Arcandor-Insolvenz verschärft Krise bei Etailer Myby

IT-Portal Myby: Abwicklungsfall schon vor Arcandor-Pleite

17. Juni 2009, 7:30 Uhr | Martin Fryba

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Arcandor-Chef Eick räumt auf

Viele Hoffnungen können sich die Mitarbeiter von Myby aber nicht machen. Denn bereits vor der Insolvenz hatte Arcandor- Chef Karl-Gerhard Eick bei Primondo aufgeräumt und einen Teil der Geschäfte in ein neues Vorstandsressort ausgelagert, um es »weiterzuentwickeln«, was nichts anderes heißt als abzustoßen oder stillzulegen. Zu solchen, nicht mehr zum Kerngeschäft von Arcandor gehörenden Bereichen, gehört der stationäre Einzelhandel von Quelle mit 115 Technikcentern, 1.500 Quelle-Shops, Foto Quelle, der technische Kundendienst von Profectis, Kundenzentren sowie ein Logistiklager in Linz.

Ein Abwicklungsfall innerhalb der Primondo GmbH ist auch die einzige ausschließlich über das Internet handelnde Firma Myby. Noch Anfang Januar dieses Jahres, als CRN über Lieferschwierigkeiten bei Myby berichtet hatte, stärkte Arcandor Myby demonstrativ den Rücken. Damals stand noch Thomas Middelhoff an der Spitze von Arcandor, sein Nachfolger, der Telekom- Finanzvorstand Eick, handelte indes schnell und setzte Myby auf die Abwicklungsliste.

Eicks Einstellung gegenüber IT-Online-Shops kommt nicht von ungefähr: Dass ein Online- Portal kaum ein lohnendes Geschäft ist, davon konnte sich Eick bei der Telekom selbst überzeugen. Eine Verbündete im Geiste, die bei T-Systems Gleiches erfahren hatte, fand Eick in Zvezdana Seeger. Die vormals für die Sparte Systemintegration bei T-System verantwortliche Managerin beauftragte Eick mit dem Vorstandsressort ATRYS, also den Abwicklungsfällen bei Primondo, zu denen auch Myby gehört.

Wie vor einigen Wochen bekannt wurde, erzielte der Ende 2007 an den Start gegangene Etailer im ersten Jahr seines Bestehens zwar einen Umsatz von respektablen 18 Millionen Euro, meldete jedoch für den gleichen Zeitraum einen Verlust von nicht weniger als 21 Millionen Euro.

Eine Möglichkeit wäre die komplette Übernahme von Myby durch den Gesellschafter Axel Springer, doch winkte man dort bereits ab: Springer werde die Firma nicht alleine weiterführen, so ein Sprecher des Medienkonzerns gegenüber dem Infodienst New Business.

Ob der Etailer tatsächlich wie geplant bereits in Kürze wieder online gehen kann, steht somit in den Sternen. Im Gespräch mit CRN schätzte Myby-Geschäftsführer Daniel Boldin die Chancen seines Unternehmens vor einigen Wochen noch recht optimistisch ein: »Ich gehe davon aus, dass wir genug Zeit haben, um den Weg zur Profitabilität weiterzugehen «, so der Chef des Etailers damals. Jetzt müsste dafür schon ein kleines Wunder geschehen. Einen Insolvenzantrag hat Myby nach letztem Stand der Dinge bis Montag Vormittag noch nicht gestellt, bestätigte das Amtsgericht Düsseldorf auf Nachfrage von Computer Reseller News.


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