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Digitales Fernsehen

Hülle als Inhalt

Die Digitalisierung des Fernsehens ist nicht aufzuhalten. Es fehlt allerdings noch an Inhalten, besonders im Bereich hochauflösendes Fernsehen (HDTV). Zudem sind Verbraucher durch die verschiedenen Standards verunsichert. Trotzdem sagen Experten einen TV-Boom voraus – mit interessanten Chancen, auch für den ITK-Handel.

Autor:Redaktion connect-professional • 28.5.2008 • ca. 2:00 Min

Fernsehbilder in gestochen scharfer Qualität, TV-Empfang, wo immer man sich gerade aufhält, interaktive Programminhalte, das sind die attraktiven Angebote der neuen Fernsehwelt. In den Fachgeschäften und auf Messen wie der Internationalen Funkausstellung in Berlin begegnet uns diese Welt, selten jedoch beim Verbraucher selbst. Der Kunde ist häufig frustriert, weil er mit seinem PAL-Signal zu Hause nicht einmal annähernd diese Bildqualität erreicht.

Gerade beim hochauflösenden Fernsehen (HDTV) glich die Diskussion lang dem Henne-Ei-Prinzip: Die Sendeanstalten schoben die Verzögerungen bei der Einführung auf die fehlende Gerätebasis, während die Geräteindustrie auf das mangelhafte Angebot an Content verwies. Mittlerweile stehen jedoch in vielen Haushalten HDTV-taugliche Geräte, nur das entsprechende Programmangebot fehlt. »Rund ein Drittel der deutschen Haushalte wird bis Ende des Jahres mit HD-readyfähigen Flachbildschirmen ausgestattet sein. Der anhaltende Trend zu immer größeren Diagonalen erfordert Signale mit höherer Auflösung, also HDTV«, erklärt Christoph Dassau, Director Consumer Electronic Group bei Ingram Micro. Doch der hochgerüstete TV-Bolide ist ohne entsprechendes Programmangebot nur halb so gut. »Mit Ausnahme von Premiere und einigen ausländischen Sendern über Satellit können Konsumenten keine HD-Inhalte empfangen«, beklagt Andreas Trautner, Business Manager PC Components bei Tech Data. Immerhin wollen nun ARD und ZDF bis 2010 HDTV einführen (CRN berichtete in Ausgabe 13/2008, S. 44). Christoph Dassau sieht jedoch auch noch großen Beschaffungsbedarf bei den Haushalten: »Nicht einmal neben jedem zehnten HDready- TV-Gerät steht auch ein HDTV-Tuner oder HD-Player. Wir stehen in Deutschland also noch am Beginn der Ausstattung mit der benötigten Hardware, die wiederum Grundvoraussetzung ist, damit die Fernsehanstalten flächendeckend ein breites Publikum erreichen können.«

Mit fehlenden Inhalten ist der Handel allerdings eines der wichtigsten Verkaufsargumente beraubt. »Die Möglichkeit, hochauflösendes Fernsehen mit gestochen scharfen Bildern zu empfangen, wäre für Zuschauer ein guter Grund umzusteigen. Denn HDTV bietet mit einem entsprechenden Fernseher – HD Ready oder Full HD – einen echten Mehrwert und ein ganz neues Fernseherlebnis. Das alleinige Argument einer größeren Programmvielfalt reicht nicht aus, um die Zuschauer zu einem Wechsel zum digitalen Fernsehen zu motivieren«, gibt Hans-Jürgen Schneider, Vertriebschef beim Multimedia-Distributor Dexxit, zu bedenken.

Michael Binkert von BHS Binkert sieht durch die Zurückhaltung der Sendeanstalten Chancen für Triple-Play- und Pay-TVAngebote. »Vor allem im Lager der Internet- Provider dürften Pay-per-View-Modelle deutlich zulegen, nachdem die notwendigen Bandbreiten jetzt technisch realisiert sind, wenn auch bei weitem nicht flächendeckend. Wer die technischen Voraussetzungen erfüllt, wird sich sicherlich Filme in bester Qualität über das Netz holen wollen, zumal wenn sich beim frei empfangbaren HDTV nicht wirklich etwas bewegt«, glaubt der BHS-Chef. »Die Digitalisierung der Empfangswege schreitet voran, obwohl leider nicht in dem Tempo, die für den Markt wünschenswert wäre. Ein weiterer Aspekt der Digitalisierung ist beispielsweise die Interaktivität, die bei IPTV möglich wird«, ergänzt Jasmin Bechler, Senior Customer Marketing Manager bei Philips Consumer Lifestyle.