Die Internationale Automobilausstellung beginnt am 6. September an ihrem neuen Standort München mit neuem Konzept als Verkehrsmesse IAA Mobility. Selten war die Themenfülle so groß. Doch muss sich zeigen, ob die Messe relevant bleibt. Und es gibt Protest.
Nicht nur auf dem Messegelände, sondern auch in der Stadt will die Branche über Wege zur Klimaneutralität und über die Vernetzung der verschiedenen Verkehrsträger sprechen. Es soll – nach abflauendem Interesse bei der bislang letzten Ausgabe 2019 in Frankfurt – keine PS-Schau in geschlossenen Hallen mehr sein, sondern eine Messe zum Ausprobieren und Diskutieren. Jedoch ist der Erfolg des Vorhabens noch offen. Zudem fehlen wichtige Aussteller wie Toyota und Stellantis beim wichtigsten Branchentreffen. Und Umweltschützer halten auch die neue IAA für ökologisch unzeitgemäß.
Am ersten Tag stellen sich die Hersteller und Zulieferer zunächst der Presse. Am Dienstagnachmittag soll Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Messe eröffnen. Ab dann starten auch die Präsentationen auf mehreren Plätzen mitten in München sowie Testfahrten für Besucher: Erstmals können sie auf einer IAA rund 250 neue Fahrzeuge auf Straßen und einem Autobahnteil zwischen Stadt und Messegelände probeweise fahren, darunter hochautomatisierte Wagen und solche mit Wasserstoffantrieb. Fahrräder und E-Scooter werden ebenso gezeigt und getestet. Unter den Ausstellern sind erstmals auf einer IAA rund 70 Fahrradhersteller.
Klimaaktivisten haben dessen ungeachtet zu Protesten aufgerufen. Sie sehen die IAA als Autotreffen mit „grünem Deckmantel“. Zu Demos zum Abschluss am kommenden Samstag werden Zehntausende Menschen erwartet. Einige Greenpeace-Aktivisten erschienen schon am Sonntag vor der Veranstaltungshalle des VW-Konzernabends mit einem Plakat, das ein ölverschmiertes Logo des Autobauers zeigte. Ihrer Ansicht nach tut Volkswagen als riesiger Volumenhersteller – das Unternehmen ist allein für gut ein Prozent des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich – trotz des Hochlaufs der E-Mobilität und Milliardeninvestitionen nach wie vor zu wenig. Die Verkehrsexpertin der Umweltorganisation, Marion Tiemann, übergab Vorstandschef Herbert Diess die Klageschrift zum Verfahren, das Greenpeace zusammen mit der Deutschen Umwelthilfe in der vergangenen Woche angekündigt hatte. Gefordert wird unter anderem, dass VW spätestens 2030 gar keine Verbrenner mehr verkauft.
„Der Dekarbonisierungspfad von VW ist nicht mit dem Ziel kompatibel, dass die globale Temperatur durch den Treibhauseffekt um höchstens 1,5 Grad steigen darf“, meinte Tiemann. Sie sprach mit Diess, der sich offen für eine Debatte zeigte, kurz über die Klimapolitik in verschiedenen Ländern. Der VW-Chef betonte, man tue schon viel – der Umstieg zu Öko-Energien sei aber nicht nur eine Aufgabe der Autoindustrie.
Im Hintergrund prägt auch die Corona-Pandemie die IAA, deren Pkw-Ausgabe sich jährlich mit der Nutzfahrzeug-Ausgabe in Hannover abwechselt. Die Veranstalter vom Verband der Automobilindustrie (VDA) und der Messegesellschaft München werten es schon als Erfolg, dass sie überhaupt stattfinden kann. Alle Besucher und Aussteller der Mobilitätsschau müssen genesen, geimpft oder getestet sein.