daten getroffen werden können. Dazu ist es erforderlich, diese Informationen zu sammeln, auszuwerten und vor allem intelligent abzuleiten. IT-Daten sind aber nicht nur für die Kapazitätsplanung immens wichtig, sondern eben auch für den Health-Check der IT und für das Auffinden von Sicherheitslücken.

Ein zweiter Aspekt ist das Lifecycle-Management von Infrastruktur-Elementen im Status „End of Life“ oder „End of Service“. Die vorausschauende Planung, welche Produkte ausgetauscht werden müssen, versetzt Unternehmen in die Lage, frühzeitig zu budgetieren, sich gleichzeitig aber auch Gedanken darüber zu machen, ob ein Austausch oder Einkauf eines vergleichbaren Service in Zukunft das richtige Mittel der Wahl ist. Der IT-Dienstleister kann diesen Lebenszyklus-Management-Prozess aktiv steuern, indem er die Informationen zur Verfügung stellt, die Kunden ein frühzeitiges und flexibles Handeln ermöglichen.

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Ideengeber mit Blick fürs Ganze

Die Digitale Transformation führt zu vollkommen neuen Rollen – sowohl der IT als auch des IT-Dienstleisters. Sind Themen wie Projekt-unterstützung, Implementierungen und Service-Fähigkeiten eher Basistätigkeiten, so kommt der IT künftig die Rolle als Ideen- und Impulsgeber zu. Genau diese Innovationsfähigkeit muss ein IT-Dienstleister heute mitbringen, um die IT des Kunden agil zu unterstützen, ausgerichtet auf die technischen Aspekte und die innovativen Möglichkeiten.

Marc Niederberghaus, Director Business Development, Controlware


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